Der 80-jährige Günther Raßloff aus Wiesenfeld blickt auf seine bewegte Lebensgeschichte zurück

Gastbeitrag von Richard Veltum

Am 28. Januar 1944 erblickte Günter Raßloff in Erfurt das Licht der Welt. Sein Vater Alfred war Eisenbahner und die Mutter Erika sorgte zusätzlich als Schneiderin für den Lebensunterhalt der Familie.

Günter wuchs gemeinsam mit seiner Schwester Evelyn und Bruder Dieter in Erfurt auf. In Erfurt besuchte er die Grundschule und erlernte danach den Beruf eines Spitzendrehers. Anschließend absolvierte er den 18-montlichen Grundwehrdienst bei der Bereitschaftspolizei Berlin.

Übrigens die Bezeichnung „Echte Erfurter Puffbohne“ nimmt er nicht übel, ist sogar stolz über diese humorvolle historische Benennung der Erfurter.

Günter Raßloff gehörte keiner Partei an. Sein Hobby war schon immer der Sport und das Fahrradfahren. Diese Sportart war und ist auch heute noch seine Lieblingsbeschäftigung.

Nach seiner Armeezeit arbeitete er wieder als Facharbeiter als Spitzendreher und qualifizierte sich in einem vierjährigen Fernstudium zu einem Ingenieur-Ökonom Pädagogen /Maschinenbau. Bis zur politischen „Wende“ war er in Erfurt, im damaligen Kombinat „Fortschritt“ als Facharbeiter/Ingenieur beschäftigt.

Nach der Auflösung des Kombinats wurde er 1990 in die Arbeitslosigkeit entlassen. Hier wurde er als Spitzendreher/Monteur nicht mehr gebraucht. Sein Betrieb wurde in Erfurt geschlossen, alle Beschäftigten wurden entlassen.

In Eigeninitiative und mit mehreren Bewerbungen suchte Günter deutschlandweit eine neue Beschäftigung. Zunächst fand er in Hessen, Frankfurt/Main in der „Henninger Brauerei“ eine Arbeit als Monteur.

Ab April 1999 fand Günter Raßloff in Hünfeld, relativ heimatnah, eine neue Arbeitsstelle bei der Firma Stroh. Hier arbeitete er in seinem Fach als Spitzendreher.

Am 28. Januar 2000 heiratete er seine große Liebe Brigitte Hermsdorf aus Bad Salzungen. Nun begann für die Eheleute ein neuer Lebensabschnitt. Brigitte arbeitete im damaligen VEB Kaltwalzwerk als Buchhalterin. Das Ehepaar wohnte damals in Bad Salzungen.

Im gleichen Jahr erhielt er von seiner Fachärztin die Hiobsbotschaft, dass er Nierenkrebs hat. Von nun an nahm das Leben für ihn und Ehefrau Brigitte einen völlig anderen Verlauf.

Viele Träume und Wünsche fanden durch diese lebensgefährliche Krebserkrankung ein abruptes Ende. Nach einer erfolgreichen Nierenoperation (eine Niere wurde entfernt), begannen Widereingliederungs- REHA Maßnahmen.

Günter musste in den Jahren 2013 und 2017 auch zwei akute Lungenembolien überstehen. Zu dieser Zeit war Günter 56 Jahre und vor ihm lag die größte Herausforderung seines Lebens.

Mit diesem neuen veränderten Gesundheitszustand musste Günter nun leben. Er fand dabei große Hilfe und Unterstützung von seiner Ehefrau Brigitte und Familie. Sie machten ihm Mut, diesen Neuanfang zu meistern.

Günter Raßloff hatte nach langwierigen Behandlungen und REHA Aufenthalten nun erfolgreich den Krebs besiegt.

An dieser Stelle gebührt seiner Hausärztin Frau Dr. Lotter in Ransbach/Hessen und ihrem Praxisteam Dank und Anerkennung für die gute ärztliche Betreuung.

Er kam auf die Idee, mit der gewonnenen Zeit und dem neu geschenkten Leben seinen persönlichen Rekord aufzustellen. Kilometermäßig wollte er den Äquator (40.000 km) mit seinem Tourenrad, ohne E-Antrieb umrunden.

Sein gestecktes Ziel erreichte er am 11.06.2008 mit Unterstützung seiner Ehefrau um 12:58 Uhr, am Saaleradweg in Bad Dürrenberg, mit seinem Mountainbike.

In seinem Nachweisbuch standen nun 40.076,592 Km. Dieses Ziel hat er in fünf Jahren auf unterschiedlichen Fahrstrecken erreicht. Somit hat Günter Raßloff kilometermäßig den Äquator umrundet. Diese Fahrleistung absolvierte er auf seinem Tourenrad ohne Elektro-Antrieb.

Zweiflern sei gesagt, dass alle Fahrten, in Zeiten und Längen genauestens dokumentiert sind. Sein persönliches Fahrtenbuch gehört nunmehr zum Familienschatz.

Um nur einige Länder zu nennen, die er mit dem Fahrrad passiert hat: Deutschland, Österreich, Italien, Schweiz, Frankreich, Holland, Kroatien, Dänemark, Schweden, Tschechien und Ungarn.

Ehefrau Brigitte fungierte hierbei als Reiseleiterin. Sie plante die Reisen am Computer. Sie fuhr mit dem PKW als Begleitung und war immer Günters „Schutzengel“ auf den jeweiligen Touren.

Sie versorgte ihren Günter mit Speisen und Getränken, plante zudem die Pausen und Übernachtungen in den jeweiligen Unterkünften.

Ein weiteres Dankeschön richtete der Jubilar auch an die Mitarbeiter des Geisaer Abels‘- Fahrradladen. Mit ihrem vorbildlichen Reparatur-Service konnte Günter Raßloff viele Länder in Europa und „Äquator-Umrundung“ sicher mit seinem Tourenrad befahren.

Im April 1999 verzog das Ehepaar von Bad Salzungen nach Wiesenfeld/Rhön, um näher an seiner Hünfelder Arbeitsstelle zu sein.

Nun kam auch noch eine neue Hüft- Erkrankung auf Günter zu. 2008 erhielt er eine neue linke Hüfte und später 2019 musste er sich einer weiteren Operation unterziehen und erhielt auch noch eine künstliche rechte Hüfte.

Nach der REHA arbeitete er wieder bis 2004 als Spitzendreher in der Hünfelder Firma. Dann ging er aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand.

Günter zog nunmehr ein erfolgreiches Resümee. Er hat in 20 Jahren 142.000 km mit seinem Fahrrad einschließlich Hometrainer (Winter) absolviert.

Aktiver und erfüllter kann man sich sein Leben wohl kaum vorstellen, wie Günter Raßloff es praktiziert. Er ist heute noch humorvoll, aufgeschlossen und zielstrebig und zeichnet sich durch Durchhaltevermögen aus.

Er betreut liebevoll seine Ehefrau Brigitte. Seinen 80. Geburtstag beging er im Kreise seiner Familie und Freunde. Ortsteilbürgermeister Michael Kehl (CDU) überbrachte dem Jubilar herzliche Glückwünsche, auch im Namen der Geisaer Stadtverwaltung.