Gastbeitrag von Anja Nimmich
Laut der neuen Forsteinrichtung ist der Geisaer Kommunalwald gut aufgestellt. Kritik gibt es an der geplanten Änderung der Biosphärenreservats-Verordnung, die die Kommune bei der Bewirtschaftung weiterhin einschränken würde.
Insgesamt 1.200 Hektar Wald hat die Stadt Geisa und zählt damit zu den waldreichsten Kommunen Thüringens. Alle zehn Jahre wird in Thüringen mit einer sogenannten Forsteinrichtung der Waldzustand erfasst, durchgeführte Forstmaßnahmen kontrolliert und eine Planung für die nächsten zehn Jahre aufgestellt.
Diese Forsteinrichtung wurde nun vom stellvertretenden Forstamtsleiter Sven Pfeifer und Johannes Liebscher von OGF den Stadträten von Geisa vorgestellt.
„Der kommunale Wald gliedert sich auf in 1.109 Hektar Holzbodenfläche und 96 Hektar Nichtholzbodenfläche“, erklärte Johannes Liebscher. Von den 1.109 Hektar können laut aktueller Bestandsaufnahme 939 Hektar genutzt werden.
Die anderen Flächen sind zu großen Teilen naturschutzrechtlich belegt und werden forstlich nicht genutzt. Aktuell sind 47 Hektar durch Windwurf und den starken Borkenkäferbefall entstanden, die sogenannten Blößen, d.h. baumfreien Flächen.
Das macht insgesamt gesehen eine Fläche von 4 Prozent aus. Ein Großteil der Waldfläche der Stadt Geisa liegt in Landschaftsschutzgebieten. 868 Hektar werden von der Entwicklungszone und 324 Hektar von der Pflegezone des Biosphärenreservates Rhön umfasst.
„42 Prozent der Bäume sind Buchen, weitere 20 Prozent Harthölzer, 19 Prozent Kiefer und 12 Prozent Fichte“, berichtete Sven Pfeifer. Lärche und Eiche spielen mit drei sowie zwei Prozent eine untergeordnete Rolle.
„Im Vergleich zur Bestandsaufnahme von 2015 gab es beim Hartlaubholz einen Zuwachs von vier Prozent“, so der stellvertretende Forstamtsleiter.
Vor allem die Fichte sei durch den starken Borkenkäferbefall um fünf Prozent weiter rückläufig, gefolgt von der Kiefer deren Bestand sich um zwei Prozent verringerte.
„Die letzten vier Jahre waren durch Trockenheit und Borkenkäfer sehr herausfordernd für uns“, berichteten die beiden Revierförster Matthias Schorr und Sven Roos.
„Insgesamt haben wir aktuell zwei Drittel Laubholz und ein Drittel Nadelholz“, fasste Pfeifer zusammen. Dies komme den Zielen der Stadt Geisa eines nachhaltigen Waldes, der jedoch auch wirtschaftlich genutzt werden könne, sehr nahe.
Starker Bestand an alten Bäumen
Die Verteilung der Bäume nach Altersklassen ist recht ausgeglichen. „Allerdings haben wir ab 120 Jahren einen starken Bestand, der in den folgenden Jahren, dort wo es möglich ist, abgebaut und anschließend verjüngt werden sollte“, so Pfeifer.
Besonders Bäume mit einem Alter über 200 Jahre sind anfälliger und können schneller ausfallen. Um Folgekosten zu vermeiden, sollte auch der Bestand an überalterten Kieferbeständen rechtzeitig verjüngt werden.
Darüber hinaus muss die Stadt sich auf die Wiederbewaldung der Blößen konzentrieren. Insbesondere bei der Buche gibt es eine starke Naturverjüngung, aber auch Esche und Weißtanne zeigen sich im Unterstand.
Während die Oberstände, sprich die ausgewachsenen Bäume, vor allen Dingen mit Sturm, ehemaliger Harzung, Trockenheit, Pilzen und Insekten zu kämpfen haben, werden die Unterstände meist von Verbiss- und Fegeschäden heimgesucht.
„Eine richtige Bejagung ist hier sehr wichtig“, betonte Pfeifer. Etwa 90 Hektar der Waldschäden sind auf Trockenheit zurückzuführen, 70 Hektar Schäden entstanden durch Insekten, allen voran durch den Borkenkäfer. Zehn Hektar fielen aufgrund von Windwürfen aus. Die 47 Hektar Blöße könnten als Chance gesehen werden.
„Hier können wir effektiven Waldumbau betreiben und uns breiter aufstellen“, sagte der stellvertretende Forstamtsleiter. Nicht auszuschließen sei, dass die verbleibenden 100 Hektar Fichtenbestand in den nächsten Jahren abgehen.
„Die Bäume müssen dann zwangsentnommen werden, wodurch für die Stadt unerwartete Erlöse entstehen, welche zwingend in die kostenintensive Wiederbewaldung der Flächen investiert werden sollten“, so Pfeifer.
„Stärken des Geisaer Stadtwaldes sind der große zusammenhängende Forstbetrieb, eine gesunde Altersstruktur mit einem hohen Anteil von starken verkaufsfähigen Bäumen“, fasste Sven Pfeifer die Daten der Forsteinrichtung zusammen.
Weiterhin positiv sind die verschiedenen Baumarten im System und eine gute Naturverjüngung, die widerstandsfähiger bei Trockenheit ist. Da die Naturverjüngung sehr stark durch die Buche dominiert wird, bestehe langfristig die Gefahr, dass man sich zu einem reinen Buchenbetrieb entwickeln könne.
„Monokulturen unabhängig von der Baumart können schneller ausfallen“, erklärte Sven Pfeifer. Bürgermeisterin Manuela Henkel bestätigte dies aus Gesprächen mit hessischen Kommunen, die jetzt schon Probleme mit dem Buchensterben hätten.
„Es ist immer besser, wenn wir breit aufgestellt sind“, so die Bürgermeisterin. Auch bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung sei von einem reinen Buchenbetrieb abzuraten, da dadurch die Erlöse langfristig sinken. Das Wirtschaftsziel im Kommunalwald sollte eine Bewirtschaftung unter Ausnutzung maximal natürlicher Prozesse sein.
„Pflege- und Ernteeingriffe sollen moderat vorgenommen werden, damit keine großen Lücken im Kronendach entstehen, sondern das Bestandsinnenklima erhalten bleibt und der Boden sowie die Stabilität des Waldes geschont werden“, betonte Sven Pfeifer.
Die Baumbestände sollen langfristig in Bestände mit ausreichend standortgerechten Mischbaumarten entwickelt werden. Bei den aktuell baumfreien Flächen wird auf eine Kombination von Natur- und Kunstverjüngung gesetzt. Beim Waldumbau will man auch einen Nadelholzanteil einplanen.
Bürgermeisterin Manuela Henkel: „Wir wollen mit dem Wald auch noch Geld erwirtschaften und eine nachhaltige Bauindustrie braucht auch künftig Nadelholz.“
Laut Forsteinrichtung sollen in den kommenden Jahren 396 Hektar durchforstet werden. Der Hiebsatz (die Entnahmemenge Holz/ha pro Jahr auf Betriebsebene) sinkt allerdings im Vergleich zu 2015 von 6,2 Erntefestmetern pro Hektar/Jahr auf 4 Erntefestmeter. Dazu steigt der Zuwachs im Wald von 5,8 Erntefestmeter pro Hektar/Jahr auf 6,6 Erntefestmeter.
„Bedeutet für uns als Stadt in der Zukunft: mehr Wald, aber weniger Einnahmen“, fasste es Manuela Henkel zusammen. Damit trage die Stadt Geisa zum Schutz des Klimas bei, denn Wälder binden CO2.
„Für die Aufforstung sollte der Staat mehr Fördergelder bereitstellen“, forderte Henkel. Hieße aber auch im Gegenzug, dass eine Vergrößerung der Kernzone des Biosphärenreservates um weitere Waldflächen mehr CO2 freisetzen würden.
„Wald, der verrottet setzt viel CO2 frei, dass in die Atmosphäre gelangt und damit nach aktueller Meinung das Klima schädigt“, berichtete Henkel.
Wiederaufforstung mit anderen Baumarten
Insgesamt sollen 48 Hektar durch Naturverjüngung, allen voran durch Buche und 52 Hektar durch Wideraufforstung erneuert werden. „Bei der Wiederaufforstung empfehlen wir im Nadelholzbereich Douglasie, Küstentanne, Europäische Lärche und Weißtanne“, sagte Sven Pfeifer.
Vor allen Dingen hätten regionale Studien gezeigt, dass die Douglasie der Trockenheit besonders gut trotze und im Anbau auch noch sehr kostengünstig sei und gute Erlöse bringe. Die Küstentanne sei gegenüber dem Borkenkäfer und auch bei Sturm sehr resistent.
„Douglasie und Küstentanne sind allerdings keine regionalen Baumarten und wären nach der aktuell geplanten Änderung der Biosphärenreservats-Verordnung in der Pflegezone verboten“, berichtete Bürgermeisterin Manuela Henkel.
Geisas Stadträte waren sich jedenfalls einig, dass in herausfordernden Zeiten der Veränderungen man vor Ort flexibel reagieren müsse.
„Die Stadt Geisa setzt beim Waldumbau auf Nachhaltigkeit und trägt damit auch zum sogenannten Klimaschutz bei“, betonte die Bürgermeisterin.
„Einseitige ideologische Entscheidungen bringen uns nicht weiter, wir brauchen pragmatische Lösungen unter Einbezug der Fachleute vor Ort.“