Gastbeitrag von Sandra Blume
Wasserstoff taucht zunehmend im öffentlichen Diskurs der Energieversorgung auf und gewinnt an Bedeutung als ein Energieträger und Speichermedium für Strom aus erneuerbaren Energien.
Insbesondere für energieintensive Unternehmen mit einem hohen Wärmebedarf sowie im Logistik- und Schwerlastverkehr sind die Möglichkeiten der Elektrifizierung begrenzt. Hier kann Wasserstoff eine Lösung sein.
Wie groß das Interesse daran im Wartburgkreis ist, zeigt sich an der aktuellen Zusammenarbeit des Landkreises mit Unternehmen aus der Region um Vacha, Bad Salzungen und Barchfeld-Immelborn sowie angrenzender Gebiete. Gemeinsam wird eine Planung für den Aufbau einer dezentralen Wasserstoffinfrastruktur erstellt.
Am 22. Februar fand dazu ein Informations- und Auftakttreffen im Landratsamt in Bad Salzungen statt, an dem zwölf regionale Unternehmen teilnahmen, die das breite Spektrum der Industrie, Energiewirtschaft, Logistik, Abfallwirtschaft und des ÖPNV abdecken.
Sie waren bereits im Laufe der ersten Wasserstoff-Potenzialstudie zu einem regionalen Wasserstoffnetzwerk zusammengekommen. Darüber hinaus nahmen an der Veranstaltung auch Vertreter der Kommunen, in denen die Unternehmen ansässig sind, und des Landkreises Schmalkalden-Meiningen, in den die Projektregion hineinreicht, teil.
Seitens des Landes waren Vertreter der Thüringer Energieagentur, des Thüringer Umweltministeriums und der Thüringer Aufbaubank anwesend.
Landrat Krebs stellte in seiner Eröffnungsrede heraus, wie bedeutsam es ist, sich vorausschauend mit der zukünftigen Energieversorgung zu beschäftigen, als Beitrag zur Sicherung des Wirtschaftsstandortes und zum Klimaschutz.
Dies ist laut Krebs nur durch ein gemeinsames, regionales Netzwerk zu meistern, dass sich erfreulicherweise nun gebildet hat und noch erweitert werden soll.
Privatwirtschaftliche sowie auch kommunale Betriebe beschäftigen sich bereits seit einigen Jahren mit dem Thema Wasserstoff und welche Rolle dieser für das eigene Unternehmen als Energie- und Kraftstoffträger übernehmen kann.
Dabei wurden erste fachliche Kompetenzen und Strategien entwickelt. Der Wartburgkreis strebt nun an, die Akteure und das Fachwissen in der Region zu vernetzen, um in eine realistische und bedarfsorientierte Umsetzung zu kommen.
Aber auch die überregionale Vernetzung innerhalb des ganzen Landkreises sowie mit den angrenzenden Landkreisen und Wasserstoffinitiativen in Thüringen und Hessen ist ein wichtiger Baustein für eine stimmige und effiziente Infrastruktur.
Für den Wartburgkreis gibt es gute Gründe, sich des Themas Wasserstoff aktiv anzunehmen. Die energieintensivsten Sektoren des Landkreises sind mit je einem Drittel der Verkehr und die Industrie, die beide im Mittelpunkt der Wasserstoffdebatte stehen.
Dies ist unter anderem durch die zentrale Lage des Wartburgkreises in Deutschland an wichtiger Verkehrsinfrastruktur zu erklären. Diese bietet zukünftig den Vorteil, an einem Teilnetz des geplanten bundesweiten Wasserstoffkernnetzes zu liegen.
Für dieses wird eine bestehende Gasleitung entlang der A4 und der Grenze zwischen dem Wartburgkreis und Landkreis Hersfeld-Rotenburg zur Wasserstoffleitung umgerüstet.
Bei der Zusammenarbeit des Wartburgkreises mit den regional ansässigen Unternehmen soll nun bis Ende 2025 für die Region von Vacha über Bad Salzungen und Barchfeld-Immelborn bis an die Landkreisgrenzen zu Schmalkalden-Meiningen und Hersfeld-Rotenburg eine konkrete Detail- und Umsetzungsplanung erfolgen.
Dafür stehen bis zu 120.000 Euro Fördermittel durch das Landesförderprogramm Klima Invest zur Verfügung.
Im Rahmen der investitionsvorbereitenden Planung werden u.a. die folgenden Fragen für die Pilotregion geklärt und hierzu Maßnahmen mit einem Zeitplan zu Umsetzung ausgearbeitet:
Welche Dimensionen und Standorte sind für die technischen Anlagen wie Elektrolyse und Tankstellen geeignet?
Wie kann auf kurzen Wegen grüner Strom zu Wassersproduktion geliefert werden?
Welche Prognosen und Dynamiken sind für den Verbrauch von Wasserstoff und der Nebenprodukte, die bei der Erzeugung anfallen, zu erwarten?
Wie wirtschaftlich kann die Verwendung und Vermarktung von Wasserstoff sein, hinsichtlich der zu tätigen Investitionen in die notwendige Infrastruktur?
Die Hintergründe
Anfang 2022 wurde der Wartburgkreis beim Bundesförderwettbewerb HyLand des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr zur HyExpert-Region gekürt und wurde somit eine von 58 Wasserstoffregionen in Deutschland,
Im Sommer 2023 wurde nach einem Jahr Bearbeitungszeit ein Gesamtkonzept zu den Potenzialen und regionalen Schwerpunkten für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft im Wartburgkreis fertiggestellt.
Dieses erstreckte sich über den Wartburgkreis und den Unstrut-Hainich-Kreis, da es zu diesem Zeitpunkt in beiden Landkreisen bereits konkrete Überlegungen und Planungen verschiedener Akteure zur Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff gab.
Ergebnis der Potenzialstudie war die Darstellung aktueller und zukünftiger Bedarfe und Abnehmerstrukturen von Wasserstoff in der Region sowie die Identifizierung von vier Fokusregionen, von denen sich eine als Pilotregion für die Umsetzungsplanung herausgebildet hat.
Für Fragen zum Wasserstoffprojekt sowie den Interessenten, die sich am Netzwerk beteiligen möchten, stehen im Amt für Kreisplanung des Wartburgkreises als Ansprechpartnerinnen Maika Baldauf und Dr. Maxi Domke zur Verfügung: 03695-616301, klimaschutz@wartburgkreis.de.