Gastbeitrag von Kerstin Schuch
Wenn morgens der Wecker klingelt, wird man aufgeweckt, der Tag und das Leben starten. Ähnlich war es beim Chorprojekt „ganz schön aufgeweckt“: Kantor Thomas Nüdling, Initiator und Leiter der erfolgreichen Projekte von „Der Chor“, hatte eingeladen, an drei Proben und zwei Auftritten teilzunehmen und über 100 Menschen aus Nah und Fern haben diese Einladung angenommen.
Am vergangenen Wochenende wurden mit dem in den Proben erarbeiteten Programm zwei Gottesdienste in Hilders und Tann gestaltet. Es waren Gottesdienste voller Leben – inhaltlich wie musikalisch.
Prof. Dr. Christoph Gregor Müller feierte den katholischen Gottesdienst in Hilders. Er schaute ausgehend vom Evangelium des Sonntags (Johannesevangelium, Kapitel 3, Verse 14-21) auf den dort fragenden Nikodemus, in dessen Agieren man auch die eigenen Lebensfragen finde. Müller riet zu drei Schritten des Mitagierens mit Nikodemus für heute.
Erstens: Freiheit des Einzelnen mit ehrlichem Blick auf dessen Fragen, Entwicklungen, Brüchen und Möglichkeiten. Zweitens: Erkenntnis dessen, was fehle und daher notwendig sei. Drittens: Als Resümee dessen die Hingabe als Weg mit Christus – wie Nikodemus, der damit das wahre Leben mitten in seinem eigenen Leben gesucht hätte.
Als Basis seiner Predigt im evangelischen Gottesdienst der Tanner Stadtkirche diente Pfarrer Klaus-Dieter Inerle die Verleugnung des Petrus (Lukasevangelium, Kapitel 22, Verse 54-62).
Am Beispiel des selbstsicheren und aufgeweckten Petrus, der um keine Antwort verlegen war, werde deutlich, wie schnell Menschen sich überschätzen und scheitern würden.
Aber gleichzeitig erlebten sie im Glauben, dass in ihrer Beziehung zu Gott immer ein Neuanfang möglich sei. So würde Petrus neue Verantwortung übertragen: „Er sollte in der Kirche eine besondere Rolle spielen und wurde so zum neuen Leben auferweckt“, so Inerle.
„Der Chor“ wurde von einer Band mit Ute Körnung (Saxophon), Thomas Frühinsfeld (Schlagzeug) und Thomas Nüdling, der vom Klavier aus das musikalische Geschehen leitete, begleitet.
Das „Kyrie“ von Friedel Hary war überaus erfrischend. Frauen- und Männerstimmen warfen sich kurze und knackige Melodiefloskeln zu, die dann in einen gemeinsamen und beeindruckenden Kyrie-Ruf mündeten.
Die Ballade „Die Zeit mit Himmelsfarben färben“ (Peter Reulein und Eugen Eckert) rief auf, das Leben im Sinne des Evangeliums zu prägen und die Welt mit dem zu färben, was den Himmel ausmache. Die kraftvolle Melodie war geprägt von einer solch emotionalen Schönheit, dass das Fazit des Liedes bestens zur Geltung kam: „Vom Leben singen noch im Sterben“.
Thomas Nüdling hatte eine eigene Bearbeitung des modernen Passionsliedes „Holz auf Jesu Schultern“ beigesteuert: Mit der Kombination von Aussagen aus dem Glaubensbekenntnis verlieh er dem Lied theologische Tiefe und eine hoffnungsvolle Perspektive für das Leben.
Am Schluss der beiden Gottesdienste stand der von Liturgen und Chor gemeinsam erbetene Segen: Während „Der Chor“ Josef Schäfers „Der Herr segne und behüte uns“ sang, spendeten Christoph Gregor Müller und Klaus-Dieter Inerle den Segen.
Mit lang anhaltendem Applaus bedankten sich die zahlreichen Gottesdienst-Besucher bei allen Mitwirkenden für ihr inspirierendes und vitalisierendes Wirken.
Das nächste Projekt „Quelle des Lebens“ startet im Juni. Geprobt wird jeweils sonntags (2., 9. und 16. Juni) von 18 bis 19:15 Uhr in der Stadtkirche Tann. Auftritte sind dann in Tann (Samstag, 22. Juni 2024, 19 Uhr) und Geisa (Sonntag, 23. Juni 2024, 10 Uhr).