Der Biber & die Folgen für heimische Gewässer – Große Resonanz bei Vortrag

Gastbeitrag von Lea Hohmann

Wie wirkt sich die Aktivität des Bibers im Landkreis Fulda auf unsere heimischen Gewässer aus? Im Rahmen eines gemeinsamen Vortrags des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön und des Aquarien- und Terrarienvereins „Scalare“ e. V. haben sich kürzlich Gewässerwarte und zahlreiche Interessierte über den aktuellen Verbreitungsstand des Bibers und dessen Bedeutung für die Ökosysteme informiert.

Philipp Kirchlechner, Förster im Forstamt Fulda, und Christioph Dümpelmann, Fischereibiologe und langjähriger wissenschaftlicher Betreuer der Rhöner Fließgewässer, informierten in den Räumlichkeiten des Vereins in Fulda die rund 40 Besucher.

Philipp Kirchlechner beleuchtete in seinem Vortrag die Historie und die Biologie des Bibers. Nach der Eiszeit konnte das Nagetier fast ganz Europa erobern, wurde dann aber insbesondere durch die Jagd nahezu ausgerottet.

In Deutschland überlebte nur eine kleine Population an der Elbe. In Hessen gab es über 300 Jahre lang keine Biber. Dank strengem Schutz hat das Nagetier nun rund 75 Prozent der hessischen Landesfläche zurückerobert.

Aktuell wird hessenweit von 1200 Bibern in 350 Revieren ausgegangen. Allein im Landkreis Fulda leben heute über 200 Tiere in mindestens 100 Revieren.

„Wo der Biber ist, explodiert die Artenvielfalt“

Kirchlechner betonte, dass der Biber von unschätzbarem Wert für die Biodiversität sei: „Er ist quasi ein Baumeister der Artenvielfalt. Durch die Arbeit des Bibers entstehen neue Lebensräume im und am Wasser, er renaturiert Fließgewässer auf natürliche Art und fördert die natürliche Gewässerdynamik“, so der Förster.

Zudem sorgt der Biber dafür, das Wasser in der Fläche zu halten, fördert die Grundwasserbildung und fängt Hochwasserspitzen ab.

„Wo der Biber ist, explodiert die Artenvielfalt - Insekten, Fische, Amphibien und viele weitere Tierarten profitieren vom Biber“, so Lechner.

Dennoch wies der Förster auch auf Konflikte hin, die mit der Rückkehr des Bibers einhergehen: „Wiesen und Wald werden unter Wasser gesetzt, Bäume gefällt, Böschungen unterhöhlt und Abflüsse verstopft.

Hier gilt es individuell Lösungen zu finden. So sei laut Lechner seitens des Landes Hessen noch für dieses Jahr eine Biber-Billigkeitsrichtlinie geplant, die Entschädigungen ermöglichen soll.

Entstehung neuer Lebensräume

Im anschließenden Vortrag von Christoph Dümpelmann thematisierte der Biologe weitere Auswirkungen auf die Gewässer und die Gewässerfauna.

„Nicht zu übersehen sind die Biberdämme, die zu einem Wasseraufstau von bis zu zwei Metern Höhe führen können. Damit verändern sich Temperatur, Sedimente und der Lebensraum Bach. Das Wasser sucht sich neue Wege, schafft natürliche Umgehungsgerinne“, sagt Dümpelmann.

Durch den Biber entstehen neue Lebensräume, ökologische Nischen und neue Auen. Was der Natur zugutekommt, sorgt oft für Konflikte mit dem Menschen. Insbesondere wenn Infrastruktur gefährdet und vom Menschen genutzte Landschaft verändert wird – das sei besonders bei begradigten und ausgebauten Gewässerbereichen der Fall.

Vor kurzem sind auch an der Felda unterhalb von Kaltennordheim Hinweise auf das Vorhandensein von Biber sichtbar geworden

Durch das Fällen von Bäumen durch den Biber entsteht neues Totholz - die Folge: im Bach entstehen neuen Strukturen und ökologische Nischen. Auch in den aufgestauten Bereichen entfaltet sich eine unglaubliche Artenvielfalt.

Jüngere Untersuchungen belegen, dass die Biodiversität in Biberlebensräumen sogar noch höher ist als in Feuchtgebieten ohne Biber. Dümpelmann widersprach der Annahme, dass durch die Biberdämme die Längsdurchlässigkeit und damit die Fische potentiell bedroht seien.

„Biber und Fische leben seit Jahrtausenden in einer Koexistenz. Studien zeigen, dass die Anzahl der Arten und der Individuen durch den Biber steigen. Es entstehen neue Fischlebensräume. Auch die heimischen Süßwassermuscheln profitieren und erhalten durch den Biber neuen Lebensraum.“

Biber

Im Sediment vor dem Damm finden z. B. die Jungmuscheln der Bachmuschel ideale Bedingungen. Auch Untersuchungen bei den Kleinstlebewesen belegen eine Zunahme der Arten im Biberlebensraum.

Welche Auswirkungen der Biber auf den Deutschen Edelkrebs hat, welcher in der Rhön wieder angesiedelt wurde, ist noch nicht wissenschaftlich untersucht.

Der Referent geht aber von positiven Wirkungen aus, da in trockenen Jahren durch die Dämme mehr Wasser in den Gewässern verbleibt.

„Kaum eine Tierart erfährt durch den Biber negative Auswirkungen, nahezu alle Arten der Auen profitieren. Wem etwas an unseren Gewässern liegt lässt die Biber mal machen“, so Dümpelmann abschließend.