Spannendes zur Geologie & Forstwirtschaft in der Rhön – Frühjahrswanderung im Kohlbachtal

Gastbeitrag von Manuela Henkel

Über 200 Wanderfreunde waren am Wochenende nach Kranlucken gekommen, um an der traditionellen Frühjahrswanderung des Heimatvereines Kohlbachtal teilzunehmen. Dabei gab es Spannendes zur Geologie sowie zur Forstwirtschaft in der Rhön zu erfahren.

Auf dem Kirchplatz in Kranlucken hieß Vereinsmitglied und Wanderführer Thomas Henkel alle Gäste herzlich willkommen. Zuvor wurden diese nach gewohnter Rhöner Gastlichkeit bereits mit einem Schnäpschen begrüßt worden.

Dann ging es auf in Richtung Rößberg zur Kanzel, von der aus man einen wunderbaren Blick in das Hessische Kegelspiel und bei guten Wetter bis nach Kassel hat. Unterwegs gab Hobbygeologe Frank Gümpel Spannendes über die Geologie der Rhön zu Gehör.

Das Land der offenen Fernen hatte im Laufe der Erdgeschichte viele verschiedene Gesichter. Vor 300 Millionen Jahren ragten Gipfel noch höher als die Alpen in der Rhön empor.

30 Millionen Jahre später wurde die Rhön als Senke von einem Meer überflutet. Die Kaliflözen sind die Reste dieses Salzmeeres.

„Vor etwa 245 Millionen Jahren gab es die sogenannte Rhön-Spessart Schwelle und unsere Region lag auf einer Art Landzunge“, erklärte Frank Gümpel. In diesem Zeitalter bilden sich Sandstein und Muschelkalkablagerungen.

„Sandstein finden wir vor allen Dingen von Buttlar aus Richtung Geisa“, berichtete der Hobbygeologe. Besonders in Unteralba stößt man auf den sogenannten Buntsandstein. In diesen Schichten finden sich Ablagerungen von Chirotherium einer Spurenfossilgattung.

Es sind Fährten von einstigen Landwirbeltieren. Frank Gümpel zeigte den interessierten Besuchern dazu verschiedene Bilder dieser Tiere. Bei Straßenbauarbeiten zwischen Zitters und Gerstengrund machte ein Bauarbeiter einen ganz besonderen Fund.

„Dort fand er das Fossil eines 12 Millimeter großen Schlangensterns“, berichtete der Hobbygeologe, der sich seit seiner Kindheit für die Geologie der Rhön interessiert.

Vor etwa 30 Millionen Jahren entstand dann das mächtige Vulkanmassiv, das man heute noch in den Kuppen und Basaltformationen der Rhön erahnen kann. Im Laufe der Jahrmillionen wurde dieses nach und nach abgetragen.

Der ehemalige Revierförster Gerhard Pagel gab dann Einblicke in die Entwicklung der Forstwirtschaft. Um 1800 waren durch die Holzübernutzung in Deutschland kaum noch geschlossene Wälder vorhanden.

Um eine Holznot abzuwenden, wurden ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Kahlflächen im Rahmen einer ökonomischen Forstwirtschaft vor allen Dingen mit Fichte und Kiefer wieder aufgeforstet, die hohe Holzerträge lieferten. Ab dieser Zeit entstanden auch die ersten staatlichen Forstverwaltungen.

„Die Forstwirtschaft hatte zu Kaiserzeit bereits einen hohen Stellenwert“, berichtete Gerhard Pagel. „Das Studium dazu war allerdings nur den Adligen vorbehalten.“ Erst nach 1918 war es auch den Bürgern erlaubt, Forstwirtschaft zu studieren.

„Der erste Förster in der Region war Alois Kram aus Zella“, berichtete der ehemalige Förster. Für ihn wurde in Kranlucken ein Forsthaus gebaut, zu dem auch eine kleine landwirtschaftliche Fläche gehörte.

„Die Förster erhielten zur Nazizeit den Beamtenstatus, damit sie ausreichende Einkommen hatten und ihre Familien abgesichert waren“, erklärte Gerhard Pagel.

Auf dem Rößberg wurde in dieser Zeit auch ein Waldhaus gebaut, das den damaligen Ruhlaern Jagdpächtern gehörte, in dem aber auch die Forstarbeiter Unterschlupf zum Übernachten oder zum Essen fanden.

„Neben dem Waldhaus befand sich auch ein Pflanzgarten für Baumsetzlinge. Während und nach den beiden Weltkriegen entstanden wiederum große Kahlflächen, auf denen häufig wieder Reinbestände aus Fichte und Kiefer gepflanzt wurden.

Im Kohlbachtal wurde vor allen Dingen Kiefer gepflanzt, die auf den ärmeren Böden gut zurechtkamen und auch trockene Phasen überlebten“, so Pagel.

Zu DDR-Zeiten war das Ziel der Forstwirtschaft soviel wie möglich Holz aus dem Wald zu holen. Aktuell habe man vor allen Dingen mit der Schadenslage durch Stürme und den Borkenkäferbefall zu tun.

Die Waldwirtschaft entwickele sich immer mehr zur Nachhaltigkeit mit vielfältigeren und resistenteren Wäldern.

Während der Wanderung nutzten die Besucher dann die Zeit, um Fragen zu stellen. Zum Abschluss wurde auf den Kirchplatz in Kranlucken zu Gegrilltem und gemütlichen Beisammensein eingeladen.