Gastbeitrag von Karina Schmöger
Thüringens Kulturstaatssekretärin Tina Beer verleiht im August die Kulturnadel des Freistaats Thüringen an fünf Preisträgerinnen und Preisträger.
Bereits jetzt werden die Persönlichkeiten bekannt gegeben, die für ihr großes ehrenamtliches Engagement im Kulturbereich geehrt werden. Eine von ihnen ist Ellen Lindner aus dem Meininger Ortsteil Stepfershausen.
„Frau Lindners Engagement für ihren Heimatort ist bemerkenswert. Sie und ihr Trachtenverein sorgen dafür, dass unsere Stadt Meiningen und die Thüringer Rhön mit ihrem Brauchtum weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt sind und werden. Ich freue mich sehr, dass Frau Lindners ehrenamtliche Arbeit nun durch die Auszeichnung des Freistaates gewürdigt wird“, so Meiningens Bürgermeister Fabian Giesder.
Ellen Lindner, die im Juni 1955 in Stepfershausen das Licht der Welt erblickte, begann 1972 eine Ausbildung zur Wirtschaftskauffrau im Meininger Kraftverkehr.
„Von dort wurde ich auf Grund sehr guter Leistungen zum Studium Ingenieur-Ökonom für Verkehrswesen an der Ingenieurschule in Dresden delegiert“, erinnert sich die heutige Rentnerin.
Nach dem erfolgreichen Studium arbeitete sie im Kraftverkehr, anschließend im Bereich Mikroelektronik der Reichsbahndirektion Erfurt bzw. dem RAW Meiningen.
Von 2000 bis 2021, also bis zum Eintritt in ihr Rentendasein war sie in der Verwaltung der Dialysebetriebsgesellschaft Meiningen beschäftigt.
Die Ehefrau und Mutter zweier Kinder war von 1974 bis 2020, mit einigen kurzen Unterbrechungen, Teil des Stepfershäuser Gemeinderates.
Mit 29 Jahren wurde sie außerdem Mitglied der Trachtengruppe Stepfershausen und so begann ihr Weg – ihre Passion, bei der sie jederzeit auf die großartige Unterstützung ihrer Familie zählen konnte.
40 Jahre für den Heimatort und die ganze Region
„Bis heute, seit fast 40 Jahren engagiere ich mich mit allen meinen Kräften für diese wunderbare Gemeinschaft. Wir pflegen das Brauchtum wie das Backen im Backhaus, Errichten eines Aktivmuseums, den Trachtentanz, haben auch viele Jahre Theater zu selbst geschriebenen Lustspielen aufgeführt. Wir präsentieren unsere Heimat sowohl in der näheren Umgebung als auch in weiterer Entfernung, wie Berlin, Neu-Ulm, Obertshausen, sogar in Australien und Spanien“, erzählt sie über die Vereinstätigkeiten.
Mittlerweile ist der Verein zu einer Zahl von 60 Mitgliedern angewachsen und Lindner übt seit 30 Jahren den Vereinsvorsitz aus. Darüber hinaus leitet sie seit einigen Jahren die Erwachsenen- und die Kindertanzgruppe tänzerisch an.
„Wir legen viel Wert auf Nachwuchsarbeit. Denn nur so kann eine Trachtengruppe über viele Jahre bestehen und das Wissen über unser Brauchtum an die nächste Generation weitergeben“, erklärt Lindner.
Im Jahr 2000 übernahm die Trachtengruppe das Stepfershäuser Backhaus und seit 2010 richtet sie mit viel Fleiß im benachbarten Agathehäuschen ein Heimatmuseum ein.
„Ich bin stolz, in solch einer positiven Gemeinschaft eingebunden zu sein und dass jedes Mitglied der Trachtengruppe Stepfershausen für unsere Sache einsteht. So macht die Arbeit im Verein viel Freude“, sagt sie mit Begeisterung.
Erst im vergangenen Jahr feierte die Trachtengruppe Stepfershausen mit vielen Gästen ihr 40. Jubiläum. Ein ereignisreicher Weg führte über Jahrzehnte die Brauchtumspfleger von der DDR bis nach Katalonien und sogar Australien.
In ihrer Ansprache konnte Ellen Lindner auf ereignisreiche 40 Jahre zurückblicken und erinnerte an die wichtigsten Stationen. Begonnen
hatte alles zur Frauentagsfeier der LPG 1983 mit einer Modenschau unter dem Motto „Erscht on zont“ (früher und heute).
Die kam so gut an, dass sie an vielen Orten gezeigt und ausgebaut wurde. Nach der Wende ließ man sich von der Trachtengruppe Fladungen zum Tanzen animieren.
Unzählige Auftritte als Gastgeber oder Gast folgten. Unter anderem 2004 in Australien, gemeinsam mit dem Südthüringer Ärztechor, in dem Ellen Lindner seit 2005 auch singt. Im spanischen Calella ist die Trachtengruppe seit dem Jahr 2002 immer wieder zu Gast.
Die Kulturnadel des Freistaates
Die mit jeweils 750 Euro dotierten Kulturnadeln des Freistaats Thüringen werden seit 2014 an Persönlichkeiten vergeben, die sich durch ihr herausragendes ehrenamtliches Engagement im Kulturbereich in Thüringen ausgezeichnet haben.
Vorschlagsberechtigt waren kulturelle Vereine, Verbände, Institutionen und Kommunen in Thüringen. Mit ihren Anregungen konnten sich jede Bürgerin und jeder Bürger an die Vorschlagsberechtigten wenden.
Die besondere Anerkennung für Kulturschaffende spiegelt sich im Design der Kulturnadel wider, die in Form eines Lorbeerblattes gestaltet ist. Lorbeer symbolisiert seit der Antike Ehre und Auszeichnung für Künstlerinnen und Künstler, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Sportlerinnen und Sportler und wird Apollon, dem Gott der Künste, zugeordnet.
„Der kulturelle Reichtum im Freistaat basiert nicht nur auf dem historisch gewachsenen Kulturerbe, sondern zu einem sehr großen Teil auch auf seiner ehrenamtlichen Kulturszene – von der Brauchtumspflege bis zur modernen Kunst. Die Preisträgerinnen und Preisträger der Kulturnadel tragen entscheidend zur Vielfältigkeit bei, die so charakteristisch für unsere Thüringer Kulturlandschaft ist“, so Kulturstaatssekretärin Tina Beer anlässlich der Bekanntgabe der Preisträgerinnen und Preisträger.