Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren sich die meisten Länder einig, dass es nicht nur weltweit, sondern auch einen europäischen Neuanfang geben muss.
Ein Ziel der politischen Gremien war es unter anderem, auch Frankreich und Deutschland miteinander zu versöhnen und die „Eiszeit“ zu beenden, um in Europa eine Zukunft zu haben. So bemühten sich die Politiker beider Seiten um eine vorsichtige Annäherung.
Ab 1950 kam es zu Kontakten zwischen den beiden Ländern mit der Gründung der EGKS, der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl, aber auch zu der Unterzeichnung der ersten Städtepartnerschaft zwischen den beiden Städten Ludwigsburg und Montbéliard.
Durch die Städtepartnerschaften sollten sich „normale“ Menschen begegnen - nicht nur Politiker -, um einen Kontakt zur Bevölkerung zu schaffen.
Auch Philippsthal hatte dieses Ansinnen einer Partnerschaft und bewarb sich. Ja, man konnte sich nicht einfach einen Ort aussuchen, man musste sich bewerben und eine Kommission prüfte dann die Bewerbungen auf deutscher und französischer Seite, um eine Gemeinsamkeit zu finden.
In Philippsthal und Salies du Salat fanden sie als Gemeinsamkeit das Salz - in Deutschland mit dem Kalibergbau, in Salies hatte man eine Saline.
Somit war die Bewerbung erfolgreich und man bekam die Zusage zu einer Partnergemeinde, die allerdings in einer Entfernung von 1400 Kilometern lag. Doch mutig wie man war, man hat es angenommen.
Die ersten Kontakte in Salies knüpfte dann Horst Badura mit seiner Philippsthaler Trachtengruppe. Erst im Jahre 1974 erfolgte die offizielle Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde durch die jeweiligen Bürgermeister im Rathaus von Salies du Salat, genau am französischen Nationalfeiertag, dem 14. Juli.
Ein Jahr später wurde diese Urkunde noch einmal auf deutscher Seite in Philippsthal unterzeichnet. Und damit hatte man ganz offiziell eine Partnerstadt in Südfrankreich.
Es folgten regelmäßige Fahrten von Deutschland nach Frankreich und im darauffolgenden Jahr von Frankreich nach Deutschland. Die beiden wichtigsten Organisatoren für diese Fahrten waren auf französischer Seite Jacques Hennebois, inzwischen verstorben, und auf deutscher Seite Klaus-Dieter Radick, die den Kontakt zwischen beiden Orten gehalten haben und sich auch außerhalb der „offiziellen“ Fahrten gegenseitig besucht haben.
Wenn Jacques etwas in Deutschland zu tun hatte, dann hat er keinen Umweg gescheut und kam einfach auf eine Nacht oder ein paar Tage vorbei. Er besuchte alle, die er kannte und jeder hat sich über den Besuch gefreut, denn mit Jacques konnte man Deutsch reden - es gab also keine Sprachbarriere.
Viele Bewohner aus beiden Kommunen haben sich inzwischen kennengelernt und Kontakte, ja sogar Freundschaften geknüpft. Es kam sogar zu einer Hochzeit zwischen der Tochter einer ehemaligen Philippsthalerin und einem Salieser, die sich durch die Partnerschaft kennengelernt hatten.
Inzwischen sind die Gründerväter 50 Jahre älter geworden bzw. weilen nicht mehr unter uns, doch durch den Mut, einen solchen Schritt zu wagen, haben sie vielen Menschen auf beiden Seiten zu mehr Verständnis und Toleranz verholfen.
Man denkt gerne an die Besuche zurück und erinnert sich an lustige, aber auch traurige Begebenheiten. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums werden in Philippsthal vom 19. bis 24. Juli 2024 Gäste aus Salies du Salat begrüßt.
Der Partnerschaftsverein hat ein abwechslungsreiches Programm für die Gäste vorbereitet und lädt am Samstag, 20. Juli 2024, ab 16 Uhr zu einem Volksfest in den Schlosspark nach Philippsthal ein.
Unter dem Motto „Ein gemeinsames und buntes Europa für alle, egal ob groß oder klein, jung oder alt“ wird den Gästen ein buntes Bühnenprogramm sowie Spiel und Spaß für die kleinesten Besucher geboten. Die örtlichen Vereine tragen mit zahlreichen Ständen zum leiblichen Wohl bei. Der Eintritt ist frei.
Am Sonntag, 21. Juli 2024, findet ab 11 Uhr zudem ein deutsch-französischer ökumenischer Gottesdienst in der Schlosskirche Philippsthal unter Mitwirkung der evangelischen Pfarrerin und des Vertreters des katholischen Pfarrers statt.
Die beiden öffentlichen Veranstaltungen bieten die Möglichkeit sich zu treffen, Erfahrungen auszutauschen und die Deutsch-Französische Freundschaft zu festigen.