Gastbeitrag von Lea Hohmann
Mensch und Natur stehen miteinander im Einklang - dafür sind die "Entwicklungszonen" im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön das beste Beispiel.
Sie sind Ort und Ideenschmiede für nachhaltiges Leben und Wirtschaften und standen beim länderübergreifenden Entwicklungszonentag Ende Juni ganz im Fokus.
Die Verwaltungen des Biosphärenreservats in Bayern und Thüringen luden anlässlich des Aktionstages zu geführten Radtouren ein. In Hessen konnten Besucherinnen und Besucher beim Tag der offenen Tür den Verein Miteinander-Füreinander Oberes Fuldatal näher kennenlernen.
Spannende Förderprojekte in Thüringer Rhön
In der Thüringer Rhön wurden bei bestem Radfahrwetter mit einer geführten Tour durch Mitarbeiter der Thüringer Biosphärenreservatsverwaltung Rhön die Förderprojekte des Thüringer Umweltministeriums zur nachhaltigen Entwicklung in den Nationalen Naturlandschaften Thüringen vorgestellt.
Dazu gehören beispielsweise die Erweiterung der Außenanlage des Natur-Aktiv-Museums in Oepfershausen oder die Sanierung und touristische Außengestaltung der Kunststation Oepfershausen.
Gemeinsam ging es für die Radler über einen steilen Anstieg zum Hahnberg, auf dem die Bedeutung und Gefahr der Neophyten, also gebietsfremden Arten, in der hiesigen Kulturlandschaft diskutiert wurde.
Diese Arten breiten sich durch den Menschen in Gebieten außerhalb ihrer Heimat aus, und verdrängen so einheimische Arten. Man spricht in diesem Zusammenhang von sogenannten „invasiven Arten“. Hierzu zählen beispielsweise die vielblättrige Staudenlupine, das orientalisches Zackenschötchen oder der Riesenbärenklau.
„Die Lupine, die in der Thüringer Rhön bereits weit verbreitet ist und beispielsweise Wiesenbrütergebiete gefährdet sowie die Artenvielfalt im Grünland reduziert, wird bereits seit Jahren durch die Natura-2000-Stationen und den Landschaftspflegeverband Thüringer Rhön e.V. aktiv bekämpft“, so Nils-Jonas Telle von der Thüringer Verwaltungsstelle.
Entlang des Höhenzugs folgten die Teilnehmenden der Route bis zum Hümpfershäuser Berghäuschen. Neben dem spektakulären Blick, von der Ostflanke des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön in Richtung Thüringer Wald, standen weitere Projektförderungen des TMUEN sowie die Entwicklungszone und ihre Bedeutung in der Landnutzung im Fokus.
Ein Höhepunkt der E-Biketour war der Stopp an der Streuobstwiese in Hümpfershausen, der von Peter Kerner vom Rhöner Streuobstbau fachlich begleitet wurde.
Dieser erläuterte dabei die besondere Bedeutung der Kulturlandschaft für die Bevölkerung sowie für den Artenschutz in der Rhön. In einer kurzen Abschlussrunde wurden die potenziellen Auswirkungen des Klimawandels auf die Bereiche der Entwicklungszone debattiert.
Bayerische Rhön per Rad erkunden
Auch in Bayern wurde bei strahlendem Sonnenschein fleißig geradelt. Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, mit dem Rad das Streutal von Fladungen bis Mellrichstadt zu erkunden und verschiedene Projekte kennenzulernen.
Museumsleiterin Eva Maria König berichtete im Foyer des Rhönmuseums von den umfassenden Arbeiten, die die Neukonzeption des Museums, welches noch in diesem Jahr offiziell eröffnet wird, erforderten.
Beim anschließenden Anstieg zur Fladunger Kapelle entlohnte ein facettenreicher Weitblick bis nach Thüringen, bevor sich die Radler im Streuobst-Modelldorf Hausen bei Familie Zentgraf auf eine eine Apfelverkostung freuen durften.
Bürgermeister Thomas Fischer und Michael Hippeli vom Bikepoint Rhön begrüßten die Gruppe in Nordheim. In der ehemaligen Dreschhalle hat sich ein florierender Fahrradladen etabliert.
„Wenn wir die E-Bikes nicht nur in der Freizeit, sondern auch für alltägliche Fahrten und Erledigungen einsetzen, dann gelingt uns der nächste Schritt hin zu mehr Nachhaltigkeit im Verkehr“, motivierte Julia Rösch, Tourguide an diesem Tag und Mitarbeiterin für Nachhaltige Entwicklung in der Bayerischen Verwaltungsstelle.
Die stellvertretende Landrätin Eva Böhm war zur Erfrischungspause der Radler ans Wassertretbecken der Stadt Ostheim gekommen: „Die Biosphären-Radrunde ist eine wunderbare Gelegenheit, sich der Schönheit der Landschaft im Streutal bewusst zu werden und sich gemeinsam für den Erhalt der Kulturlandschaft weiter einzusetzen.“
Nach der Mittagsrast am alten Zenthof in Stockheim, stellte Bürgermeister Martin Link das Pilotprojekt „Versorgt am Ort“ vor, das medizinische Behandlungen für Menschen, die nicht eigenständig mobil sind, ermöglicht.
Letzte Station war die Kernzone „Loh“ bei Eußenhausen. Projektmitarbeiterin Katharina Thümer gab einen Einblick in das Angebot „Green Care“ – ein therapeutisches Programm zum Wirken der Natur auf die mentale Gesundheit.
Am Zielort Mellrichstadt informierten sich die Radfahrer bei Anne Weiß, Innenentwicklungsmanagerin bei der Regierung von Unterfranken, und Nicole Seemann, stellvertretender Bürgermeisterin der Stadt Mellrichstadt, abschließend über gute Beispiele beim Umbau der Innenstadt.
Tolles Programm beim Tag der offenen Tür in Hessen
In der Hessischen Rhön zog es zahlreiche Besucherinnen und Besucher nach Ebersburg-Weyhers. Bei schönstem Sommerwetter wurde die „Alte Post“ einmal mehr zum Treffpunkt von Alt und Jung.
Der interkommunale Verein Miteinander-Füreinander Oberes Fuldatal und das Biosphärenreservat Rhön hatten zu einem Bürger- und Nachbarschaftsfest eingeladen, bei dem auch die umfangreichen Angebote des Bürgerhilfsvereins vorgestellt wurden.
Besucher konnten sich über altersgerechte Assistenzsysteme, Demenz-Gesprächskreise bis hin zu smarten Bildungsformaten und der Organisation von Nachbarschafts- und Mobilitätshilfen informieren.
Das Biosphärenreservat Rhön nutzte das Bürgerfest und informierte an einem Stand über Naturschutz und Regionalentwicklung. Weitere Partner von Miteinander-Füreinander Oberes Fuldatal präsentierten sich zudem mit ihren Nachhaltigkeitsprojekten. Ein Höhepunkt war die Eröffnung einer Tauschhütte auf dem Gelände der Alten Post.
Hier können Bürger nicht mehr gebrauchte Kleidung und Waren abgeben. Gleichzeitig können aber auch kostenlos abgestellte Produkte für die eigene Nutzung mitgenommen werden.
Zum Fest, das sich in Anbetracht des sommerlichen Wetters auf die garten- und parkartige Anlage der Alten Post ausdehnte, waren Nachbarn, Bewohner des nahegelegenen Seniorenwohnheims Bruder-Konrad-Haus, Flüchtlingsfamilien und zahlreiche Interessierte gekommen.
Die Veranstalter freuten sich über das gelungene, generationen- und kulturenübergreifende Sommerfest.