Mitteilung von Wartburg-Radio
Geschichte und Social Media – geht das überhaupt zusammen? „Na klar“, sagt Franziska Klemm vom Wartburg-Radio.
Die Medienpädagogin hat sich gemeinsam mit Michael Vogel, genannt „Frösi“, von der Interessengemeinschaft (IG) Mahnmal Grenzturm in Vacha, die Ferienaktion #grenzfluencer ausgedacht.
Elf Kids zwischen zehn und 13 Jahren aus Vacha, Philippsthal und den umliegenden Orten haben Mitte Juli eine Woche lang die ehemalige innerdeutsche Grenze erkundet. Sie haben Zeitzeugen aus Ost und West zu ihren Erinnerungen zum Mauerfall vor 35 Jahren befragt.
Entstanden sind Podcasts und Social-Media-Beiträge, in denen die Kinder in die Geschichte eintauchen und ihre Fragen an verschiedene Zeitzeugen stellen:
„Hast du beim Mauerfall geweint?“ oder „Was hast du dir zuerst gekauft, als du im Westen warst“ bis hin zu „Wie war das, als damals die ganzen Trabis aus der DDR zu euch rüber kamen?“ waren nur einige der Fragen.
Unterstützt wurde das Ferienradio von der Bürgerstiftung im Wartburgkreis, der Wartburg-Sparkasse, der Stadt Vacha, der Gemeinde Philippsthal, der Sparkasse Hersfeld-Rotenburg und der IG Grenzturm Mahnmal Vacha.
Die Zeitzeugen waren nicht nur Eltern und Großeltern, sondern unter anderem auch Vachas Bürgermeister Martin Müller (CDU), der zum Mauerfall noch ein Kind war.
Die Jungen und Mädchen, die sowohl in Hessen als auch in Thüringen leben, waren auch an wichtigen Orten der ehemaligen Grenze unterwegs: dem geteilten Haus, dem Grenzturm in Vacha, der Brücke der Einheit und dem Grenzmuseum in Philippsthal zum Beispiel.
Waldemar Bock leitete 1989 die Sparkassengeschäftsstelle in Philippsthal und hatte private Erinnerungsfotos von damals dabei, die die Kids begeistert bewunderten. Es war sehr emotional, als er sich daran erinnerte, wie die DDR-Bürger „zum ersten Mal in den Westen durften, um sich ihr Begrüßungsgeld abzuholen“.
„Ich bin morgens aufgewacht und es hat plötzlich ganz komisch gestunken“, erinnert sich auch Elisabeth Herrmann vom Grenzmuseum Philippsthal: „Da wusste ich, dass die Grenze auf ist.“
„Warum hat es denn so gestunken“, wollten Mika, Finn, Lenny und Paul von ihr wissen: „Es kamen so viele Trabis zu uns rüber, die nach Abgasen gerochen hatten, das kannten wir einfach bei uns nicht“.
Auch Mediencoach Djuana Mannel vom Wartburg-Radio ist an der Grenze groß geworden und hat den jungen Radiomachern etwas über ihre Kindheit erzählt: „Meine Oma hat in Pferdsdorf im Sperrgebiet gewohnt und ich kann mich genau erinnern, wie die Kontrollen damals am Schlagbaum abgelaufen sind.
Als Kind habe ich das Ganze nicht hinterfragt, fand es aber richtig beängstigend, wenn die Grenzer einem mit der Lampe ins Gesicht geleuchtet haben zur Kontrolle. Für mich war die Wende 1989 ein absoluter Glücksfall. Ich darf nun reisen, frei wählen und jederzeit sagen, was ich denke. Das wäre damals undenkbar gewesen.“
Im August sind die Podcasts von Montag bis Freitag im Wartburg-Radio 96,5 in den „Zwischentönen“ um 9.30 Uhr und 13.30 Uhr zu hören.
Ab August können alle Podcasts auch online auf www.wartburgradio.com nachgehört werden. Außerdem werden sie auf dem Instagram-Profil des Projektes veröffentlicht, gemeinsam mit Fotos und Clips, die die Kids gemacht haben: grenz_fluencer lautet der Name des Profiles.
„Ich bin total begeistert, wie sich die Kinder ins Thema gestürzt und so viel Interesse an unserer Geschichte bekommen haben“, freut sich Medienpädagogin Franziska Klemm, „viele haben zu Hause mit ihren Familien weiter darüber gesprochen und sich ausgetauscht. Die Aufnahmen können sich wirklich hören lassen und sie sind für mich auch wichtige Dokumente unserer eigenen Geschichte.“
Zum Mauerfalljubiläum am 9. November 2024 möchte Franziska Klemm gerne live aus Vacha senden und die Kids vom Ferienradio dazu einladen, mitzumachen. Dann kommen weitere Zeitzeugen zu Wort, die die Grenzöffnung vor 35 Jahren miterlebt haben.