Mehr Zufluchtsorte für Kinder in Not – Landkreis SM intensiviert für das „Notinsel“-Projekt

Gastbeitrag von Tina Kwiatkowski

Ein verloren gegangener Wohnungsschlüssel, ein verpasster Schulbus oder ein schmerzhafter Sturz. Schon ein kleines Missgeschick kann manchmal dazu führen, dass Kinder auf ihren alltäglichen Wegen in eine Notlage geraten und die Hilfe eines Erwachsenen benötigen.

Dramatischer wird es, wenn sich Kinder von Gleichaltrigen oder Jugendlichen bedroht fühlen oder schlimmstenfalls sogar von einem Fremden verfolgt werden. Dann braucht es einen sicheren Zufluchtsort, an dem sie Schutz und Unterstützung finden.

Hier setzt das Projekt „Notinsel“ an. In Zusammenarbeit mit regionalen Projektträgern erklären sich Einzelhandelsgeschäfte, Friseur- und Kosmetiksalons, Arztpraxen und Apotheken, Banken, aber auch Schulen, Kitas und viele weitere Einrichtungen bereit, in einer Gefahrensituation oder misslichen Lage für Kinder buchstäblich zur Notinsel zu werden.

Notinseln sind Anlaufstellen und Schutzräume für Kinder in Not. Sie nehmen die großen und kleinen Probleme von Kindern ernst, signalisieren Hilfsbereitschaft und verpflichten sich selbst zum Hinsehen und Handeln.

Das Erkennungszeichen der Notinseln ist ein gut sichtbarer Aufkleber an der Eingangstür oder einem Schaufenster, der Kindern zeigt, dass sie an diesem Ort Hilfe erhalten und geschützt werden.

Im Landkreis Schmalkalden-Meiningen gibt es aktuell rund 130 solcher Notinseln. Allein in Meiningen beteiligen sich derzeit 44 Einrichtungen an dem Projekt.

Notinseln finden sich aber auch in Schmalkalden, Zella-Mehlis, Oberhof, Steinbach-Hallenberg, Wasungen, Oepfershausen und Brotterode-Trusetal.

Das Landratsamt ist seit 2010 Projektträger und Ansprechpartner in allen Fragen rund um das Notinsel-Projekt hier im Landkreis. Es betreut alle bestehenden und neuen Notinsel-Standorte im Kreisgebiet, führt Projektvorstellungen für Kinder im Vorschul- und Grundschulalter durch und rührt in Zusammenarbeit mit regionalen Partnern immer wieder die Werbetrommel für das Projekt.

„Kinder benötigen auch außerhalb ihres familiären oder schulischen Umfelds Zufluchtsorte und Schutzräume, insbesondere dann, wenn sie vor etwas Angst haben oder sich in einer Notsituation befinden. Wir als Landkreis setzen das Projekt Notinsel deshalb seit vielen Jahren um und wollen unser Engagement in diesem Bereich sogar noch verstärken“, erklärt Kristin Bauer vom Fachdienst Jugend.

Sie verstärkt als neue Kollegin seit Juni dieses Jahres den Bereich Kinderschutz im Landratsamt Schmalkalden-Meiningen und ist federführend für das Notinsel-Projekt verantwortlich. Ihr Ziel ist es nun, die Zusammenarbeit mit den Schulen, Kitas und Eltern im Landkreis zu intensivieren, um möglichst viele Kinder über das Projekt zu informieren und für Gefahren zu sensibilisieren.

Auch Öffentlichkeitsarbeit und die Gewinnung neuer Notinsel-Standorte zählen zu ihren Anliegen.

„Ohne die großartige Unterstützung vieler Partner wäre unser Netzwerk an Notinsel-Standorten nicht das, was es heute ist“, freut sich die Landratsamt-Mitarbeiterin über die Zusammenarbeit in der Region und mit Blick auf die jüngst hinzugekommenen Notinseln im Kreis.

So zählen nun die Einzelhandelsgeschäfte „Mäc Geiz“ und „Tally Weijl“ am Markt in Meiningen sowie die Kita „Sonnenhügel“ im Ortsteil Dreißigacker ebenso zu den Notinseln im Landkreis wie das „Haus- und Gartencenter Brotsack“ in Wernshausen und die Kita „Spatzennest“ in Oberhof.

Dort sollen in Zusammenarbeit mit engagierten Akteuren vor Ort perspektivisch weitere Notinseln hinzukommen. Ebenso in Steinbach-Hallenberg, wo mit der „Haseltal-Grundschule“ ein Partner an Bord ist, der das Projekt im Ort voranbringen möchte. Zudem planen auch die Grundschule und der Kindergarten in Oepfershausen, Teil des Notinsel-Netzwerkes zu werden.

Wer mit seiner Einrichtung selbst als „Notinsel“ zur Anlaufstelle für Schutz suchende Kinder werden oder Informationen zum Projekt erhalten möchte, kann sich gern an Kristin Bauer wenden unter 03693/485-8636 oder k.bauer@lra-sm.de.

Hintergrund

Das Projekt „Notinsel“ wurde 2002 von der Deutschen Kinderschutzstiftung Hänsel + Gretel ins Leben gerufen. Es soll gemeinsam mit den Projektträgern vor Ort dazu beitragen, dass Kinder in Gefahrensituationen und kleineren wie größeren Notlagen Anlaufstellen, Schutzräume und Hilfe finden.

Gleichzeitig folgt das Projekt auch einem präventiven Gedanken, indem es ein Zeichen für den Kinderschutz setzen sowie abschreckend auf potentielle Täter wirken will.

Weiterführende Informationen zum Projekt finden Interessierte online unter www.notinsel.de.

Unter der Rubrik „Notinsel finden“ kann hier auch für den Landkreis Schmalkalden-Meiningen nach konkreten Notinsel-Standorten gesucht werden.