Beitrag von Rüdiger Christ
In der Region Gersfeld/Rhön herrscht seit über einem Jahr große Verunsicherung aufgrund der zunehmenden Präsenz von Wölfen. In den letzten Wochen hat sich diese Unsicherheit in regelrechte Angst verwandelt.
Die Bevölkerung ist alarmiert, da es in den letzten Monaten immer wieder zu Wolfsangriffen auf Tiere und sogar bedrohlichen Begegnungen mit Menschen gekommen sei.
Bereits im Oktober 2023 ereignete sich ein Vorfall, bei dem mehrere Schafe an der Hochrhönstraße von einem Wolf gerissen wurden.
Dieser Angriff war jedoch nur der Anfang einer Reihe von besorgniserregenden Zwischenfällen. Im Februar dieses Jahres wurden sogar im Wildpark Gersfeld zwei junge Damhirsche Opfer der Raubtiere.
Besonders auffällig ist das aggressive Verhalten der Wölfe seit Juli 2024. Das Wolf-Monitor Infonetz hat hierzu mehrere Vorfälle dokumentiert:
3. Juli 2024: vier Schafe fallen einem Wolfsangriff bei Schachen einem Gersfelder Ortsteil zum Opfer
12. Juli 2024: einem Spaziergänger mit angeleintem Hund nähern sich zwei Wölfe, aus der bedrohlichen Situation muss er von seiner Frau mit dem Auto gerettet werden
Juli 2024: Ein Schäfer trifft auf zwei Wölfe die eine Schafherde und eine Büffelherde umkreisen, die Wölfe lassen sich durch Hupen nicht vertreiben
23. Juli 2024: Ein neunjähriger Radfahrer muss vor einem Wolf flüchten
24. Juli 2024: Eine Reiterin wird von einem Wolf verfolgt
Am 28. Juli 2024 meldet Klaus Keidel von der Bio-Schäferei Keidel einen Angriff auf eine seiner Schafherden, wobei die Herde verstreut wurde und ein Schaf den vermutlichen Wolfsangriff nicht überlebte.
Schäfer Klaus Keidel berichtet, dass die Angst vor Wölfen in der Region, insbesondere im Ortsteil Schachen, stark zugenommen hat. Spaziergänge und Wanderungen finden kaum noch statt und an Wanderwegen werden bereits Warnschilder aufgestellt, um die Menschen zu warnen.
Diese Situation hat auch politische Aufmerksamkeit erregt. Schon im Oktober hatte Gersfelds Bürgermeister Dr. Steffen Korell (CDU), der auch Mitglied des Kreistags des Landkreises Fulda ist, im Kreistag auf die brisante Lage hingewiesen.
Er forderte damals Maßnahmen zur Regulierung der Wolfsbestände und sagte: „Mich sprechen Menschen an, die sich völlig alleingelassen und nicht ernst genommen fühlen mit ihren Ängsten.“
Die Stadt Gersfeld/Rhön hat auf ihrer Internetseite eine Möglichkeit zu "Meldungen von Wolf-Sichtungen" eingerichtet: www.gersfeld.de
Politische Unterstützung für Schäfer?
Bei einer Veranstaltung der Freiwilligen Feuerwehr in Schachen suchten Landrat Bernd Woide und der Landtagsabgeordnete Sebastian Müller (beide CDU) das Gespräch mit Schäfer Klaus Keidel, um über die Wolfsproblematik zu sprechen.
Beide Politiker versprachen, sich bei der Hessischen Landesregierung für eine Lösung des Problems einzusetzen.
Die Gemeinde hofft, dass diese Zusagen zu konkreten Maßnahmen führen werden, um die Sicherheit und das Wohlbefinden der Einwohner und deren Gäste des "Heilklimatischen Kurort" von Gersfeld wiederherzustellen.
Die Debatte über den richtigen Umgang mit den Wölfen in der Region bleibt ein heiß diskutiertes Thema, und es wird erwartet das weitere Schritte unternommen werden, um das Gleichgewicht zwischen dem Schutz der Wölfe und der Sicherheit der Bevölkerung zu erreichen.