Spiegelungen der Seele – Neue Ausstellung in Ostheim eröffnet

Gastbeitrag von Björn Hein

In der neuen Ausstellung in der ehemaligen Kirchhofeschule in der Kirchenburg in Ostheim von der Rhön kann man in andere Welten eintauchen. Das Künstlerehepaar Nadja Streltsova und Dmitry Nayda stellen eindrucksvolle Gemälde aus.

Wenn man den Ausstellungsraum in der Kirchenburg in Ostheim vor der Rhön betritt, so bleibt man unwillkürlich stehen. Der Blick fällt auf ein Gemälde, auf dem eine junge Ballerina zu sehen ist. Sie schnürt ihre Schuhe und ist dabei ganz bei sich.

Das Licht scheint von hinten links einzufallen und beleuchtet einzelne Haare der Protagonistin, so dass man fast eine Fotografie vor sich zu haben scheint. Es ist Gemälde voller Poesie, welches den Betrachter emotional berührt.

Der Name der Wechselausstellung, die vom 20. Juli bis zum 27. Oktober samstags, sonntags sowie feiertags von 14 bis 17 Uhr besucht werden kann, trägt den hintersinnigen Namen „Spiegelungen“.

So, wie sich in dem erwähnten die Bild die Seele des Mädchens im Werk im übertragenen Sinne spiegelt, so konkret gibt es auch wirkliche Spiegelungen zu sehen. In einem Bild spiegeln sich die beiden ausstellenden Künstler Dmitry Nayda und seine Gattin Nadja Streltsova – scheinbar zufällig – selbst und nehmen dabei einen bekannten Topos der Kunstgeschichte mit einem Augenzwinkern auf.

„Wir freuen uns, dass wir hier in Ostheim ausstellen können. Die Region und die Mentalität der Menschen hier sagen uns sehr zu“, so Nayda, der gemeinsam mit seiner Frau in Wasungen lebt.

Beide haben an der Kunstakademie in St. Petersburg studiert, wo sie sich auch kennengelernt haben. Dmitry Nayda wurde in Lviv (Lemberg) in der Ukriane geboren, Nadja Streltsova kam in St. Petersburg zur Welt.

Sowjetunion (bzw. Russland) und Ukraine, die in den Schlagzeilen heute als Antagonisten genannt werden – im Werk der beiden Künstler zeigt sich die völkerverbindende Wirkung der Kunst sowie das europäische Erbe beider Länder. Lemberg ist immer noch geistige Heimat Dmitry Nayda. Denkt er an die Architektur seiner Heimatstadt, gerät er ins Schwärmen.

„Nicht umsonst wird die Stadt als Klein-Wien und Klein-Paris bezeichnet“, so Nayda. Und so sind in der Ausstellung auch Bilder zu sehen, die zauberhafte Ansichten dieser Stadt zeigen.

In Franken gefällt es den beiden deshalb so gut, weil die mittelalterliche Architektur hier die beiden an ihre Heimat erinnert. „Ostheim und seine Kirchenburg haben eine unglaubliche Atmosphäre, die fasziniert“, sagt der Künstler. Der Ort hat ihn schon zu mehreren Gemälden inspiriert.

Seinen Stil bezeichnet Dmitry Nayda als „halb impressionistisch, halb realistisch“, während seine Gattin Nadja Streltsova eher realistisch unterwegs ist. Die lange Ausbildung an der Kunstakademie merkt man dem Ehepaar in jedem ihrer Werke an.

Dass sie die Gebiete Anatomie, Perspektive und Komposition von der Pike auf gelernt haben und mit traumwandlerischer Sicherheit beherrschen, wird bei jedem Bild deutlich. Mit etwas Glück kann man Nayda sogar beim Entstehen eines Bildes in der Kirchenburg beobachten, vorbeischauen lohnt sich.

Beide bedanken sich dafür, dass sie in Deutschland malen und leben dürfen. Besonders freut sie, dass Ihnen der Verein der Freunde der Kirchenburg hier eine Ausstellung ermöglicht hat.

„Wir geben Künstlern in unseren Räumlichkeiten eine Plattform. Das ist uns ein Anliegen“, so Ingrid Schmidt von den Kirchenburgfreunden. Sie und Maritta Waldsachs kümmern sich dabei liebevoll um die Räumlichkeiten und um die Beleuchtung, damit die Werke auch gut zur Geltung kommen.

Ein Besuch der Ausstellung lohnt sich auf jeden Fall, gerade, wenn man sich von anderen Orten verzaubern lassen möchte. Für Nadja Streltsova ist das Malen so etwas wie Psychotherapie: „Die schönen und friedlichen Szenen helfen mir, diese schweren Zeiten zu bestehen.“

Und auch für den Betrachter sind die Bilder eine seelische Katharsis. Kann man doch, wenn man sich von der Kunst an die Hand nehmen lässt, in andere Welten eintauchen. Und außerdem auch sehen, dass die Kunst Menschen über alle Ländergrenzen hinaus verbindet.

Die Ausstellung Spiegelung kann samstags, sonntags und feiertags vom 20. Juli bis zum 27. Oktober von 14 bis 17 Uhr in der Kirchenburg in Ostheim besichtigt werden.

Im Rahmen einer Midissage kann man den Künstlern persönlich begegnen. Diese findet am 8. September, anlässlich des Tags des offenen Denkmals, von 11 bis 17 Uhr statt.