Gastbeitrag des LPV Rhön
Ende Juni machte der Staatssekretär Dr. Burkhard Vogel Halt im Sortengarten Dörrensolz. Im Rahmen der NATURSCHUTZ-TOUR tauschten sich Dr. Burkhard Vogel mit Julia Gombert und Lena Gothe vom Landschaftspflegeverbandes „Thüringer Rhön“ (LPV Rhön) über die Herausforderungen und die Besonderheiten der Streuobstwiese aus.
Ein kleiner Rundgang über die 2,5 ha große verbandseigene Streuobstwiese macht deutlich, wie besonders vielfältig der Lebensraum Streuobstwiese ist. Ein schützenswertes Biotop, für dessen Pflege viel Zeit und finanzielle Mittel nötig sind, um die Grünlandnutzung und die Bäume zu erhalten.
Die globalen Herausforderungen der heutigen Zeit sind ebenfalls nicht zu missachten. In Anbetracht der klimatischen Veränderungen und der Biodiversitätskrise ist es entscheidend, solche Hotspots der Artenvielfalt und der genetischen Vielfalt zu erhalten.
Im Sortengarten sind die Ausgangsbedingungen gut. Eine Vielfalt von unterschiedlichen Apfelsorten bedeutet, dass z.B. ein später Frost wie in diesem Frühjahr nicht zur Folge hat, dass die Ernte in Gänze ausfällt.
Unterschiedliche Sorten und damit ein großer genetischer Pool, bedeuten, dass man u.a. unterschiedliche Blühzeitpunkte hat. Gerade die Bandbreite alter und regionaler Sorten erleichtert eine bessere Reaktion auf klimatische Veränderungen.
Doch nicht nur für den menschlichen Nutzen hat eine strukturreiche Streuobstwiese Vorteile. Während des Aufenthalts auf der Fläche konnte der Sortengarten mit einer lebhaften Insektenvielfalt überzeugen. So bietet die Streuobstwiese einen wichtigen Lebensraum für Schachbrettfalter, grünes Heupferd und Co.
Im Projekt Geflügelte Vielfalt liegt der Fokus darauf Streuobstwiesen als Lebensraum für gefährdete Fledermäuse und den Specht Wendehals zu erhalten.
Fledermäuse und Wendehals nutzen Streuobstwiesen zur Jagd. Einige Arten haben dort sogar ihre Wochenstuben, in denen sie ihre Jungen aufziehen. Dafür bedarf es reichlich Insekten, die durch angepasste Pflegemaßnahmen auf den Flächen gefördert werden. Wobei die Grünlandnutzung dafür entscheidend ist.
Im Sortengarten Dörrensolz wird dies durch eine insektenfreundliche gestaffelte Mahd realisiert. Dabei werden zeitlich versetzt Streifen gemäht und einige andere stehen gelassen, um den Insekten Rückzugsmöglichkeiten zu erhalten. Gleichzeitig sind dadurch stets kurzrasige Bereiche verfügbar, die der Wendehals zum Jagen seiner Leibspeise Ameisen benötigt.
Ebenso geht das Wissen um die Baumnutzung und -verwertung immer mehr zurück. Ein Trend der durch die Ausbildung von Baumwarten und das Streuobstkonzept des Landes Thüringen Einhalt geboten werden soll.
Erhalt durch Nutzung ist hier der Schlüssel. Das versucht der LPV Rhön ebenfalls zu vermitteln durch Schnittkurse, umweltpädagogische Tage auf der Fläche und natürlich auch, wenn es an die Ernte geht und man die Früchte seiner Arbeit einsammeln kann. In diesem Jahr wird es wieder eine öffentliche Ernte geben sowie das alle zwei Jahre stattfindende Streuobstfest am 29. September.
Während seines Besuches konnte sich der Staatssekretär Dr. Burkhard Vogel einen Eindruck machen und sogar einen Einblick in einen Fledermauskasten erhaschen. Unter den Bäumen ließ es sich abschließend bei hohen Temperaturen aushalten und die Gespräche vertiefen.
Die Mitarbeiterinnen des LPV Rhön nutzten die Möglichkeit ihm die Besonderheiten, die Wichtigkeit, aber auch die Herausforderungen zu vermitteln, wobei die Arbeit der Natura 2000-Station „Rhön“ eine besondere Rolle spielte.
Julia Gombert betonte, wie wichtig die Stationsarbeit für die Kontinuität der regionalen Naturschutzarbeit ist: „Wir sind Ansprechpartner für zahlreiche Naturschutzfragen und haben als Natura 2000-Station die Möglichkeit Projekte zu entwickeln und Partner zu beraten. Auch mit der Biosphärenverwaltung arbeiten wir eng zusammen und konnten schon verschiedene Projekte anstoßen. Wir sind sehr froh, dass das TMUEN die Stationen bis mindestens 2030 finanziert!“
Im Rahmen der „Naturschutztour“ wird Dr. Vogel weitere spannende Projekte des Landes besuchen. Informationen dazu finden sich auf der Internetseite des Umweltministeriums.
Informationen zum LPV Rhön und die „Geflügelte Vielfalt“ finden sich auf der Internetseite des Landschaftspflegeverbandes (www.lpv-rhoen.de).