Gastbeitrag von Victoria Weber
Kerzenschein hat am St.-Ulrich-Tag wieder die Hünfelder Innenstadt erhellt. Bereits seit mehr als 550 Jahren findet jedes Jahr am 4. Juli die sogenannte Brandprozession in Hünfeld statt. Die Tradition geht auf das Jahr 1453 zurück.
Nach einer verheerenden Brandkatastrophe gelobten die Bürger der Stadt, in jedem Jahr am St.-Ulrich-Tag nachts eine Prozession abzuhalten. Damit solle Hünfeld vor weiterem Schaden durch die Fürsprache ihres Stadtpatrons, dem Heiligen Ulrich, verschont bleiben.
Zu den Klängen der Hünfelder Stadtkapelle zogen die Gläubigen mit ihren Kerzen von der Stadtpfarrkirche St. Jakobus durch die Hauptstraße zum Rathausplatz, wo eine kleine Andacht mit Pfarrer Dr. Michael Müller und Pater Superior Norbert Wilczek gefeiert wurde.
Die gesamte Innenstadt war zur Prozession nicht beleuchtet, auch die Schaufensterbeleuchtung in den Geschäften war ausgestellt.
Stattdessen waren zahlreiche Kerzen in den Fenstern aufgestellt. Unter den Rathausarkaden stand eine große Figur des Heiligen Ulrichs, die angestrahlt wurde.
In seiner Predigt hob Pater Wilczek hervor, die Hünfelder besäßen eine gute Fähigkeit: aus Kleinem Großes zu machen. Das zeige sich auch in der Brandprozession, die einst vor vielen Jahrhunderten von den damaligen Bewohnern der Stadt ins Leben gerufen wurde und die bis heute am Leben erhalten wird.
Die Katastrophe des Feuers mache bewusst, was wirklich Bestand habe: die Kraft des Glaubens. Es sei wichtig, den Glauben von Herz zu Herz weiterzugeben und auch in der Katastrophe das Positive zu entdecken.
„Mögen wir Hünfelder noch lange die Fähigkeit besitzen, die kleine Kraft des Glaubens groß herauszubringen“, gab Wilczek den Gläubigen mit auf den Weg.
Vom Rathaus aus zogen die Hünfelder durch die Mittelstraße und Töpferstraße wieder zurück in die St.-Jakobus-Kirche.