Beitrag von Rüdiger Christ
Am vergangenen Sonntag fand der gemeinsame Offene Tag der Schnitzschule und der Grundschule Empfertshausen großen Anklang. Zahlreiche Besucher, nicht nur aus der Rhön, sondern auch aus entfernteren Regionen, nutzten die Gelegenheit das Rhönschnitzerdorf im herbstlichen Feldatal zu besuchen.
Im Mittelpunkt des Tages stand die Präsentation der Ergebnisse einer gemeinsamen Projektwoche unter dem Motto „Schnitzkunst erleben: Traditionelles Handwerk neu entdeckt“.
Die Kinder haben in dieser Woche an verschiedenen Stationen spannende Einblicke in die Kunst der Holzbearbeitung erhalten. Sie lernten die lange Tradition des Schnitzens in Empfertshausen kennen, besuchten das örtliche Schnitzerei-Museum und vertieften ihr Wissen über die Rhöner Holzschnitzerei anhand alter Geschichten und Gedichte.
Darüber hinaus wurde den jungen Teilnehmern die Möglichkeit geboten, mit Ton und anderen Werkstoffen eigene Kunstwerke zu schaffen.
Kreativität und handwerkliches Geschick standen dabei im Vordergrund und die Kinder konnten ihre Fähigkeiten auf vielfältige Weise erproben.
Dieses besondere Projekt wäre ohne die Unterstützung der Schnitzschule Empfertshausen und des Rhöner Holzbildhauervereins nicht möglich gewesen. Ihnen gebührt ein herzlicher Dank! Danke auch für den Großteil der Finanzierung des Projektes durch das Thüringer Ministerium für Bildung und Kultur.
Als Ergebnis der erfolgreichen Projektwoche und des gemeinsamen Tags der offenen Türen ist deutlich geworden, dass das Schnitzen bei den Schülerinnen und Schülern auf großes Interesse und Begeisterung gestoßen ist.
Viele der Kinder zeigen eine spürbare Leidenschaft für die Arbeit mit Holz und äußerten den Wunsch, ihre neu erlernten Fähigkeiten weiter zu vertiefen.
Um diesem Interesse nachhaltig gerecht zu werden, wird nun eine Arbeitsgemeinschaft (AG) zum Thema Schnitzkunst ins Leben gerufen.
Zahlreiche Besucher nutzten die Gelegenheit, die im Rahmen der Projektwoche entstandenen Kunstwerke der Kinder in der Grundschule zu bestaunen und gegen eine kleine Spende zu erwerben.
Die Einnahmen, gemeinsam mit den Einnahmen des Crosslaufs, sollen für die Beschattung des Pausenhofes genutzt werden. Für das leibliche Wohl sorgte der „Hirschwirt“ aus Kaltennordheim und die Eltern der Grundschüler sowie der Rhöner Holzbidhauerverein Empfertshausen.
Sie boten Kaffee und selbstgebackenen Kuchen an. In der Schnitzschule konnten sich die Besucher über die Ausbildungsangebote informieren und sich selbst beim Schnitzen versuchen.
Mehr als 20 Aussteller aus Thüringen, Hessen und Bayern präsentierten außerdem ihre kunsthandwerklichen Erzeugnisse.
Ein besonderes kulturelles Highlight des Tages war zweifellos die Wiederentdeckung von „Das Lied der Rhönschnitzer“, das von Dr. Adolf Becker aus Vacha/Rhön verfasst wurde.
Marion Dittmar, Lehrerin an der GS Empfertshausen, hatte dieses historische Stück im Zuge der Vorbereitungen zur 1155-Jahrfeier von Klings im Nachlass ihres Vorfahrens gefunden.
Die Vorstellung des Liedes sorgte bei den Anwesenden für großes Staunen und regte viele dazu an, sich näher mit der Geschichte der Rhöner Schnitzkunst zu beschäftigen.
Die weiteren Nachforschungen zum „Lied der Rhönschnitzer“ versprechen interessante Einblicke in die regionale Kulturgeschichte. Der Rhönkanal wird auch in Zukunft darüber berichten.
Der Tag endete mit vielen zufriedenen Gesichtern und dem Gefühl, gemeinsam etwas Besonderes erlebt zu haben.
Sowohl die Schnitzschule als auch die Grundschule Empfertshausen weisen darauf hin, dass Tradition und Innovation sich hervorragend ergänzen und einen wertvollen Beitrag zur kulturellen Identität der Region leisten.
Die Organisatoren des Projekts bedanken sich für die große Unterstützung der Gemeinde und freuen sich bereits auf künftige Veranstaltungen, die das traditionelle Handwerk der Rhön weiterhin lebendig halten werden.