Auf historischen Spuren: Zwei Pilgerinnen auf dem Ökumenischen Pilgerweg VIA REGIA

Beitrag von Richard Veltum

Dorothea Hohmann, Rentnerin aus Sargenzell (Hessen), und Brigitte Ruhl, Rentnerin aus Buttlar/Rhön (Thüringen), verbindet eine besondere Freundschaft, die 2009 bei einer Bibelwanderung in Schleid/Rhön begann.

Bibelwanderungen führten sie nach Hessen und Thüringen. Ziele waren hier z.B. Hünfeld (Kloster, Schleid/Rhön, Dermbach, Volkenberg, Dietershausen, mit jeweiliger Theologischer Begleitung vom Bistum Fulda (Familienbildungsstätte).

Gemeinsam planten sie privat eine außergewöhnliche Pilgerreise auf dem Ökumenischen Pilgerweg „VIA REGIA“, einer Route voller Geschichte und spiritueller Bedeutung.

Weg der Freundschaft und des Glaubens: VIA REGIA

Die Pilgerreise führte die beiden Frauen durch drei Bundesländer: Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Aufgeteilt in drei Etappen begaben sie sich Schritt für Schritt auf den ca. 500 Kilometer langen Pilgerweg.

Pilgerstrecke: Görlitz –Leipzig – Erfurt – Eisenach - Vacha

. Görlitz – Leipzig (September 2020)
. Leipzig – Erfurt (September 2023)
. Erfurt – Vacha (September 2024)

Den Startpunkt markierte die Stadt Görlitz. Los ging die Pilgerreise im September 2020 am polnischen Neißeufer über der Friedensbrücke zur Pfarrkirche St. Peter und Paul.

Hier erhielten die Pilgerinnen den Reisesegen und ihnen wurde der erste Pilgerstempel in den Pilgerausweis gedrückt.

Der Pilgerweg: Eine Reise durch Zeit und Kultur

Der Wegverlauf orientiert sich am historischen Verlauf der VIA REGIA. Diese alte Handelsstraße wurde erstmals 1252 erwähnt, ihre Anfänge reichen in das Hochmittelalter zurück. Man ist also auf alten Pfaden unterwegs, denn hier gingen nicht nur Könige, Krieger und Händler, sondern auch die Pilger.

Beginn ist in der östlichsten Stadt Deutschland, Görlitz. Durch Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen führt der ca. 470 km lange Weg, der seit seiner Eröffnung im Jahr 2003 eine wichtige Verbindung vom Osten her darstellt.

Der Weg bietet nicht nur landschaftliche Vielfalt, sondern auch Einblicke in historische und kulturelle Schätze entlang der Route.
Der Weg ist auch für Radfahrer weitestgehend befahrbar.

Der Ökumenische Pilgerweg ist der einzige JAKOBSWEG in Deutschland, der auf der kompletten Länge Pilgerherbergen, bei Kirchgemeinden, Klöstern Begegnungsstätten und Familien (Pensionen) anbietet.

Herausforderungen und innere Stärke

Die Pilgerreise stellte auch persönliche Herausforderungen und innere Stärke. Es stellten sich immer wieder die Fragen:

. Was esse und trinke ich?
. Wo schlafe ich?
. Wo führt der Weg weiter?

Unvergessen ist auch die Übernachtung in einer ungeheizten Kirche, nach einer Absprache mit den Verantwortlichen der Kirch- Gemeinde. Hier erfolgte die Übernachtung auf der Empore, auf einer dünnen Isomatte und Schlafsack.

Die Versorgung erfolgte aus dem mitgeführten Rucksack, einfachen Brotschnitten und Leitungs- Wasser. Auch das Wetter und die körperlichen Anstrengungen waren ständige Begleiter.

Dennoch lösten Dorothea und Brigitte alle Herausforderungen mit Ruhe, Gelassenheit und tiefen Gottvertrauen. Die Antworten fanden die Pilgerinnen durch gegenseitige Unterstützung, Kreativität und Flexibilität.

Am Ende jeder Etappe fühlten sich die Pilgerinnen persönlich, körperlich, geistig und spirituell gestärkt. Die Begegnung mit anderen Pilgern, der Austausch von Gedanken und die Erkundung neuer Städte und Kirchen sowie kulturellen Einrichtungen machten die Pilgerreise unvergesslich.

Fazit: Pilgern als Reise zu sich selbst

Pilgern ist eine Reise zu sich selbst, führt zur inneren Ruhe, Spiritualität und einem tiefen Verständnis von Gemeinschaft und Gottvertrauen.

Ihre Geschichte zeigt, dass das Pilgern auf alten Pfaden nicht nur eine Verbindung zur Vergangenheit schafft, sondern auch den Blick auf das Wesentliche im Leben lenkt.

Die Pilgerreise von Dorothea Hohmann und Brigitte Ruhl endete im September 2024 wohlbehalten in Vacha/Rhön. Hier gab es nach einer Besichtigung der Kemenate, den letzten Pilgerstempel, Pilgernadel und Pilger-Urkunde.

Sie haben ihre Pilgererlebnisse in einem interessanten Erfahrungsbericht dargelegt. Nun gönnten sich die Pilgerinnen in Vacha ein großes Eis.