Debütroman „Wo der Name wohnt“ – Fuldaer Literaturpreis geht an Ricarda Messner

Gastbeitrag von Monika Kowoll-Ferger

Ricarda Messner erhält den Literaturpreis Fulda 2025. Die Autorin wird für ihren Debütroman „Wo der Name wohnt“ ausgezeichnet, der am 24. Februar 2025 im Suhrkamp Verlag erscheint.

Ihr Erstlingswerk würdigte die fünfköpfige Jury als das literarisch bedeutendste Romandebüt der Buchsaison Herbst 2024/Frühjahr 2025. Verbunden mit der Auszeichnung ist ein Preisgeld von 10.000 Euro.

Die Verleihung findet am Donnerstag, 5. Juni 2025, um 19 Uhr im Fürstensaal des Fuldaer Stadtschlosses statt. Die Laudatio hält Jury-Mitglied Anna Yeliz Schentke.

In der Begründung der Jury heißt es: „Ricarda Messners Debüt ,Wo der Name wohnt‘ ist der tastende Versuch einer Nachgeborenen, die eigene Familiengeschichte zu verstehen und die Erinnerung zu bewahren.

Ausgehend von der Erzählung einer ungewöhnlichen Enkelin-Großmutter-Beziehung umkreist der Roman in Fundstücken und Rekonstruktionen die nationalsozialistischen Verbrechen in Lettland. ,Wo der Name wohnt‘ findet eine zugleich leise aber auch eindringliche Sprache dafür, wie Verluste im Raum der Emotion und Intuition weiterwirken und wie sie Generationen durchdringen.“

Im Rahmen der Ausschreibung hatten 28 Verlage 37 deutschsprachige Romane für den Wettbewerb um den Debütpreis der Stadt Fulda eingereicht. Nach der Lektüre trafen die Jury-Mitglieder eine erste Auswahl, die dann auf eine Shortlist mit acht favorisierten Titeln.

Aus dieser ermittelte die Jury in ihrer finalen Sitzung im Fuldaer Stadtschloss die aktuelle Preisträgerin. Die diesjährige Jury setzt sich zusammen aus den Schriftstellerinnen Anna Yeliz Schentke und Zsuzsa Bánk, der Literaturkritikerin Julia Schröder, dem Schriftsteller Christoph Peters und dem Literaturkritiker Christoph Schröder.

Organisiert wurde der Wettbewerb im Auftrag der Stadt Fulda und in enger Zusammenarbeit mit dem Kulturamt von Silke Hartmann von der Agentur „Kulturperle – Kommunikation und Kulturmanagement“.

Ricarda Messner erzählt in ihrem Debütroman vom Ort ihrer Erinnerungen, kehrt immer wieder zurück zum Leben in zwei Berliner Wohnungen. Sie befinden sich in Hausnummer 36 und 37, liegen in direkter Nachbarschaft.

Als Kind spielte die Enkeltochter Tischtennis auf dem Glastisch im Wohnzimmer der Großeltern. Als Erwachsene löst sie deren Wohnung schließlich auf, bringt Besteck, Töpfe und Musikkassetten nach nebenan zu sich.

Und sie will noch etwas bewahren: Levitanus, den Familiennamen. Der Wunsch, den Namen wieder anzunehmen, begleitet sie nicht nur im Alltag, sondern führt sie auch nach Riga.

Sie folgt den Worten ihres Urgroßvaters Salomon und findet ein Fenster im ehemaligen Rigaer Ghetto, das eng mit ihrer Familiengeschichte verknüpft ist – und sie zeichnet die Bewegungen von vier Generationen nach, vom sowjetischen Lettland der 1970er Jahre bis nach Deutschland.

Ricarda Messner nähert sich Verlusten und Lücken, verbindet Heute und Gestern. „Wo der Name wohnt“ lässt so zärtlich wie klar eine Familie aufleben und bewahrt ihre Geschichten.

Ricarda Messner, geboren 1989, ist Mitbegründerin und Herausgeberin des Magazins „Flaneur“, das sich pro Ausgabe einer Straße in einer anderen Stadt widmet und mehrfach ausgezeichnet wurde. „Wo der Name wohnt“ ist der Debütroman der Autorin, für den sie das Alfred-Döblin-Stipendium erhielt. Ricarda Messner lebt und arbeitet in Berlin.

Hintergrund: Literaturpreis Fulda

Der mit 10.000 Euro dotierte Literaturpreis Fulda wird seit 2019 jährlich für das beste Romandebüt der Saison vergeben. Erste Preisträgerin war 2019 Johanna Maxl mit ihrem Roman „Unser großes Album elektrischer Tage“.

2020 ging die Auszeichnung der Stadt Fulda zu gleichen Teilen an Nadine Schneider für „Drei Kilometer“ und an Olivia Wenzel für „1000 Serpentinen Angst“.

2021 wurde Timon Karl Kaleyta für „Die Geschichte eines einfachen Mannes“ mit dem Literaturpreis Fulda gewürdigt. 2022 erhielt den Preis Edgar Selge für sein Buch „Hast du uns endlich gefunden“.

2023 nahm Silke Stamm die Würdigung für ihren Band „Hohe Berge“ entgegen. 2024 ging die Auszeichnung an Konstantin Ferstl für seinen Roman „Die blaue Grenze“.