Friedrich Fröbel & seine letzten Lebensjahre in Marienthal

Gastbeitrag von Michael Knauf

Friedrich Fröbel auch der Erfinder der Kindergärten genannt, welche nach seinem Vorbild in fast allen zivilisierten Ländern der Erde ihre Verbreitung fanden. Fröbels pädagogische Gedanken gründeten auf unzählige Beschäftigungs-und Bildungsmittel.

So konnten sich die noch nicht schulpflichtigen Kinder, die Welt der Erwachsenen nach wissenschaftlichen Methoden aneignen. Weiterhin erarbeitete er eine zeitlose Erziehungslehre, welche die Kindergartenpädagogik reformierte und heute noch zum großen Teil ihre Gültigkeit hat.

Friedrich Wilhelm August Fröbel erblickte am 21. April 1782 in Oberweiß, im Thüringer Wald, als sechstes Kind des Pfarrers Johann Jacob Fröbel und dessen Ehefrau Jacobine Eleonore Friedricke, geborene Hoffmann, das Licht der Welt.

Knapp ein Jahr später, am 7. Februar 1783, verstarb seine geliebte Mutter. Nach dem Besuch der Schule in Oberweißbach und in Stadtilm, erlernte Friedrich in Hirschberg (Saale), den Beruf eines Försters mit Spezialisierung in der Feldmesskunst und in der Landwirtschaft, welche er 1799 erfolgreich beendete.

Durch seine Interessen an der Mathematik, der Baukunst und an den Naturwissenschaften absolvierte er von 1799 bis 1804 ein Studium an der Universität von Jena. Während dieser Zeit, entdeckte der Direktor der „Frankfurter Pestalozzi-Musterschule“ Fröbels pädagogisches Talent und konnte ihn als Lehrer von 1805-1806 gewinnen.

Es erfolgten erste Zusammenkünfte mit den Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi in Iferten (Schweiz), wo er dessen Lehren mit großem Eifer studierte und sich so umfassend weiterbilden konnte. Von der Pädagogik überzeugt und begeistert erfolgten weitere Studien in Berlin und in Göttingen.

Im April 1813 trat Fröbel, unter Turnvater Johann Jahns Führung, in das Freikorps der Lützower Jäger ein und nahm an der Schlacht bei Jena und Auerstedt teil. Nach dem Sieg über Kaiser Napoleons Truppen kehrte er 1816 nach Thüringen zurück.

Um seine fortschrittlichen Erziehungspläne zu verwirklichen gründete er ein Landerziehungsheim mit Internat in Griesheim bei Stadtilm und 1817 in Keilhau bei Rudolstadt. In Keilhau besteht noch heute die „Freie Fröbelschule“.

Am 11. September 1818 heiratete Fröbel seine erste Frau Henriette Wilhelmine Hoffmeister in Berlin, die Ehe blieb kinderlos. 1837 erfolgten der Umzug nach Blankenburg und die Gründung einer Spiel und Beschäftigungsanstalt.

Hier wurden die ersten Spielmaterialien hergestellt. In Blankenburg verstarb plötzlich und unerwartet am 13. Mai 1839 seine Frau Henriette Wilhelmine.

Am 28. Juni 1840 gründete Fröbel im Rathaussaal von Blankenburg den allgemeinen, deutschen Kindergarten. Ab 1842 begann er hier mit der ersten Ausbildung von Kindergärtnerinnen.

Im Jahr 1844 musste der Kindergarten in Blankenburg wegen finanzieller Probleme geschlossen werden. Danach wohnte er in Keilhau und dichtete seine bekannten „Mutter-Spiel- und Koselieder“. Die Vertonung übernahm der Keilhauer Musiklehrer Robert Kohl. Diese Lieder kamen sehr gut bei seinen Honoratioren in ganz Deutschland an.

Mitte der 1840iger Jahre veröffentlichte er seine Pläne und Ideen zur Gründung von Kindergärten. Da ihm seine Anstrengungen und Bemühungen an unterschiedlichen Orten in Deutschland verwehrt wurden und er sogar Anfeindungen jeglicher Art ausgesetzt war, zog er 1849 nach Bad Liebenstein um.

Hier wollte er seine Theorie von einem einheitlichen, deutschen Schulsystem, vom Kindergarten bis zur Hochschule beweisen und eine ständige Ausbildung von Kindergärtnerinnen vorantreiben. Der Herzog Bernhard II. von Sachsen-Meiningen stellte Fröbel das Schloss von Marienthal (Schweina), als Wohnsitz und Wirkungsstätte zur Verfügung.

Hierher kamen täglich vorerst nachmittags, Kinder von Bad Liebenstein, Barchfeld und Schweina. Nach der Beschäftigungstheorie Fröbels spielten, lernten die Kinder Lieder oder malten.

Auch das Basteln/Werken stand auf dem Plan und die Kinder fertigten unter Aufsicht und Anleitung der Erzieherinnen einfache Gerätschaften für den Haushalt oder Spielzeuge, wie zum Beispiel den Fröbelstern an. Ab 1849 wurden in Marienthal ständig Kindergärtnerinnen ausgebildet.

Fröbelturm in Oberweißbach

Ein herber Rückschlag für Fröbel und sein Lebenswerk war das Kindergartenverbot, welches die preußische Staatsverwaltung am 23. August 1851, wegen staatsgefährlichen und religionsfeindlichen Umtrieben, erlassen hatte. Dieses rückständige, unvernünftige Verbot wurde erst im Jahr 1860 wieder aufgehoben.

Ein großes Volks- und Kinderfest veranstaltete Fröbel am 04. August 1850 auf einer Wiese im Altensteiner Park. Im gleichen Jahr gründete Friedrich Fröbel im Marienthaler Schloss die erste Kindergärtnerinnenschule der Welt und es wurden hier pädagogische Fachzeitschriften herausgegeben, außerdem fanden weiterbildende, pädagogische Veranstaltungen statt.

Im Jahr 1851 heiratete er eine seiner Schülerinnen, Luise Levin. In einem Brief vom 16. März 1852 zählte Fröbel bereits 37 bestehende Kindergärten in Deutschland auf.

Um den 3. Juni 1852 nahm Fröbel eine beschwerliche Reise nach Gotha auf sich, um an einem Lehrerkongress teil zu nehmen.

Schloss Marienthal in Schweina

Am 21. Juni 1852 verstarb Friedrich Fröbel auf Schloss Marienthal, seine letzte Ruhe fand er auf dem Friedhof in Schweina. Seine Grabstätte ziert ein Denkmal, welches sein Reliefbild und darüber die von ihm erdachten Spielzeuge Kugel, Walze und einen Würfel zeigen.

Pfarrer Dr. Rückert würdigte und ehrte Friedrich Fröbel mit folgenden Worten: „Er hat gearbeitet für die frühste Jugend und für die späteste Zukunft und seine Hoffnung war nicht verloren - seine Werke folgen ihm nach - Fröbels Werke leben weiter!“

Der Marienthaler Wald, mit einer idyllischen Stelle am Waldrand, war Fröbes Lieblingsplatz. Dorthin geruhte er allabendlich nach getaner Arbeit einen kleinen Spaziergang zu unternehmen und sich an der schönen Aussicht über die Berge der Vorderrhön und dem malerischen Werratal zu erfreuen.

Dieser Ort wird von den Schweinaer und Bad Liebensteiner Bewohnern liebevoll „Fröbelsruh“ genannt. Hierher wurde ein Denkmal, welches sich bis 1872 als Stein auf Fröbels Grabstelle befand, umgesetzt.

Fröbels Grab auf dem Bergfriedhof von Schweina

Das Denkmal konnte nach Entwürfen von Wilhelm Middendorf, durch Fröbels Schüler Ernst Luther geschaffen werden. Die Ansicht des Steins zeigt, aufeinander gestellte Komponenten von Kugel, Walze und Würfel, das über alle Grenzen bekannte Fröbel-Symbol.

Im Jahr 1924 legte der berühmte Bauhaus-Architekt und Direktor des Bauhauses in Weimar Walter Gropius, in Bad Liebenstein Bau-Pläne, für ein „Fröbelhaus“ vor.

Es sollte eine Begegnungs- und Seminarstätte mit einem Forschungsinstitut, sowie ein Kindergarten mit Spielplätzen, einige Pavillons und eine parkähnliche Gartenanlage, sowie eine Altersresidenz, für ehemalige Kindergärtnerinnen entstehen.

Für erholungsbedürftige Kinder waren die Pavillons gedacht, welche in Bad Liebenstein, unter Benutzung aller Einrichtungen, eine mehrwöchige Kur verleben sollten.

Gedenkmünze, DDR, 5,- Mark, 1982, zu Ehren von Fröbel

Leider kamen diese Pläne von Walter Gropius und den Architekten Adolf Meyer, beide von der Bauhaus Universität Weimar, über die Planungsphase nicht hinaus.

Zum 75. Todestag von Fröbel im Jahr 1927, wurde im Altensteiner Park, an der gleichen Stelle, in gleicher Art und Weise, ein Volks-und Kinderfest wie 1850 abgehalten. Es kamen tausende von Zuschauern und Teilnehmer, selbst in Bad Salzungen war schulfrei und es fuhr extra ein Sonderzug nach Bad Liebenstein.

Die Leitmotive, im Leben des Kinderfreund Friedrich Fröbel lauteten (Zitate):

- „Kommt, lasst uns unseren Kindern leben!“
- „Spielen, Spiel ist die höchste Stufe der Kindesentwicklung…
- Spiel ist das reinste, geistige Erzeugnis des Menschen auf dieser Stufe…
- „die Spiele dieses Alters sind die Herzblätter des ganzen Künftigen Lebens…“
- „In Allem, was ein Kind tut, zeigt es sich als ein nach Bewusstsein strebendes Wesen. Es ist die Aufgabe der Kindergärten, das Kind zu einem solchen selbstbewussten Wesen zu erheben, das sich klar wird über des Menschen innerstes Wesen, über die Natur und sein Verhältnis zu anderen.“

Im Kindergarten von Schweina, kann nach einer vorherigen, telefonischen Anmeldung (036961/72487), eine Ausstellung zum Leben und Wirken des Pädagogen Friedrich Fröbel, in Marienthal besichtigt werden.

Neben dem Fröbel-Kindergarten gibt es in Schweina noch die Friedrich Fröbel Grundschule und die Fröbel Jugend-Kunstschule. Außerdem hat der Fröbelkreis einen Rundwanderweg/Fröbelgedenkweg, mit Hinweis-und Informationstafeln, vom Hotel „Fröbelhof“ in Bad Liebenstein durch den Altensteiner Park bis zum Marienthaler Schloss eingerichtet.

Im Marienthaler Schloss befindet sich der Hauptsitz des Fröbelverein Marienthal e.V. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt die pädagogischen Visionen von Friedrich Fröbel in die nächsten Generationen zu tragen und seine Wirkungsstätten in Bad Liebenstein untereinander zu vernetzen.

Vom Schloss aus werden Aktivitäten geplant und umgesetzt. Im Marienthaler Schloss finden Veranstaltungen statt, die Termine kann man unter www.froebelverein-marienthal.de/kalender/ erfahren. Der Verein freut sich über aktive und passive Unterstützungen jeglicher Art.

Neue Vereinsmitglieder sind jeder Zeit herzlich willkommen. Zu Ehren von Friedrich Fröbel wurden auch in einigen anderen Städten, Straßen und Plätze nach Ihm benannt. Es gibt weitere Fröbel–Museen in Bad Blankenburg und in seiner Geburtsstadt Oberweißbach.

DDR-Sondermarken zum Gedenken an F. Fröbel

In der Nähe von Oberweißbach, direkt neben der Bergbahn gelegen, befindet sich der 29,75 m hohe Fröbel-Turm mit einer Gaststätte und einem Spielplatz. In Lichtenhain wurde eine Fröbel-Wiese angelegt, in Sonneberg und bei Bad Liebenstein, in der Nähe von Schweina existiert jeweils eine parkähnliche Gedenkstätte „Fröbelsruh“.

Im ehemaligen, restaurierten Bad Liebensteiner Fröbelhaus wurde 1997 das Hotel Fröbelhof eröffnet. Die Schulen in Arnsberg (Nordrhein-Westfalen), in Keilhau, Schweina und die Schule in Oberweißbach tragen den Namen Fröbels.

In Rudolstadt existiert eine Fröbel-Stele und vor dem Memorialmuseum in Oberweißbach steht eine Fröbel-Büste. An seinen ehemaligen Wohnstätten in Stadtilm und am Schloss Marienthal erinnern Gedenktafeln an F. Fröbel.

DDR-Sondermarken zum Gedenken an F. Fröbel

Zu erwähnen wäre noch die Fröbel-Gruppe, welche eine deutsche Unternehmensgruppe ist, die Kindertageseinrichtungen, Kinderkrippen, Horte, sowie Hilfsprojekte für die Erziehung von Jugendlichen betreibt.

Auch wurden zu Ehren von Friedrich Fröbel Sonder-Postwertzeichen, in verschiedenen Zeit-Epochen, gedruckt und Gedenkmünzen geprägt.

Alle Wirkungsstätten, Veröffentlichungen und pädagogischen Gedanken von Friedrich Fröbel konnten in dem vorliegenden Beitrag nicht beschrieben oder benannt werden. Hierzu benötigt man sicherlich den Platz und den Umfang eines Nachschlagewerkes.

Wer mehr über das Leben und die Erziehungsphilosophie von Friedrich Fröbel erfahren möchte, den empfehlen wir folgende Publikation:

Friedrich Fröbel Stationen seines Lebens und Wirkens, Autor: Matthias Brodbeck, 2015, Rhino Verlag Dr. Lutz Gebhardt & Söhne GmbH & Co. KG Ilmenau, Preis für Deutschland: 6,95 €, ISBN: 978-3-95560-038-9

Ansichtskarte Oberweißbach zum Gedenken an den großen Sohn F. Fröbel

Der vorliegende Beitrag wurde nach Informationen des Fröbelverein Marienthal e.V. und der Tourist-Information Bad Liebenstein erstellt.

Ein besonderes Dankeschön möchte der Verfasser dem Business Excellence Direktor Herrn Daniel Rätsch von der Hartmann Automotive Holding GmbH/Sitz Schloss Marienthal, der Tourist-Information Bad Liebenstein und dem Inhaber der Bad Liebensteiner Buchhandlung „Keybe“ Herrn Gunnar Möller für die Unterstützung mit Bildmaterial und Informationen auf diesem Weg aussprechen.

Quellenverzeichnis:

Tageszeitungen: STZ, Freies Wort, Thüringer Tageblatt, Meininger Allgemeine
Internet: Wikipedia, Fröbelkreis, Fröbel Museum
Vereine und Institutionen: Fröbelverein Marienthal e.V., Tourist-Information Bad Liebenstein

Anmerkung/Worterklärung:

Fröbelstern: ist ein dreidimensionaler Papierstern, welcher aus vier Papierstreifen mit einem Breiten-Längenverhältnis von etwa 1:30 geflochten wird.

Öffnungszeiten Berggasthaus Fröbelturm an der Oberweißbacher Bergbahn