Mitteilung der Stadt Wasungen
Dem ein oder anderen Wasunger ist es in den vergangenen Wochen deutlich aufgefallen: Irgendetwas stimmt nicht mit dem Geläut der Wasunger Stadtkirche St. Trinitatis. Dem aufmerksamen Hörer wurde schnell klar, die Läuteglocke um 6, 12 und 18 Uhr ist stumm.
Das hatte einen bestimmten Grund. Förmlich durch Zufall oder vielleicht zum richtigen Zeitpunkt an die richtige Stelle gelenkt, bemerkte Pfarrer Stefan Kunze bei einer Führung im Turm der Stadtkirche, dass die mittlere Glocke keinen typischen Klang aufwies. Bei genauerer Betrachtung wurde klar, dass ein Schlagbolzen am Klöppel der Glocke fehlte.
Die Glocken der Wasunger Stadtkirche stammen allesamt aus dem ersten Viertel des 20. Jahrhunderts. Eben jene mittlere Glocke des östlichen Glockenstuhles aus dem Jahr 1919.
Gegossen wurde sie von einer Kooperation der Firmen Schilling aus Apolda und Lattermann aus Morgenröthe. Sie weist einen Durchmesser von 114 cm und ein Gewicht von 632 kg auf. Ihr Schlagton ist das a.
1918/19 wurden die früheren Bronzeglocken durch Glocken aus Eisenhartguss ersetzt. Eigentlich war ihnen eine Lebensdauer von ca. 70-80 Jahren vorausgesagt. In Wasungen läuten sie nach 100 Jahren immer noch – zu mindestens bis vor Kurzem.
Am 6. November kamen die Spezialisten der Fachfirma Turmuhren & Glocken Willing aus Ohrdruf, OT Gräfenhain zur Begutachtung vor Ort. Die mittelständische Firma betreut über 1000 Objekte, auch über die Landesgrenzen Thüringens hinaus. Ab 1.1.2025 besteht nun auch ein Wartungsvertrag mit der Kirchgemeinde Wasungen.
Wie wurde aber das Problem der Glocke gelöst?
Zunächst wurde der Antrieb abgeklemmt und anschließend der gesamte Klöppel entfernt, um ihn wieder aufzuarbeiten. Aus diesem Grund schwieg die mittlere Glocke bis zum 13. Dezember.
Freitag, der 13. – oft als Unglückstag verschrien - war ein Glückstag für die Stadtkirche St. Trinitatis. In den alten Klöppel wurden neue Schlagbolzen aus Messing eingepresst und er konnte wieder an den Ort seiner Bestimmung eingebaut werden. Zunächst musste der Klöppel mit einem stattlichen Gewicht von ca. 30 kg jedoch im Kirchturm nach oben getragen werden.
Bei genauerer Betrachtung und Vermessung des Glockenstuhls fiel den Fachmännern Uwe Nothnagel und Klaus Marwede dann auf, dass die Glocke um 3 cm falsch ausgerichtet war. Dieser Mangel wurde durch Nachjustieren im Glockenstuhl sofort behoben.
Zusammen mit dem verschlissenen Schlagbolzen hatte die verschobene Aufhängung bereits zu kleinen Ausbrüchen in der Glocke geführt. Durch Glück im Unglück oder göttliche Fügung konnte die irreparable Beschädigung der Glocke nun also abgewendet werden.
Seit dem Vorabend des 3. Advents läutet sie nun wieder in vertrauter Weise und macht das Geläut der Stadtkirche komplett.