Gastbeitrag von Michael Knauf
Am 8. März 1927 erblickte Harry Gerlach in der Gemeinde Albrechts (heute ein OT von Suhl), als ältester Sohn von Melitta und Max Gerlach das Licht der Welt.
Seine Mutter Melitta erlernte den Beruf einer Schneiderin und der Vater Max war gelernter Schlosser, zeitweise Polizeibeamter und zuletzt als Bürgermeister tätig. Zwei jüngere Brüder machten später die Familie komplett.
Nach dem Besuch der Grund-und Hauptschule von 1933 bis 1937, absolvierte er anschließend die Oberrealschule. Bereits 1944 kam die Einberufung zum Reichs-Arbeitsdienst (RAD). Anfang 1945 wurde er mit knapp 18 Jahren als Flakhelfer zur Deutschen Luftwaffe eingezogen.
Seine Luftwaffeneinheit wurde in die damalige Tschechoslowakei, bis 1945 Prorektorat Böhmen und Mähren, verlegt. Hier geriet er am 9. Mai 1945 einen Tag nach der Kapitulation von Deutschland in amerikanische Kriegsgefangenschaft und wurde anschließend in einem Kriegsgefangenenlager bei Cheb (Eger) interniert.
Doch die US-Army, war wegen seiner Jugend mit ihm gnädig und Harry konnte am 31. Mai 1945 das Kriegsgefangenenlager, auf dem beschwerlichen und damals nicht ungefährlichen Weg, in Richtung Rhön-Heimat verlassen. Bereits ab dem Herbst 1945 war es ihm möglich, die höhere Handelsschule in Meiningen zu besuchen.
Sein Abitur konnte er 1948 in Meiningen ablegen. Im gleichen Jahr am 7. August 1948 heiratete Harry Gerlach seine Ilse, geborene Schöniger in Wohlmutshausen.
Bis 1950 erfolgte eine Delegierung zum Lehrerseminar in Dreißigacker unter der Losung oder dem Slogan –„Neulehrer aufs Land!“. Ab 1950 bis 1965 war er als Pädagoge in Geisa tätig, Herr Gerlach unterrichtete die Fächer Deutsch, Geschichte, Englisch und Geographie.
Er schloss sich bereits im Jahr 1950 der Arbeitsgemeinschaft „Junge Autoren“ beim Rat des Bezirkes Suhl, Abteilung Kultur an. Im Jahr 1953 stellten sich erste Erfolge und Auszeichnungen ein.
Er veröffentlichte die Kurzgeschichte: „1813 Das Jahr der Befreiung (Napoleon I. in Buttlar)“, welche als ein Beitrag in der Tageszeitung „Freies Wort“ am 10. April 1954 erschien.
Von 1954 bis 1956 absolvierte Harry Gerlach ein Studium am Institut für Literatur „Johannes R. Becher“ in Leipzig, Ab dem Jahr 1958 war er eingetragenes Mitglied im Schriftstellerverband der DDR.
In Geisa erschien 1962 sein viel beachteste Kinder-und Jugendbuch „Hecht und seine Freunde“, außerdem schrieb er hier das Bühnenstück: „Der Rhön Paulus“ und das Lustspiel: „Rosen für die Schwiegermutter“, für das Laientheater unter Leitung des beliebten und langjährigen Geisaer Regisseur Franz Adolf Krebs.
Die Wohnungssituation in Geisa war unbefriedigend, deshalb zog die Familie Gerlach 1965 von Geisa/Rhön in die Kreisstadt Bad Salzungen. Seine Eltern waren Eigentümer, einer ehemaligen und zum Wohnhaus umgebauten Molkerei in der Gemeinde Wohlmuthausen.
Sie verfügten hier über ausreichend Wohnraum, so dass die damals noch fünfköpfige Familie, 1968 von Bad Salzungen in das beschauliche Rhön-Dorf umgezogen ist. In dem Nachbarort Schafhausen konnte er eine Anstellung als Lehrer finden. Herr Gerlach nahm 1969 ein Fernstudium im Fach Geschichte auf.
Die Eheleute Gerlach hatten eine Tochter und drei Söhne. Bärbel wurde 1948, Umbert 1950, Klaus 1956 und Torsten 1970 geboren. Drei seiner Kinder, Bärbel, Umbert und Klaus studierten Medizin und waren bis zum Renteneintritt als Fachärzte tätig, der jüngste Sohn Torsten ist von Beruf Fahrlehrer und betreibt eine eigene Fahrschule.
In seinen letzten Arbeitsjahren war Herr Gerlach als Pädagoge in Helmershausen (Rhönblick) und zum Schluss in Bettenhausen bis zum Eintritt in seine Altersrente 1992 angestellt.
Am 10. März 1995 verstarb Harry Gerlach im Alter von 68 Jahren im Klinikum Bad Salzungen. Seine letzte Ruhe fand der beliebte Schriftsteller auf dem Friedhof in Wolmuthausen.
Ein kleiner, nicht vollständiger Überblick über Publikationen aus der Feder und der kreativen Phase des Schriftsteller Harry Gerlach:
- 1958 Theaterfassung: “Der Rhön-Paulus“
- 1962 Kinder-und Jugendbuch „Hecht und seine Freunde“, Kinderbuchverlag Berlin, Illustrationen von Karl Fischer, Altersbegrenzung für Leser ab 12 Jahren
- 1964 Theater-Lustspiel: „Rosen für die Schwiegermutter.“
- 1973 das Kinderbuch „Klicks Klamm und das wundersame Apothekenkraut“
- das Filmszenario in Unterbreizbach 1974:“Kali-Kumpel, kluge Leute.“
- Im Brockhaus-Verlag Leipzig wurde 1974 seine Broschüre über Bad Liebenstein und Bad Salzungen veröffentlicht.
- 1983 das in Weimar erschiene Kinderbuch: “Vati wird berühmt.“ Illustrationen von Ilse Raddatz Unterstein
- Ebenfalls 1983 wurde “Die weiße Spur“. Gerhard Grimmer-Spuren seines Lebens, verlegt.
- Im Jahr 1984 die zweite Auflage des Tourist-Wanderheft-Brotterode-Pappenheim-Trusetal-Steinbach bei Bad Liebenstein.
- 1985 Geschichte und Erinnerungen. Grenzregiment“ Conrad Blanke“ und das Wanderheft Schmalkalden-Steinbach-Hallenberg-Breitungen.
- Im Jahr 1987 wurde in Meiningen, die viel beachtete Sagensammlung und das Heimatbuch über die thüringische Rhön (65 Sagen, zu jedem Ort eine dazu gehörige Sage) „Das verwunschene Schloss“ veröffentlicht.
- 1988 Berlin, das Kinderbuch „Die Wundermedizin und andere Geschichten vom Helfen.“ ISBN 10: 3358003531 / ISBN 13:9783358003534,
- 1990- Bad Liebenstein
- 1994-Schmalkalden, ISBN 3-623-00976-8,
- Weiterhin erschienen unzählige Beiträge in den regionalen Tageszeitungen und er verfasste außerdem einige Theater-Lustspiele und diverse andere Bühnenstücke.
- Von Harry Gerlach existieren noch einige unveröffentlichte Manuskripte wie zum Beispiel: “Die Wasserschlacht“.
- 1978 wurde eine TV-Dokumentation über Herrn Gerlach auf DFF 1 gesendet: „Der stille Mann unter der Geba“.
Der Schriftsteller, Lustspielautor, Heimatforscher und Pädagoge Harry Gerlach in einer Dokumentation des Fernsehens der DDR über den Schulalltag, Schüler und Erziehung im Sozialismus, sowie ein Einblick in das regionale Umfeld. Drehbeginn 1976. Ein Film von Regisseur Thomas Kuschel und Kameramann Ted Tetzke.
Dieser Video Clip ist aktuell auf YouTube noch abrufbar. Sein Genre umfasste die Prosa, die Dramatik, die regionale Geschichte und die Kinderliteratur. Einige seiner Werke erschienen unter dem Pseudonym Harry Lothar Dietrich.
Harry Gerlach war nicht nur ein beliebter und erfolgreicher Kinderbuchautor, Lustspiel-und Theaterschriftsteller, sondern auch ein begnadeter Pädagoge. Das beweisen seine zahlreichen, gesellschaftlichen, sowie staatlichen Auszeichnungen und Ehrungen.
So bekam er unter anderem die Pestalozzi-Medaille in Gold. Diese Auszeichnung wurde zur Würdigung der Verdienste, nach dem Schweizer Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi benannt.
Die Medaille wurde an Lehrer und Erzieher mit einer abgeschlossenen pädagogischen Ausbildung verliehen und war die höchste Auszeichnung im Bildungswesen der ehemaligen DDR.
Dem geneigten Leser möchten wir das Heimat- und Sagenbuch „Das verwunschene Schloss“ von Harry Gerlach, über die thüringische Rhön, bestens empfehlen.
Die Publikation beinhaltet 93 Sagen, auf 60 Buchseiten und der Autor Harry Gerlach hat zu fast jeder Gemeinde der thüringischen Rhön eine oder mehrere Sagen aufgeschrieben.
Da das Büchlein schon im Jahr 1987 erschienen ist und es bisher keine Neuauflage auf dem Büchermarkt gibt, kann man dieses nur noch in einem Antiquariat erwerben.
Aber zum Glück hat der aus Gehaus stammende Heimatfreund und Physiker Helmut Hehl im Jahr 2006 den gesamten Text und den Inhalt der Publikation als PDF-Datei in das Internet gestellt. Abrufbar unter: www.hehl-rhoen.de.
Viel Spaß beim Lesen!
Auf diesem Weg möchte sich der Autor des vorliegenden Beitrages bei den Heimatfreunden Torsten Gerlach aus Wolmuthshausen, Manfred Dittmar aus Geisa und bei Helmut Hehl aus Potsdam für Ihre Unterstützung bedanken.
Quellen:
- Privatarchive: Torsten Gerlach, Manfred Dittmar, Helmut Hehl
- Internet: Wikipedia, türinger autorenlexikon, literaturland-thüringen/albrechts, Katalog der Deutschen Nationalbibliothek, YouTube: Der stille Mann unter der Geba (1978)
- Tageszeitungen: STZ, Freies Wort Ausgabe: Nr. 16/19. April 1984, Meininger Volkszeitung, Thüringer Tageblatt
Abkürzungserklärung:
- DFF 1 –Deutscher Fernsehfunk, 1. Programm des Fernsehen der ehemaligen DDR