Mit Herz & Handschuhen: Senior Ranger bringen Kopfweiden auf der Tanner Hute in Form

Gastbeitrag von Lea Hohmann

Ein eisiger Morgen im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön: Acht engagierte Senior Ranger stehen mit warmen Handschuhen, dicken Jacken und voller Tatkraft bereit. Der Atem bildet kleine Wölkchen in der frostigen Luft, während die Sonne die gefrorene Tanner Hute in ein glitzerndes Licht taucht.

Zwei Tage lang widmeten sich die Senior-Rangerinnen und -Ranger dem traditionellen Kopfweidenschnitt – ausgerüstet mit Astscheren und Motorsägen, um die charakteristischen Bäume der Rhön zu pflegen und für den Frühling fit zu machen.

Ihre Belohnung: strahlendes Wetter und das gute Gefühl, der Natur etwas Wertvolles zurückzugeben.

Kopfweiden sind wahre Multitalente der Kulturlandschaft. Sie prägen das Landschaftsbild der Rhön und bieten unzähligen Tierarten wie Vögeln, Insekten und Fledermäusen wertvolle Lebensräume.

Doch ohne regelmäßigen Schnitt drohen ihre Äste unter ihrem eigenen Gewicht zu brechen. Um das zu verhindern, wird jeden Winter mit viel Einsatz Hand angelegt, um die Weiden in Form zu bringen und so ihre ökologische Funktion zu erhalten.

Der Februar ist dafür ein guter Zeitpunkt: Die Bäume befinden sich in der Winterruhe, sodass die Schnittwunden optimal verheilen. Gleichzeitig werden weder brütende Vögel noch aktive Insekten gestört.

Die geschnittenen Weidenäste auf der Tanner Hute wurden sorgsam gesammelt und finden teilweise in Naturschutzprojekten weitere Verwendung.

Lebensraum für bedrohte Arten erhalten

Die Tanner Hute, im einstigen Grenzgebiet gelegen, ist ein wertvoller Lebensraum für seltene Vogelarten.

Zwischen artenreichen Bergmähwiesen, feuchtem Grünland, Bächen und Gräben finden sowohl Bodenbrüter wie Wachtelkönig, Wiesen- und Baumpieper als auch Würgerarten wie Neuntöter und Raubwürger optimale Bedingungen.

Gemeinsam für den Naturschutz

Ranger Sascha Heres, der den Einsatz gemeinsam mit Arnold Will betreute, zeigt sich zufrieden: „Mit der tatkräftigen Unterstützung der Senior Ranger kommen wir hier richtig gut voran.

Das Material der auf Kopf gesetzten Weiden wurde bei der Aktion gesammelt und aufgesetzt. Bei ausreichend durchgefrorenem Boden wird es mit dem Rückezug aufgeladen und abtransportiert.“

Auf rund 650 Metern Höhe wurde in zwei Einsätzen die Bruch- bzw. Knackweide, die vor allem entlang der Gewässer wächst, zurückgeschnitten.

Gleichzeitig wurden vereinzelt Inseln geschaffen, die Baumbrütern eine neue Heimat bieten. „Gerade in einem Gebiet, in dem auch einige Arten der Roten Liste vorkommen, ist die Pflege der Fläche von besonderer Bedeutung“, betont Sascha Heres.

Mit dabei war auch Thomas Löw, Betreuer der beiden Senior-Ranger-Gruppen in der Hessischen Rhön: „Unsere Gesellschaft darf sich darauf besinnen, wie viel Schaffensfreude und Fachwissen in der Bevölkerungsgruppe der Senioren steckt. Mit dem Angebot der Senior Ranger Gruppe ergibt sich eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten und für die Natur.“

Über die Senior Ranger

Seit August 2024 bereichern die „Senior Ranger“ das ehrenamtliche Naturschutzengagement im hessischen Teil des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön.

Das innovative Projekt richtet sich an Seniorinnen und Senioren ab 50 Jahren, die sich unter professioneller Anleitung aktiv für den Schutz und die Pflege der Natur einsetzen möchten.

Das Projektteam freut sich über weitere Interessierte, die sich in der Natur engagieren und dabei Teil einer aktiven Gemeinschaft werden möchten. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

Wer Lust hat, mitzumachen, kann sich bei Thomas Löw (Tel. 06656-503023) oder direkt bei der Hessischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön (Tel. 0661-6006-7800, E-Mail: info@br-rhoen.de) in Hilders melden.