880 Jahre Geschichte – Dermbach feiert Abschluss der Jubiläumswoche

Gastbeitrag von Julia Otto

Mit einem festlichen Gottesdienst in der Dreieinigkeitskirche und einem stehenden Festumzug fand am Sonntag die Jubiläumswoche zum 880-jährigen Bestehen der Gemeinde Dermbach ihren feierlichen Abschluss.

185 Gäste versammelten sich in der Dreieinigkeitskirche. Gemeinsam mit dem Posaunenchor Dermbach und Kantorin Youna Park gestaltete Pfarrerin Silke Glöckner die liturgische Feier. Klassiker wie „Nun danket alle Gott“ und „Wie lieblich ist der Maien“ verliehen dem Gottesdienst eine besonders feierliche Atmosphäre.

Im Mittelpunkt stand die Predigt von Altbischof Roland Hoffmann, der eigens mit seiner Frau Brigitte aus Jena angereist war. Roland Hoffmann wirkte von 1976 bis 1988 als Pfarrer und Superintendent in Dermbach.

Brigitte Hoffmann war damals als Gemeindepädagogin tätig. Der Empfang war herzlich – begleitet von Applaus, Wiedersehensfreude und sichtlicher Rührung.

Persönliche Erinnerungen und klare Botschaften

„Heute feiern wir unseren Ort, unsere Gemeinschaft und das Leben – doch zuvor wollen wir Gott danken“, eröffnete Pfarrerin Silke Glöckner den Gottesdienst.

Mit herzlichen Worten begrüßte sie die Ehrengäste, darunter Bürgermeister Thomas Hugk (CDU), Ortsteilbürgermeisterin Nancy Hepp (CDU), die Mitglieder des Ortsteilrates sowie Altbischof Roland Hoffmann und seine Frau.

In seiner Predigt spannte Hoffmann einen bewegenden Bogen von der Geschichte der Kirche bis zu den Herausforderungen der Gegenwart.

Dabei ließ er auch das Gründungsjahr Dermbachs lebendig werden: „„1145 – das ist lange her. Damals blühte das Handwerk, die ersten Innungen entstanden. Es muss Freude gemacht haben, in dieser Zeit zu leben – als ein Ruck durch Europa ging, den sich manche heute zurückwünschen.

Überall wurde gebaut, das Handwerk florierte. Neue Kommunitäten entstanden, die die Kirche reformieren wollten: Franziskaner und Zisterzienser – Mönche und Nonnen aus Frankreich – trugen ihre Ideen in die Welt. Und innerhalb weniger Jahre errichteten sie über 400 Kirchen in Europa.“

Mit Humor blickte er auf seine Zeit in Dermbach zurück: „Als ich 1976 eingeführt wurde, hat die Bürgermeisterin die Tische gedeckt und uns bedient. Ich dachte: Ich bin im falschen Film.“

Dabei spielte er auf die DDR-Zeiten an. „Damals hieß es: ‚Eure Kirchen werden absterben.‘ – ‚Schisschen‘“, sagte Hoffmann mit einem Augenzwinkern – und brachte die Gemeinde damit zum Lachen.

Kirche und Gesellschaft – aufeinander angewiesen

Hoffmann machte deutlich, dass ohne den Glauben auch das gesellschaftliche Miteinander ins Wanken gerate: „Ohne Gottvertrauen und ohne Hoffnungsglauben unseres Christentums wachsen keine Gemeinschaften – weder im Dorf noch im Staat. Wenn die Bereitschaft in den Kirchgemeinden fehlt, zerbricht auch die Gemeinschaft unter den Menschen. Dann schaut jeder nur noch auf das Seine.“

Er erinnerte daran, dass Vergebung, Versöhnung und gegenseitige Hilfe nicht durch Strukturen, sondern durch gelebte Werte entstünden:
„Solange wir uns gegenseitig besuchen, wenn Not ist, braucht unsere Gemeinde keine Gemeindekümmerer. Wir können das selbst – wenn wir es aus Glauben tun.“

Hoffnung und Frieden als Auftrag

In einer bewegenden Passage wandte sich Hoffmann an die junge Generation: „Ihr jungen Leute, ihr macht euch das Leben ohne Gottvertrauen und ohne Hoffnungsglauben manchmal zu schwer.“

Er forderte sie auf: „Fragt nach eurem Glauben. Fragt die Alten, wie sie es gemacht haben – bis ihr eine tragende Antwort findet.“

Auch zur Weltlage bezog der Altbischof klar Stellung: „Ich warte schon lange darauf, dass der Papst nach Moskau fährt. Zuerst zum Patriarchen – zu seinem Kollegen –, um die religiösen Anteile am Ukrainekrieg zu versöhnen. Und dann gemeinsam zu Putin. Dafür reichen keine zwei Stunden, Herr Trump. Das dauert zwei Wochen – oder länger.“

Dass der Gottesdienst auf den Sonntag Rogate („Betet!“) fiel, unterstrich er als passend und wichtig: „Wir beten für unseren Ort und für die, die uns regieren. Mir graut davor, dass wir eines Tages von Menschen regiert werden, die nicht mehr beten können. Das möge uns nie wieder passieren.“

Mit einem Schmunzeln schloss Hoffmann seine Predigt: „Ich denke, in dieser Gemeinschaft – auch hier in Dermbach – werden wir noch gut 120 Jahre überstehen. 120 Jahre – das ist nicht lang, das ist ja bald. Und nun feiert schön!“

Geschichte wird lebendig – Dermbach feiert würdigen Ausklang

Nach dem Gottesdienst konnten die Gäste rund um das Schloss Dermbach in ein lebendiges Geschichtsbuch eintauchen: Beim großen stehenden Festumzug wurden 880 Jahre Ortsgeschichte anschaulich und kreativ zum Leben erweckt – von der keltischen Besiedlung über Ritterzeit, Bauernkrieg bis hin zur Reformation und zur Gegenwart.

Zahlreiche Akteure begeisterten mit historischen Szenen, detailreichen Kostümen und liebevoll gestalteten Ständen Gäste jeden Alters.