Ein Tag für die Literatur – Spontan Lust, den Weg von Johann Gottfried Seume zu erleben?

SEUMES WEG, eine illustrierte Lesung mit Eric Pawlitzky wird am Sonntag, dem 25. Mai 2025 um 19 Uhr in der Hospitalkirche in Grünberg (Landkreis Gießen) geboten.

Das Museum im Spital Grünberg bietet diese Veranstaltung, die vom hr-Journalisten Martin Maria Schwarz moderiert wird, zur Veranstaltungsreihe „Ein Tag für die Literatur in Grünberg“ an.

SEUMES WEG ist kein gewöhnliches Buch. Es steckt in einem Schuber, es ist aufwändig in Leinen gebunden und hat ein schönes, handliches Querformat.

Eric Pawlitzky, Autor und Fotograf, hat Johann Gottfried Seumes (1763-1810) berühmtes Werk „Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802“ zum Anlass genommen, mehr als 2000 Kilometer vom sächsischen Grimma nach Sizilien selbst am Stück zu wandern.

Zu diesem Abenteuer gibt es jetzt das Buch, das der Autor in der Hospitalkirche Grünberg vorstellt. Anders als die Reisebeschreibungen im gleichnamigen Reiseblog wird das Erlebte auf eine Fotografie pro Tag und auf einen kurzen Text verdichtet.

Die Fotografien gehen der Frage nach: Was hätte Seume heute auf seinem Weg gesehen? Und wie hätte er es gesehen?

SEUMES WEG ist ein Bildband mit Gedichten, die mit den Fotografien korrespondieren, jeweils 95. Weil jedes Gedicht auf eine Fotografie Bezug nimmt, werden während der Lesung die jeweiligen Fotografien projiziert.

Besucher und Besucherinnen hören und sehen 20 Texte und Fotografien und erfahren zu jedem Bild, wie es entstanden ist, was an diesem Tag Besonderes passiert ist und wie es überhaupt war, 105 Tage unterwegs zu sein: es ist fast so, als ob man einen Teil des aufwändig gestalteten Buches durchblättern würde.

Ölgemälde J.G. Seume, gemalt von Hans Veit Schnorr von Carolsfeld ( 1764-1841)

Der Autor Eric Pawlitzky liest. Im Anschluss findet ein Publikumsgespräch statt, das von Martin Maria Schwarz (hr2-kultur) moderiert wird.

Freundinnen und Freunde des langsamen Reisens, Fotografie-Interessierte und Liebhaberinnen kurzer literarischer Formate erwartet ein spannender Abend.

Übrigens: Seume war ein waschechter Sachse. Eric Pawlitzky, in Leipzig geboren, kann selbstverständlich auch Sächsisch.

Der aus Sachsen stammende und durch seinen „Spaziergang nach Syracus“ literarischen Weltruhm erlangende Johann Gottfried Seume berichtet in seiner unvollendeten Autobiografie, wie er 1781 auf dem Weg von Leipzig nach Paris in Vacha an der Landesgrenze zwischen Thüringen und Hessen von Werbern des Kasseler Landgrafen Friedrich II. in den hessischen Militärdienst gezogen wurde.

J.G. Seume, Kreidezeichnung von Wilhelm von Kügelgen (1806)

Nach der beschwerlichen Überfahrt über den Atlantik verbrachte er ab September 1782 ein gutes Jahr in Halifax, das auf der kanadischen Halbinsel Nova Scotia liegt. Nach dem Friedensschluss zwischen Großbritannien und den jungen Vereinigten Staaten ging es dann im Herbst 1783 zurück nach Europa – soweit so gut.

Allerdings steht keineswegs fest, dass Seume unfreiwillig in die hessischen Dienste eingetreten war, sondern dies erst in Nachhinein in seiner Lebensbeschreibung so erscheinen ließ.

Anhand der historischen Fakten nimmt Gräf eine Überprüfung vor. Dies ist umso wichtiger, als der Amerikaeinsatz bereits zeitgenössisch als „Seelenverkäuferei“ eines geldgierigen Fürsten dargestellt wurde, tatsächlich aber der „Soldatenhandel“ eine durchaus verbreitete Praxis war und keineswegs nur „Zwangsrekrutierte“ in das Militär zog.