Himmelsvorschau für Juni – Sommersonnwende & „weiße“ Nächte

Gastbeitrag von Anna-Lena Bieneck

Im Juni beginnt die Phase der „weißen Nächte“ – in der Rhön gern auch als Mitternachtsdämmerung bezeichnet.

Was es damit auf sich hat und was uns die Sterne im Juni bringen, erklären Sabine Frank, Sternenpark-Beauftragte beim Landkreis Fulda, und Hobby-Astronom Dr. Franz-Peter Schmidt in ihrer monatlichen Himmelsvorschau.

„Weiße Nächte“ lautet der Titel der berühmten Novelle von Fjodor Dostojewski. Damit spielt er darauf an, dass die romantische Handlung in Sommernächten spielt, die selbst um Mitternacht noch natürlich aufgehellt sind.

Diese Zeit bricht nun wieder an: Unser Zentralgestirn, die Sonne, erreicht am 21. Juni den Höhepunkt ihrer Jahresbahn und markiert damit den Beginn des astronomischen Sommers.

Das bedeutet gleichzeitig, dass die Sonne kaum noch hinter dem Horizont verschwindet und die ganze Nacht über ihr Licht streut – bis weit in den Juli hinein. Dies wird auch als Mitternachtsdämmerung bezeichnet.

Richtig dunkel wird es also nicht. Dem Sternenhimmel verleiht dieses Phänomen in lauen Sommernächten einen wunderschönen Schimmer.

Ein ganz besonderer Stern

Sterne sind nun erst sehr spät sichtbar, und beim Einbruch der – nun etwas helleren – Dunkelheit wird man feststellen, dass die Frühlingssternbilder bereits weit nach Westen gerückt sind und im Begriff sind, die Himmelsbühne bis zum nächsten Jahr zu verlassen.

Im Osten rücken derweil die Sommersternbilder Schwan, Adler und Leier mit dem sehr hellen Hauptstern Wega in den Fokus. Die Sichtbarkeit von Arktur, dem hellsten Stern im Frühlingssternbild Bootes und einem der drei Sterne des Frühlingsdreiecks, bleibt uns bis weit in den Oktober erhalten.

Da lohnt sich ein genauer Blick, denn Arktur ist ein ganz besonderer Stern. Er ist hellste Stern am nördlichen Firmament und nach Sirius, der zum südlichen Sternenhimmel zählt, der zweithellste am gesamten Himmel.

Und er ist sehr leicht zu finden: Hierfür muss man nur die Deichsel des Großen Wagens, der nun südwestlich am Himmel seinen Platz hat, in Richtung Horizont verlängern. Eine weitere Besonderheit von Arktur: Obwohl seine Masse nur etwas mehr als die der Sonne beträgt, hat er deren 25-fachen Durchmesser.

Das ist der Grund, warum er orange leuchtet. Nur 36,7 Lichtjahre von der Sonne entfernt, hat er zudem eine sehr hohe Eigengeschwindigkeit.

Er bewegt sich am Himmel vergleichsweise schnell, sodass das Sternbild Bootes zur nächsten Jahrtausendwende stark von seinem jetzigen Bild abweichen wird.

Zwischen Frühling und Sommer ist ganz schön was los

Zwischen Arktur und Wega formieren sich Sterne zur Nördlichen Krone und zum Herkules, Letzterer mit der wunderschönen Sternenansammlung namens M13.

Was uns dort, 25.000 Lichtjahre entfernt, als nebliges Fleckchen erscheint, ist in Wirklichkeit eine Kugel mit 150 Lichtjahren Durchmesser, bestehend aus mehr als 500.000 Sternen. Ein Blick durchs Fernglas lohnt – Aufsuchkarten aus dem Internet helfen dabei.

Entlang der Hinterkante des sogenannten Großen Wagens nach Norden finden wir den Polarstern und um ihn herum den Kleinen Wagen (bzw. Kleine Bärin), den Drachen und Kassiopeia – auch bekannt als Himmels-W – als auffälligste „Nordlichter“. Tief im Süden machen sich Skorpion und Schütze bereit für ihre beste Beobachtungszeit im Juli.

Tiefster Vollmond bis 2043 und Sternschnuppen am Monatsende

Schon gleich zu Monatsbeginn zeigt sich am 1. Juni der zunehmende Sichelmond malerisch am Westhimmel. Am 11. Juni ist Vollmond, und dieser bleibt dann die ganze Nacht über sichtbar.

Dabei wird auffallen, dass seine Bahn über den Himmel ungewöhnlich tief verläuft – fast so, als wolle er den Boden berühren. Und in der Tat ist es der tiefste Vollmond bis zum Jahr 2043.

Von Jupiter müssen wir uns nun verabschieden, und Mars gibt tapfer seine Abschieds-vorstellung. Noch ist er rückläufig im Sternbild Löwen zu sehen – immer in der Nähe von Regulus, dem Hauptstern des Löwen.

Merkur zeigt sich ab Mitte Juni zwar tief im Westhimmel, aber er verbringt seine Zeit lieber im Sonnenlicht und ist schwer auszumachen.

Dafür beherrscht die Venus mit ihrem Glanz den Morgenhimmel. Ihre Aufgangszeit verlagert sich von 3.36 Uhr am Monatsanfang auf 2.53 Uhr am Monatsende.

Nach der Sommersonnenwende ab dem 23. Juni können eine Woche lang Sternschnuppen bewundert werden, die rund um Arktur ihren Fluchtpunkt haben und auf den Komet 7P/Pons-Winnecke zurückzuführen sind.