Kreative Ausdrucksformen, Ideen & Geschichten – Feierliche Vernissage in Tann

Gastbeitrag von Michaela Ulrich

Traditionell öffneten am Sonntagnachmittag die Tore des Naturmuseums zu Tann für Gäste und Kunstinteressierte zur feierlichen Vernissage der inklusiven Kunstausstellung „Gestatten, Kultur!“. Und das zum 27. Mal!

Zehn Kunstschaffende mit Beeinträchtigung aus der Tanner Diakonie nutzen in diesem Jahr die Chance, ihre künstlerischen Arbeiten der vergangenen Monate einem breiten Publikum aus Bürger*innen und Besucher*innen der Stadt Tann, Persönlichkeiten aus der (regionalen) Kunstszene sowie der diakonischen Gemeinschaft zu präsentieren.

Dabei geht es vor allem darum, den Fähigkeiten von Menschen mit Beeinträchtigung mehr Bedeutung zu schenken. Unabhängig von den jeweiligen Herausforderungen besitzt jede*r Teilnehmende die Fähigkeit, einzigartige Kunstwerke mit viel Liebe und Herzblut zu erschaffen.

Mit Formaten wie „Gestatten, Kultur!“ zeigt sich wieder einmal, dass Kunst keine Barrieren kennt. In 2025 wird „Gestatten, Kultur!“ um Arbeiten des weltberühmten Schriftstellers und Illustrators Janosch (bürgerlich Horst Eckert, *1931) ergänzt.

„Tiger und Bär“, „Günter Kastenfrosch und die Tigerente“ oder auch „Herr Wondrak“ zählen zu seinen bekanntesten Figuren.

„Es handelt sich bei unseren ausgestellten Janosch-Arbeiten um Aquatinta-Farbradierungen mit Tiefdrucktechnik. Dabei wird das Motiv mit einer Stahlnadel seitenverkehrtin eine mit säurefestem Lack überzogene Kupferplatte eingeritzt.

Diese Platte wird in ein Säurebad gelegt, wodurch die Linien praktisch als „Gräben“ in der Platte entstehen. Diese werden mit Farbe gefüllt und auf einer Tiefdruckpresse gedruckt“, erklärt Bernd Baldus, Kurator der Veranstaltung in seinem Grußwort den zahlreich erschienenen Gästen.

Die Reihen sind zur offiziellen Eröffnung am Sonntagnachmittag ordentlich gefüllt. „Mit so viel Andrang haben wir gar nicht gerechnet“, sagt Stefan Burkard, Geschäftsführer der Tanner Diakonie, erfreut.

Seit 16 Jahren steht Burkard hinter „Gestatten, Kultur!“ und betont in seiner Begrüßung, dass es um mehr geht, als eine Ausstellung von Bildern.

„Es ist ein Ort, an dem sich Menschen auf Augenhöhe begegnen – ganz unabhängig von Beeinträchtigungen und rein durch ihre Kunstwerke, ihre Ideen, ihre Geschichten.“

Auf die getrennte Auszeichnung der Werke basierend auf den persönlichen Hintergründen der Künstler*innen wird bewusst verzichtet. Dies würde die Gleichberechtigung untergraben und unbeabsichtigt zur Stigmatisierung beitragen.

Indem alle Kunstwerke ohne Unterscheidung präsentiert werden, bleibt der Fokus auf der Kunst selbst. Der diesjährige Schirmherr Dr. Thorsten Waap, Dekan des Evangelischen Kirchenkreises Fulda, ist zum ersten Mal Teil der Veranstaltungsreihe.

Er ist ganz begeistert, wie die Tanner Diakonie diesen Rahmen nutzt, um Menschen mit Beeinträchtigung zu fördern und im Sozialraum teilhaben zu lassen.

Waap hatte während seines Werdegangs selbst viel Kontakt mit Menschen mit Beeinträchtigungen und schätzt besonders deren Offenheit und Herzlichkeit.

Dies wird zum übergeordneten Thema seines Grußworts, in dem er selbst zur Gitarre greift und die Gäste zum Mitsingen auffordert.

Nach der abschließenden Vorstellung der Kunstschaffenden der Tanner Diakonie sowie der Künstlerin Ines Britz, die die Ausstellung mit ihren Holzskulpturen bereichert, konnten die Gäste durch den Ausstellungsraum schlendern, der Musik von Trio Manouche und Jo Lange lauschen oder sich an den Leckereien aus der hauseigenen Küche der Tanner Diakonie bedienen.

Die Ausstellung „Gestatten, Kultur!" kann noch bis zum 29. Juni 2024 im Naturmuseum Tann, Marktplatz 6, 36142 Tann (Rhön) besucht werden.