Leserbrief von Kathleen Krieg
aus Stadtlengsfeld
Die Redaktion weist darauf hin, dass der Inhalt der Leserbriefe die Ansicht der Einsender wiedergibt, die mit der Meinung der Redaktion nicht unbedingt übereinstimmt.
Ich wende mich mit diesem Leserbrief an Sie, da ich über den Zustand des Friedhofs im Ortsteil Stadtlengsfeld zutiefst betroffen bin – und offenbar niemand in der Gemeindeverwaltung gewillt ist, hier Verantwortung zu übernehmen. Es ist an der Zeit, dass die Öffentlichkeit erfährt, wie würdelos hier mit einem Ort der Erinnerung und Trauer umgegangen wird.
Die Rasenflächen sind überwuchert, Wege kaum begehbar, Mülltonnen überfüllt. Besonders erschütternd ist der Anblick der Urnengrabwiese mit den kleinen Namensschildern – eine Fläche, die von hohem Gras, Unkraut und Löwenzahn nahezu verschluckt wird.
Man schämt sich, Angehörige zu einer Beisetzung dorthin zu begleiten. Wer dennoch eine würdevolle Zeremonie ermöglichen möchte, ist oft gezwungen, selbst Hand anzulegen – das Entfernen von Wildwuchs oder das Freischneiden des Bereichs wird zur Aufgabe der Hinterbliebenen.
Noch unverständlicher wird dieser Zustand vor dem Hintergrund, dass die Friedhofsgebühren seit der Eingemeindung in die Großgemeinde Dermbach angeglichen wurden.
Bürgerinnen und Bürger in Stadtlengsfeld zahlen heute mehr als früher unter der eigenen Stadtverwaltung – aber erhalten im Gegenzug nicht annähernd die gleiche Pflege und Fürsorge für die Grabstätten. Das Verhältnis zwischen Gebühr und Leistung steht in keinem nachvollziehbaren Zusammenhang.
Zum Vergleich habe ich den Friedhof im Ortsteil Dermbach besucht. Dort zeigt sich ein ganz anderes Bild: gepflegte Anlagen, saubere Wege, eine sichtbar betreute Grünfläche. Wie kann es sein, dass innerhalb derselben Gemeinde solch gravierende Unterschiede gezogen werden?
Auch das Vorgehen des Bauhofs wirft Fragen auf: Schweres Gerät wird eingesetzt, das die Wiesen beschädigt, Rasentraktoren werden langwierig zwischen die Gräber gezwängt – statt mit Sorgfalt und Fingerspitzengefühl zu arbeiten, entsteht aus Bequemlichkeit so zusätzlicher Schaden.
Berechtigt ist in diesem Zusammenhang die Frage: Was genau passiert mit den gezahlten Gebühren? Und welche Rechte leiten sich aus der neuen Friedhofs- und Beitragssatzung für Bürgerinnen und Bürger ab? Oder reduziert sich alles lediglich auf eine Zahlungspflicht?
Es wäre mehr als wünschenswert, wenn die Verantwortlichen nicht erneut mit den immer gleichen Ausreden reagieren würden. Was es braucht, ist ein klares Bekenntnis zur Verbesserung, ein sichtbares Zeichen des Respekts – gegenüber den Verstorbenen wie auch gegenüber den Angehörigen.
Der Friedhof in Stadtlengsfeld verdient eine würdige Behandlung. So, wie er sich heute präsentiert, ist es schlicht eine Zumutung – und eine Verletzung dessen, was eine Gemeinschaft ihren Toten schuldig ist.