Meiningens Wirtschaft im Fokus – Ein Blick hinter die Kulissen

Gastbeitrag von Karina Schmöger

Meiningens Bürgermeister Fabian Giesder besucht regelmäßig Unternehmen der Stadt, um den Austausch mit den Firmen zu pflegen.

Vom Rohrer Berg in die ganze Welt

Beim BW-Online-Shop von Michael Skurt erhielt Fabian Giesder spannende Einblicke in das Geschäft mit Bundeswehr-Bekleidung und Outdoor-Ausrüstung.

Der Onlinehandel vertreibt weltweit seit mehr als 18 Jahren qualitativ hochwertige Bekleidung, Ausrüstungsgegenstände und Zubehör für die Bereich aktives Militär, Reservisten der Bundeswehr, Polizei, THW, Security, Hilfsorganisationen, Outdoor und Freizeit.

In drei eigenen und einer angemieteten Halle lagert eine große Auswahl an robusten Jacken, Schuhen, Rucksäcken und weiterem Zubehör. Sogar Tarnschminke gehört zum Sortiment.

Inhaber Skurt, selbst ehemaliger Bundeswehrsoldat, erkannte früh den Bedarf an praxistauglicher Ausrüstung und baute sein Unternehmen stetig aus - vom heimischen Keller bis zu 20.000 Quadratmetern auf dem Rohrer Berg in Meiningen.

Ein modernes Lagersystem optimiert inzwischen die Abläufe. Der Betrieb kombiniert Automatisierung mit menschlicher Arbeit – die Mitarbeiter sortieren Bestellungen und bereiten den Versand vor.

Der Online-Shop verzeichnete 2024 ein erfolgreiches Geschäftsjahr, angetrieben durch steigende Nachfrage nach Outdoor- und Survival-Ausrüstung und besondere Werbepartner, wie den erfolgreichen Youtuber Fritz Meinecke.

Besonders gefragt sind Produkte für das Leben unter freiem Himmel, wobei Männer etwa 80 Prozent der Kunden des BW-Online-Shops ausmachen. Für die kommenden Jahre plant Michael Skurt weitere Optimierungen, insbesondere im Retourenmanagement.

Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit, seinem ehrenamtlichen Engagement in der Gemeinde Christes und seiner Familie bleibt ihm gelegentlich Zeit für sein Hobby – die Jagd, wofür er selbstverständlich bestens ausgestattet ist.

Top-100-Innovator aus Meiningen

Die Aurolia Technologies GmbH in Meiningen, unter der Leitung von Martin Müller, ist auf die Beschichtung und Veredelung von Oberflächen spezialisiert.

Das Unternehmen, das 2012 gegründet wurde und im Gewerbegebiet Dreißigacker ansässig ist, hat sich durch Ausdauer und Innovation einen Namen gemacht und bedient heute 1.800 Kunden weltweit.

Aurolia arbeitet eng mit Partnern wie der TU Ilmenau und MacDermid Enthone zusammen und bedient Kunden aus Branchen wie Medizintechnik, Automobilindustrie und Raumfahrt.

Der Meininger Bürgermeister besuchte Aurolia Technologies, um zur Auszeichnung als Top-100-Innovator zu gratulieren, die das Unternehmen am 27. Juni in der Mainzer Rheingoldhalle von Ranga Yogeshwar erhält.

Ein unabhängiges Wirtschaftsinstitut prüfte über 100 Kriterien, darunter Betriebsgröße, Leistungsfähigkeit, Produktinnovationen, Forschung und Nachhaltigkeit - Aspekte, die das Unternehmen stets hinterfragt, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Beispielhaft für seine Innovationskraft verbesserte Aurolia Technologies die Korrosionsbeständigkeit einer empfindlichen Legierung für einen Kunden, ohne die Schichteigenschaften zu verändern. Das Bauteil musste 450 Stunden in der Korrosionsprüfkammer bestehen, übertraf jedoch alle Erwartungen und hielt beeindruckende 30.000 Stunden.

„Wir haben den Test schließlich abgebrochen, da das besagte Teil auch nach dieser Zeit intakt war“, erinnert sich Martin Müller. Sein Unternehmen kann extrem dünne Beschichtungen von nur 0,5 Mikrometern auftragen - zum Vergleich: ein menschliches Haar misst etwa 60 Mikrometer.

Vom winzigen 1,5-Millimeter-Teil bis zum 250-Kilogramm-Bauteil bietet Aurolia Flexibilität. Diese zeigte sich auch 2020, als das Unternehmen binnen zwölf Stunden beschichtete Beatmungsgerätteile aus den USA erhielt und zurücksandte.

Bürgermeister Fabian Giesder lobte das Unternehmen als innovativen Arbeitgeber, der jungen Menschen in der Region spannende Perspektiven bietet.

Für die Zukunft plant Aurolia einen Firmen-Neubau, der laut dem Geschäftsführer als „innovativste und nachhaltigste Galvanik der Welt“ konzipiert ist.

Neben einer Vergrößerung der Produktionsfläche auf 7.000 Quadratmeter soll ein nachhaltiges Energiekonzept umgesetzt werden, das 50 Prozent Energie einspart und Klärschlamm als Rohstoff nutzt.

Herausforderungen wie die unbeständige Politik und der Mangel an Forschungsgeldern erschweren jedoch die Umsetzung der Projektideen.

Mehr Platz für das Reinheitsgebot

Seit fast zwei Jahren wird das Backhaus Nahrstedt im Gewerbegebiet Dreißigacker umfassend umgebaut. Ein Teil des ehemaligen Gebäudes ist bereits abgerissen, um Platz für eine größere Backstube und ein Bistro zu schaffen.

Rechts daneben steht bereits ein Neubau mit Sozial- und Schulungsräumen. Insgesamt investiert der Familienbetrieb rund acht Millionen Euro bis Ende 2026 in neue Lager- und Produktionsflächen sowie Solaranlagen.

Das bestehende Lager wird im Juli abgerissen und durch ein dreimal so großes Hochregallager ersetzt, um Rohstoffe effizienter lagern zu können. Dies ist eine Reaktion auf gestiegene Kosten für Zutaten seit Beginn des Ukraine-Kriegs.

Gleichzeitig benötigt das Unternehmen mehr Platz, da die Produktion zunehmend auf Tagesbetrieb umgestellt wird, um Nachtarbeit zu reduzieren. Die Erweiterung ist außerdem notwendig, um täglich 6.000 bis 7.000 Brote sowie 70.000 Brötchen, Gebäck und Torten herzustellen.

Beim Rundgang durch die Backstube, das Lager, die Konditoreiabteilung und den Versand konnte sich Bürgermeister Fabian Giesder davon überzeugen, dass derzeit viel Geschick notwendig ist, um die vielen verschiedenen Backwaren weiterhin in bewährter Qualität anfertigen zu können.

„Es ist immer noch ein Handwerk, trotz vieler Maschinen“, stellt er begeistert fest. Mit eigenen Augen sehen, wie die Mitarbeiter in der Backstube Krustis, Baguettes und Spezialbrötchen formen, in der Feinbäckerei Quarkkämme und andere Leckereien vorbereiteten, ist schon etwas Besonderes.

Geschäftsführer Daniel Nahrstedt erläutert beim Firmenbesuch einige wichtige Aspekte, die mit dem Reinheitsgebot einhergehen und dem Team am Herzen liegen.

„Wir gehen nicht in den Preiskampf mit Discountern, sondern wollen durch eigene und vor allem besondere Angebote überzeugen. So haben wir zum Beispiel unsere komplette Schokoglasur auf Schweizer Schokolade umgestellt und arbeiten nicht mehr mit einer Fettglasur, wie das häufig der Fall ist“, erklärt Nahrstedt, der das Familienunternehmen in der dritten Generation fortführt.

Was in einer kleinen Backstube mit Verkaufsfenster begann, ist mittlerweile ein beachtlich gewachsenes Unternehmen. Das Backhaus beschäftigt inzwischen rund 750 Mitarbeitende, darunter viele mit Migrationshintergrund.

„Wir haben einen polnischen Bäckermeister, Geflüchtete aus verschiedenen Ländern oder auch zwei Spanier, die ihre Berufsausbildung hier absolvierten“, nennt Betriebsleiter Andy Zimmermann Beispiele.

Etwa 50 Prozent der Belegschaft im Stammhaus seien Personen mit nichtdeutschen Wurzeln. Daher investiert Nahrstedt nicht nur Zeit und Geld in neue Gebäude und Technik, sondern auch in Spracherwerb und Integration.

Ein weiteres Ziel ist die Zentralisierung der Snackproduktion, um die Filialmitarbeiter zu entlasten. Zudem investiert das Backhaus in Photovoltaikanlagen und plant eine nachhaltigere Nutzung der Abwärme sowie perspektivisch die Umstellung des Fuhrparks auf E-Fahrzeuge.

Der Umbau am Stammhaus in Dreißigacker soll bis Ende 2026 abgeschlossen sein.