Unzählige Kunstwerke hinterlassen – Begabter Kunstmaler Walter May aus Vacha

Beitrag von Michael Knauf

Walter May erblickte am 3.  August 1906 in Vacha das Licht der Welt. Seine Eltern waren die Eheleute Elisabeth (geb. Franke) und Georg May.

Der Vater sorgte als Tischlermeister für ein gutes Familieneinkommen. Neben Walter mussten noch drei Schwestern und zwei Brüder versorgt werden.

Sein Vater Georg war der Abkömmling einer noch heute in Vacha ansässigen Bauschlosserei. Nach dem Besuch der Grund-und Hauptschule in Vacha, begann Walter im Jahr 1921 eine Schreinerlehre in der elterlichen Tischlerei.

Im Jahr 1924 legte er erfolgreich die Gesellenprüfung ab. Fast zwei Jahre arbeitete Walter in dem Familienbetrieb seines Vaters. In seiner Freizeit fertigte er unzählige Skizzen und Studien über die Natur der Rhön an.

Es entstanden einige frühe Werke, wie Skizzen, Zeichnungen, Aquarelle und Gemälde. Ermutigt durch seine Eltern, Verwandte und Freunde, entschloss sich der junge Mann für ein Studium (von 1926 bis 1929) an der Staatlichen Schule für Handwerkskunst in Eisenach.

Unterrichtet wurde er in allen Fächern für Kunstmaler und Grafiker, unter anderem von Professor Hermann Blechschmidt.

Im Jahr 1924 wurde Professor Hermann Blechschmidt zum Direktor der Zeichenschule in Eisenach (ab dem Jahr 1928 Staatliche Schule für Handwerkskunst Eisenach) berufen.

Professor Blechschmidt war ein anerkannter Künstler, Bildhauer, Zeichner, Kunstmaler und Radierer. Er wurde am 22. Januar 1882 im südthüringischen Schalkau geboren und verstarb im Alter von 52 Jahren, am 19. Dezember 1934 in Eisenach.

Im Jahr 1928 wurde er kunsthandwerklicher Berater für alle Rhönschnitzer. Ab 1929 übernahm Herr Blechschmidt die Professur und die Leitung der neu gegründeten Beratungs-und Ausbildungsstätte für Schnitzerei und Holzbildhauerei in Empfertshausen.

Durch die weitgehenden Verarbeitungen heimatlicher Motive und verschiedener künstlerischer Techniken, entstand die beliebte „Neue Rhönkunst“.

Hervorzuheben sind die dabei entstandenen neuen Impulse in der Krippenschnitzerei, die Verwendung von Motiven aus der Arbeitswelt sowie Restaurierungsarbeiten von Gemälden und Plastiken. Professor Blechschmidt war ein Mitglied im Reichsverband bildender Künstler in Berlin.

Walter May konnte in allen unterrichteten Fächern, wie Kunstgeschichte, Stillehre, Gestaltungslehre, Anatomie, sowie die Drucktechniken Lithographie, Radierung und Holzschnitt einen Abschluss mit dem Prädikat „sehr gut“ erreichen.

Nach der Beendigung des Studiums 1929, zog Walter wieder in seine Heimat- und Geburtsstadt Vacha und arbeitete erneut bis 1931 in der Tischlerei seines Vaters.

Durch die auf der Kunstschule erlernten Fähigkeiten entstanden einige Werke, wie beispielsweise Bilder vom Vachaer Rathaus „Widemark“ oder vom mittelalterlichen Marktensemble, dem Storchenturm, dem Bismarckturm und der Kemenate.

Diese Bilder haben insbesondere durch ihre realen, zeitgeschichtlichen Überlieferungen einen sehr hohen Wert.

Bedingt durch die damalige, vorherrschende Weltwirtschaftskrise war Walter May gezwungen, sich eine artfremde Tätigkeit zu suchen und fand eine Anstellung in einer Edelpelztierzucht als Farmleiter.

Es verschlug ihn zuerst nach Ostpreußen, später in die Dolomiten (Oberitalien) und zuletzt nach Oberbayern. In seinen letzten 15 Lebensjahren war Walter sehr kreativ und es entstanden eine große Anzahl von Bildern, oft mit Tiermotiven, welche in verschiedenen Techniken und in unterschiedlichen Stilepochen angefertigt wurden.

Walter erwarb sich ein hohes Ansehen als Kunstmaler und seine beliebten Bilder waren und sind heute noch sehr gefragt. Anfang des Jahres 1938 bekam Walter May die staatliche Anerkennung als Künstler verliehen, diese war mit einer Ausstellungszulassung verbunden.

Durch das unfreundliche Klima und die widrigen Wetterverhältnisse an seinem letzten Tätigkeitsort, zog er sich im Frühjahr 1938 eine damals unheilbare, schwere Krankheit zu.

Nach kurzem Leiden verstarb Walter May viel zu früh im Alter von fast 32 Jahren am 3. Mai 1938 in München. Seine letzte Ruhe fand  May auf dem städtischen Friedhof in seiner Heimatstadt Vacha.

Der Kunstmaler Walter May hat eine größere nicht bezifferte Anzahl von Bildern in verschiedenen Ausführungen wie unter anderem Ölgemälde, Aquarelle, Radierungen, geschaffen und der Nachwelt hinterlassen. Auch sollen sich zwei Skizzenbücher, mit jeweils 40 bis 50 Skizzen pro Buch, im Nachlass befinden.

Das Stadtmuseum Burg Wendelstein in Vacha würdigte den Künstler und die Persönlichkeit Walter May mit einer Sonderausstellung im Herbst 2022 (wir berichteten).

Die reichlich, bebilderte Sonderausstellung brachte einem breiten Publikum die unglaubliche Kunstfertigkeit, Vielfältigkeit und Kreativität des Kunstmalers Walter May nahe.

Wer mehr über den begnadeten Künstler Walter May erfahren möchte, dem empfehlen wir folgende Publikation:

- „Heimatblätter thüringische Rhön“ Ausgabe 14/2022 Seiten: 266/267 Autoren und Herausgeber: Alfred Most und Jürgen Schwarz, keine ISBN Nr., erhältlich: Rhönbuchhandlung Vacha, Stadtbuchhandlung Bad Salzungen, Heizung & Sanitär Henkel Geisa, Buchhandlung Greifzu Kaltennordheim, Presse-Shop Schwarz Dermbach, Jennys Schatzkiste Stadtlengsfeld, Igros Dorfladen Stepfershausen

Wir möchten uns für die Unterstützung zur Erarbeitung des vorliegenden Beitrags bei Inge Nienkarken (geb. May), Dr. Gert Witzel, Alfred Most, Eugen Rohm und Dietmar Knoblauch ganz herzlich bedanken.

Quellen:

Internet: Wikipedia, Antiquitäten-Erfurt
Publikation: Heimatblätter thüringische Rhön Nr.: 14
Archiv: Museum Burg Wendelstein Vacha
Privatarchive: I. Nienkarken, Dr. G. Witzel, A. Most, E. Rohm und D. Knoblauch