Gastbeitrag von Lea Hohmann
Heute, am 23. März, ist es wieder soweit – für eine Stunde ruft der WWF im Rahmen der sogenannten „Earth Hour“ dazu auf, das Licht auszuschalten und weist damit symbolisch auf die Wichtigkeit des Klimaschutzes hin.
Eine weltweite Klima- und Umweltschutzaktion in Form des Ausschaltens öffentlicher Beleuchtung. Durch die Einsparung der für die künstliche Beleuchtung benötigten Energie soll ein Zeichen für den Klimaschutz gesetzt werden – auch im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön.
Zahlreiche Kommunen, Kirchengemeinden und Unternehmen schalten bereits ab – und setzen so ein aktives Zeichen gegen Lichtverschmutzung.
Doch was ist mit dem Kunstlicht selbst?
Die Straßenbeleuchtung in unseren Ortschaften bekommt zunehmend Konkurrenz aus den Gärten – Solarlampen und Lichterketten schmücken Hausfassaden oder den heimischen Garten. Das hat zur Folge, dass die lebensnotwendige natürliche Dunkelheit verschwindet – ein Problem für die Pflanzen- und Tierwelt.
Siedlungen bieten vielen Tieren einen wichtigen Rückzugs- und Lebensraum. Bäume, Hecken und blühende Gärten sorgen für ein reichhaltiges Nahrungsangebot und sind daher attraktiv für viele Arten.
Davon profitieren vor allem nachtaktive Insekten, wie die für die Bestäubung wichtigen Nachtfalter. Auch Fledermäuse, Glühwürmchen, Eulen und Igel und Co. sind nachts unterwegs und sehr lichtempfindlich.
Des Weiteren haben zahlreiche Käfer, Gliederfüßer und Bodenbewohner ihren Aktivitätsraum in der Nacht. Schon wenig künstliches Licht stört, blendet, verwirrt und beeinträchtigt sie, da sie auf die natürliche Schwachlichtumgebung der Nacht angepasst sind. Regenwürmer beispielsweise kommen zur Paarung an die Oberfläche und brauchen dazu absolute Dunkelheit.
Ein natürlich dunkler Garten als Ruheraum
Auch für tagaktive Gartenbewohner wie Singvögel und Eichhörnchen ist ein natürlich dunkler Garten in der Nacht wichtig. Er dient als Ruheraum und zur Erholung und Aufzucht des Nachwuchses.
Wir Menschen können dies nachvollziehen, denn auch wir nehmen für unsere eigene Erholung die Dunkelheit in Anspruch, indem wir unsere Schlafzimmer verdunkeln.
Leider haben die tierischen Garten- und Siedlungsbewohner keine Möglichkeit, sich vor Lichtverschmutzung zu schützen. Ihre Lebensräume gehen verloren oder werden verkleinert. Das Leben der Gartenbewohner wird unnötig erschwert - die Folgen sind oft fatal.
Künstliche Beleuchtung als Störenfried
Zur Lichtverschmutzung tragen auch moderne Deko-Produkte wie Solarleuchten bei. Diese erreichen in Bodennähe sehr hohe Beleuchtungsstärken. Das beeinträchtigt z.B. Bodenbewohner und zwingt auch den Igel zu kräftezehrenden Umwegen.
Zudem darf dabei nicht vergessen werden, dass es sich in der Regel um Importware mit hohem Plastik- und Ressourceneinsatz handelt, die nicht recycelbar ist. Die günstigen Akkus müssen als Sondermüll entsorgt werden.
Lichterketten wiederum benötigen Plastik und hohe Anteile an problematischen Weichmachern für deren Biegsamkeit. In Bäumen, Hecken oder an Zäunen aufgehängt, verhindern sie z.B. die Entwicklung von überwinternden Larven an Blattunterseiten oder Rindenüberständen.
Singvögel verlieren durch die künstliche Helligkeit ihre Schlafplätze. Angestrahlte helle Hausfassaden reflektieren das Licht stark in die Umgebung und erhellen diese unnötig. Nicht zu vergessen ist, dass sich auch Nachbarn durch die Einwirkung des künstlichen Lichts auf ihrem Grundstück gestört fühlen können.
Verloren geht für viele Menschen auch der Sternenhimmel, der über alle Kulturen und Altersgrenzen hinweg verbindet, fasziniert und beruhigt.
Auf diese Art und Weise schwächt die Lichtverschmutzung unsere Verbindung mit der Natur, denn wir nehmen die natürliche Dunkelheit und den Sternenhimmel weniger wahr.
Das Engagement gegen Lichtverschmutzung dagegen gewinnt Lebensräume zurück, reduziert Ressourcen- und Energieverbrauch und gibt Groß und Klein den Sternenhimmel in der Siedlung zurück.
Das gilt auch für die Beleuchtung der Straßen und viele Kommunen machen seit Jahren gute Erfahrungen mit der Abschaltung.
Im Garten und auf Grünflächen sollte Kunstlicht jedoch grundsätzlich vermieden werden. „Omas Garten“ ohne künstliche Lichtquellen ist dabei das Vorbild.
Nachtschutz ist Arten- und Klimaschutz
Und falls man doch etwas Licht braucht - z.B. am Hauseingang - dann gilt
- sparsam, nur so viel Licht wie nötig (100 – 300 Lumen Lichtstrom reichen völlig aus)
- nur nach unten strahlen
- warme, bernsteinfarbene Lichtfarbe einsetzen (2200 bis max. 2700 Kelvin Farbtemperatur)
- ausschalten, wenn nicht benötigt und in der Nacht
Das spart nicht nur Energie, sondern ist rücksichtsvoll gegenüber Tieren, Pflanzen und uns Menschen.
Was ist Lichtverschmutzung?
Wir Menschen wurden an künstliche Beleuchtung in der Nacht gewöhnt, denken jedoch nicht an die schädlichen Auswirkungen. Dabei zählt Kunstlicht in der Außenbeleuchtung gleichgestellt mit Lärm und Luftverschmutzung seit Langem zu den schädlichen Umwelteinwirkungen im Sinne des Immissionsschutzes.
Aufgrund der Auswirkungen auf die Arten, darunter Insekten, wurde der Schutz der Lebewesen vor Beleuchtung zudem u.a. in der Neufassung des Bundesnaturschutzgesetzes verankert.
Längst nicht mehr auf den städtischen Raum beschränkt, verursachen auch im ländlichen Raum unnötige und falsch installierte oder konstruierte Leuchten Lichtverschmutzung.
Als Lichtverschmutzung wird dabei jede nachteilige Auswirkung definiert, die auf den Einsatz künstlicher Lichtquellen während der Nacht zurückzuführen ist.
Dazu zählen unter anderem die Aufhellung der direkten Umgebung und des Nachthimmels, die Blendwirkung und die nachbarschaftliche Störung. Insbesondere die Streuung des künstlichen Lichts an Wolken und Partikeln in der Atmosphäre stellt ein großes Problem dar.
Einerseits entsteht dadurch ein unnatürlich heller Himmel über den Siedlungen, der heller als eine Vollmondnacht sein kann. Zum anderen wird das künstliche Licht durch die Wolken gleichzeitig weit über die Siedlungsgrenzen hinaus gestreut.
So sind auch entlegene Gebiete ohne künstliche Beleuchtung von Lichtverschmutzung betroffen. Lichtverschmutzung hat nachweislich negative und oft fatale Auswirkungen auf natürliche Ökosysteme.
Der oft unnötige Einsatz von künstlichem Licht verschlingt zudem Ressourcen und Energie und lässt den Sternenhimmel verblassen.