Beitrag von Rüdiger Christ
Am Dienstag hatte die Stadtlengsfelder Bürgerinitiative gegen Windkraft im Wald (BI) zu einer Veranstaltung im Vorfeld der Kommunalwahlen am 26. Mai in die Feldatalhalle eingeladen.
Auch diesmal war die Resonanz wieder sehr groß, sodass noch kurz vor Beginn der Veranstaltung die Bestuhlung erweitert werden musste.
Selbst in der sogenannten "heißen Phase" eines Wahlkampfs gelingt es wohl nicht mehr vielen Parteien, fast 100 Bürgerinnen und Bürger zu mobilisieren.
Da der Vortrag über die Auswirkungen der Energiewende wegen der kurzfristigen Absage des Referenten ausfallen musste, ergab sich an diesem Abend die Gelegenheit, dass die anwesenden Kandidaten zur Kommunalwahl bereits zu Beginn des Abends Rede und Antwort stehen konnten.
Dies bot den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, die Kandidaten intensiv zu befragen und deren Standpunkte zu den aktuellen kommunalen Themen zu erfahren.
So wurde der Abend trotz der kurzfristigen Änderung zu einer lebhaften und informativen Diskussionsrunde, die den Wählern einen tiefen Einblick in die Positionen und Pläne der Kandidaten ermöglichte.
Die BI hatte dazu die vier Landratskandidaten eingeladen. Der Einladung waren Michael Klostermann (SPD) und Uwe Krell (AfD) gefolgt. Dr. Michael Brodführer (CDU) hatte sich bereits Ende April der BI in Stadtlengsfeld vorgestellt (wir berichteten).
Der Landratskandidat der Linken, Sascha Bilay, hatte die Einladung der Stadtlengsfelder BI abgelehnt. Die BI wertet die Absage Bilays als Interessenlosigkeit gegenüber den Anliegen der Rhöner Bürgerinnen und Bürger.
Nach der Begrüßung durch BI-Sprecher Ralf Adam wurde die Veranstaltung traditionell mit dem BI-Schlachtruf "Über allen Wipfeln schallt, keine Windkraft in den Wald" eröffnet.
Michael Klostermann (SPD) stellte sich als erster der Landratskandidaten vor. Der Eisenacher Klostermann brachte dabei auch Projekte seiner Heimatstadt in den Fokus, wie zum Beispiel die Errichtung eines Ausbildungscampus in Eisenach.
Zum Ausbau von Windrädern im Wald äußerte sich Klostermann wenig konkret: „Als Landrat habe ich nur geringen Spielraum und muss mich an Gesetze halten“, so der SPD-Landratskandidat.
Uwe Krell, der AfD-Landratskandidat, setzte bei seiner Vorstellung den Fokus auf die allgemeine politische Lage in Deutschland und sparte dabei nicht mit Kritik. Krell forderte eine Energiepolitik mit Vernunft und lehnt den Bau von Windrädern im Wald ab.
Die drei Kandidaten für die Wahl zum Ortsteilbürgermeister in Stadtlengsfeld, der amtierende Ortsteilbürgermeister Michael Deisenroth (DIE LINKE/Bürger für die Region), Torsten Göcking (CDU) und Andreas Kuropka, stellten sich ebenfalls den Anwesenden vor. Dabei standen vor allem innerörtliche Themen im Vordergrund.
Mit großem Interesse wurde ein offener Brief der BI-Aktivistin Ursula Görg aufgenommen. Ursula Görg kritisierte darin den Umgang des MDR mit windkraftkritischen Bürgerinitiativen in Thüringen.
Im offenen Brief an den MDR heißt es: "Offener Brief an die Redaktion des MDR Thüringen Journals
Eine passende Anrede fällt mir für diesen Brief nicht ein , das übliche „ Sehr geehrte Damen und Herren“ wäre geheuchelt. Der unsägliche Beitrag im MDR Thüringen Journal über die Waldbürger-Initiative (22.4.24) hat mich sehr erschüttert. Wer mit offenen Augen durch den Thüringer Wald, die Rhön oder den Harz fährt, sieht den katastrophalen Zustand unserer Wälder.
Wiederaufforstung ist das Gebot der Stunde , staatliche Forstwirtschaftsbetriebe wie auch private Waldbesitzer sind dankbar für jede helfende Hand. Warum berichten Sie nicht positiv darüber, dass sich viele freiwillige Helfer engagieren, um unseren Wald zu retten?
Stattdessen schwingen Sie, wie so oft, die Rechtskeule. Im Stillen habe ich gehofft, dass dieser Beitrag eine einmalige Entgleisung war. Aber nein, Sie setzen noch eins drauf! Ihr Beitrag (4.5.24) über den Waldkampftag in St. Gangloff ist der Gipfel der Diffamierungskampagne durch den MDR.
Bürger, die sich für unsere Natur und Heimat einsetzen, als Rechtsextremisten zu bezeichnen, grenzt in meinen Augen an Volksverhetzung. Nicht einmal Beweise haben Sie für diese Behauptung gebracht. Seit fünf Jahren engagiere ich mich in einer Bürgerinitiative, die sich für den Erhalt des Waldes und gegen die Errichtung von Windrädern im Wald einsetzt. Wir arbeiten mit allen im Landtag vertretenen Parteien zusammen, was mit Linken und Grünen allerdings nicht immer gelingt.
Aber wir reden und demonstrieren nicht nur, wir packen tatkräftig mit an, wenn es darum geht, eine geschädigte Waldfläche wiederaufzuforsten. Gemeinsam mit meinen Mitstreitern bin ich, auch im Alter von 73 Jahren, dabei, wenn eine Pflanzaktion in der Region ansteht. Ähnlich kenne ich es auch von anderen Bürgerinitiativen und von der Waldbürger-Initiative.
An vielen Waldkampftagen in St. Gangloff habe ich teilgenommen. Es sind mir dort weder Rechtsextremisten begegnet, noch kam es zu Schlägereien oder hasserfüllten Reden. Thüringen als das Grüne Herz Deutschlands zu erhalten, ist unser Anliegen. Dass sich die Waldbürgerinitiative gegründet hat und mit ihren Pflanzaktionen einen großen Beitrag zur Aufforstung unserer Wälder leistet, finde ich ebenso bewundernswert, wie Aktionen, die Kindern ein Bewusstsein für unsere Natur nahe bringen. Tausende Bäume wären wohl nicht gepflanzt worden, gäbe es die Waldbürger-Initiative nicht?
Machen Sie sich bitte einmal Gedanken, wie viele Menschen Sie durch Ihre Diffamierungskampagne eventuell davon abgebracht haben, sich an solchen Aktionen zu beteiligen. Wer möchte schon gern als Rechtsextremist bezeichnet werden? Oder ist das Ihr gewolltes Ziel, im Auftrag der Regierungsparteien? Wundern würde es mich nicht mehr.
Was spricht gegen parteiübergreifende Pflanzaktionen zum Wohle unserer Umwelt und unseres Klimas? Ist Ihnen die Funktion der Wälder für den Klimaschutz nicht bekannt? Wo sind die Klimaaktivisten, wenn es um Pflanzaktionen geht? Nicht streiken fürs Klima, sondern arbeiten fürs Klima sollten sie! Warum engagieren sich die Grünen nicht bei den Waldbürgern? Ist Ihnen die Natur nur auf dem Wahlzettel wichtig?
Mit diesen beiden Beiträgen haben Sie nichts anderes als Hetze betrieben. Wer nicht bereit ist, andere Meinungen zu tolerieren oder sich mit ihnen auseinanderzusetzen, wer Menschen ausgrenzt, weil sie eine andere Meinung vertreten als die staatliche, der treibt einen Keil in unsere Gesellschaft.
In der DDR habe ich Ausgrenzung und Repressionen wegen „falscher“ Meinungen hautnah erlebt. Sind wir jetzt schon wieder soweit? Wird die Meinung des Einzelnen nur noch respektiert, wenn sie staatlichen Stellen und Medien genehm ist? Dann sind die, die gerade am lautesten nach dem Schutz der Demokratie schreien, diejenigen, die eine Gefahr für die Demokratie darstellen. Die Ausgrenzung von Menschen mit anderer Meinung ist absolut undemokratisch. Wer ständig jeden mit anderer als der staatlich genehmen Meinung als rechtsextrem bezeichnet, hat offenbar im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst und betreibt eine unglaubliche Verharmlosung der NS-Verbrechen.
Für meine Enkelkinder wünsche ich mir, dass sie wieder in einem Deutschland leben können, in dem das Miteinander durch Respekt und Toleranz bestimmt wird, nicht durch Hetze gegen Andersdenkende und deren Ausgrenzung. Dieser Wunsch ist neben anderen einer meiner wichtigsten Beweggründe für das Verfassen dieses Briefes. Stadtlengsfeld, 11.5.24 Ursula Görg"
Die Veranstaltung zeigte erneut das große Engagement und die Mobilisierungskraft der BI gegen Windkraft im Wald, die es schafft, zahlreiche Bürgerinnen und Bürger für ihre Anliegen zu gewinnen.