Seit dieser Saison 2024/25 ist der gebürtige Thüringer und ehemalige Spieler von Kali Werra Tiefenort, Tino Eisenhardt, sportlicher Leiter bei Kali Werra. Er hat zuvor viele Jahre im Hessischen Fußball verbracht.
Das Interview wurde von Moritz Richling, Leiter Öffentlichkeitsarbeit der BSG Kali Werra Tiefenort, geführt und gibt Einblicke in seine Person, seine Idee von Fußball und seine Ziele.
Hallo Tino, herzlich willkommen bei der BSG Kali Werra Tiefenort! Würdest du dich kurz vorstellen?
Mein Name ist Tino Eisenhardt, ich bin 52 Jahre alt. Seit 25 Jahren arbeite ich in Schmalkalden im Bereich Robotik.
Außerhalb des Fußballs begeistere ich mich für die Börse und Investments und das sehr aktiv. Eine weitere Leidenschaft hege ich für Architektur. Auch liebe ich es zu kochen und zu grillen.
Kannst du uns etwas über deinen Werdegang und deine Erfahrungen im Fußball erzählen?
Ich habe mehrere Jahre in Hessen gelebt und war dort als Trainer unterwegs. Ich bin im Besitz der B-Lizenz des DFB und habe zusätzlich eine Ausbildung mit Schwerpunkt „Datenanalyse im Fußball“ erfolgreich absolviert. Dazu habe ich bei verschiedenen höherklassigen Vereinen hospitiert. Meine Zeit als Fußballer habe ich hauptsächlich bei unserer BSG verbracht.
Wie kam der Kontakt zum Verein zustande und was hat dich schlussendlich dazu bewegt, die Rolle des sportlichen Leiters bei Kali Werra zu übernehmen?
Ich kenne einen Teil der Jungs aus dem Vorstand ja noch aus meiner aktiven Zeit hier. Meine Partnerin kommt aus Tiefenort, ich lebe jetzt hier und das Feuer für Kali Werra Tiefenort brennt natürlich bis heute in mir. So kam auch letztendlich der Kontakt und das nun erfolgte Engagement zustande.
Wie würdest Du die vereinsstrukturelle Ausgangslage der BSG beschreiben?
Zunächst einmal habe ich sehr viele engagierte Trainer, Vereinsmitglieder, Spieler und Eltern vorgefunden – Und natürlich nicht zu vergessen – einen sehr aktiven und umtriebigen Vorstand. Also viele Menschen, mit denen ich mich vertraut machen möchte, mit denen ich gesprochen habe und werde. Das ist ein stetiger Prozess.
Was sofort spürbar war, ist ein sehr intaktes Vereinsleben und eine sehr hohe Identifikation der Vereinsmitglieder, auch Nichtvereinsmitglieder und unserer „Supporter“ mit Kali Werra Tiefenort.
Da hat unsere BSG zweifellos eine Ausnahmestellung mindestens in der Südthüringer Fußballregion und aus meiner Sicht auch weit darüber hinaus! Man schaue sich einfach nur mal die Follower in den sozialen Netzwerken an!
Hier ist der Verein sehr gut aufgestellt. Das zeigen die Ergebnisse was speziell auch unsere Marketing-Aktivitäten betrifft. Das ist außergewöhnlich für einen Amateurverein. On Top haben wir eine sehr gute Basis was unsere Sponsoringaktivitäten betrifft.
Auf unsere Sponsoren ist absolut Verlass und wir können es nicht genug wertschätzen, wie sie unseren Verein unterstützen, materiell aber auch immateriell. Der Verein ist wirtschaftlich gesund!
Wie würdest du die sportliche Basis, den Nachwuchsbereich, von Kali Werra einordnen?
Was ich sportlich vorgefunden habe sind unter anderem Jugendteams, die bereits ganz guten Fußball spielen. Weiterhin lässt sich eine große Zahl engagierte Nachwuchstrainer erkennen, und mit unserem Nachwuchsleiters Christian Schäfer eine Person, die mit großem Einsatz und der notwendigen Kompetenz eine super Arbeit leistet. Das ist nicht selbstverständlich.
Wie sehen deine Pläne für die Gestaltung und Optimierung der Trainingseinheiten aus?
Optimierbar ist die Verzahnung zwischen den anderen Jahrgängen. Dabei zu nennen wären beispielsweise Trainingsinhalte in den Jahrgängen, die zwingend aufeinander aufbauen. Außerdem sehe ich es als zentral an, dass die Jungs und Mädels individuell gefördert werden, nach ihren Fähigkeiten und Potentialen.
Hier kommt den Trainern eine entscheidende Bedeutung zu. Zudem werden und dürfen die Kinder und Jugendlichen auch Fehler in ihrem Entwicklungsprozess machen, woraus sie dann lernen sollen.
Welche Maßnahmen planst du zur Weiterbildung und Entwicklung der Trainer im Verein?
Für mich steht fest, dass es für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ein Mindestmaß an Qualifizierung geben muss. Dafür sind die Anforderungen zu spezifisch. Es geht ja hier nicht nur um die sportlichen Belange, sondern auch um Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und Jugendlichen.
Idealerweise werden alle verantwortlichen Trainer bei uns im Verein solche Qualifizierungen bekommen. Ein Großteil besitzt auch schon entsprechende Lizenzen. Der Verein wird künftig Aus- und Weiterbildungen anbieten, sei es über den TFV oder den Kreis. Dazu bin ich im regelmäßigen Austausch mit dem Christian Schäfer.
Wie wichtig ist dir der Austausch und die Zusammenarbeit zwischen den Trainern der verschiedenen Mannschaften?
Der Austausch ist im Grunde genommen unerlässlich bei einer geplant gesamtheitlichen Entwicklung eines Vereins. Wie ich es ja bereits gesagt habe, muss eine starke Verzahnung der Jahrgänge untereinander stattfinden.
Primär vom Männer- bis zum Bereich B-Junioren. Da muss sich zwingend regelmäßig untereinander ausgetauscht werden. Ich werde natürlich hierauf auch ein besonderes Augenmerk legen.
Wie ist aus deiner Sicht die sportliche Ausgangssituation im Männerbereich?
Was den Männerbereich betrifft sieht, glaube ich, jeder mit etwas Fußball-Sachverstand, dass hier einige Dinge nicht optimal laufen, was man auch in der sportlichen Entwicklung der letzten zehn Jahre ablesen kann. Ich möchte da gar nicht auf Details eingehen. Als Ergebnis hat sich der Verein im Männerbereich in der letzten Dekade eigentlich nicht weiterentwickelt beziehungsweise stagniert.
Dem müssen und werden wir versuchen entgegenzuwirken, indem wir die eingefahrenen Strukturen durchbrechen und ganzheitlich umdenken werden! Des Weiteren haben wir noch keine optimale Struktur was soziale Aspekte betrifft. Also welche Möglichkeiten schaffe ich als Verein den Spielern, Vereinsmitgliedern über den sportlichen Bereich hinaus.
Damit meine ich beispielsweise die Unterstützung bei der Suche nach Lehr- und Ausbildungsstellen, bei der Unterstützung bei einem Studium, Bereitstellung von Arbeitsstellen und ähnlichem. Da müssen wir deutlich besser werden. Das ist ein zentraler Bestandteil unseres Konzeptes. Die ersten Schritte dazu sind bereits getan.
Die BSG Kali Werra Tiefenort hat in Thüringen was den Fußball betrifft noch einen Namen, obwohl der sportliche große Auftrieb schon etwas her ist. Allein das sollte für uns alle schon Motivation genug sein, dem Erbe dieses großartigen Vereins gerecht zu werden. Für mich persönlich gibt es da gar keinen Spielraum nicht zu handeln.
Wie willst Du die Balance zwischen sportlichem Erfolg und der Förderung von Nachwuchstalenten halten?
Aus meiner Sicht kann es nur gelingen, über die Förderung von Nachwuchstalenten künftig zu sportlichem Erfolg zu kommen. Das ist ein kausaler Zusammenhang. Was wir nicht tun werden ist uns sportlichen Erfolg zu kaufen.
Dafür werden wir die uns zur Verfügung stehenden Gelder nicht einsetzen weder im Nachwuchs- noch im Erwachsenenbereich. Das geht im professionellen Bereich, aber ist im Amateurfußball zum Scheitern verurteilt. Das hat auch nichts mit Nachhaltigkeit zu tun.
Worin siehst du konkret deine Aufgabe als sportlicher Leiter?
Meine Aufgaben umfassen die Aus- und Fortbildung beziehungsweise das Coaching der Trainer im Männerbereich und der A- und B-Junioren, die Kaderplanung der Teams sowie die Weiterentwicklung der bereits vorhandenen Strukturen. Die anderen Kernpunkte des Konzeptes hatte ich ja bereits genannt.
Welche kurzfristigen und langfristigen sportlichen Ziele hast du mit Kali Werra?
Wie ich es ja bereits andeutete geht es erstmal vorrangig darum, die Organisation und die Strukturen in denen wir uns bewegen wollen, zu definieren, zu implementieren und schrittweise zu verbessern. Darauf liegt das Hauptaugenmerk in Zukunft.
Wir reden heute nicht über Ligazugehörigkeiten wie Landesklasse oder Thüringenliga im Männerbereich. Das ist für uns nicht die Orientierung und auchbvertane Zeit, darüber zu philosophieren. Das wäre blinder Populismus. Solche „Phrasendrescherei“ überlassen wir anderen.
Die fußballerische Aus- und Weiterbildung der Jungs und Mädels steht im Vordergrund. Wird diese akribisch und professionell durchgeführt, werden zwangsläufig gute Ergebnisse folgen. Über Aufstiege der Teams im Jugendbereich wäre ich, auch über die positive fußballerische Entwicklung hinaus, natürlich nicht unglücklich.
Welche Werte und Prinzipien sind dir im Verein besonders wichtig?
Bei alledem soll und muss unbedingt immer Freude und Leidenschaft die Grundlage sein. Ein weiteres Anliegen ist es der BSG, die jungen Kicker in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu begleiten, das heißt sie zu stärken und ihnen gewisse Werte für ihr Leben mitzugeben.
Für uns steht die strukturierte und professionelle Nachwuchsarbeit, so weit möglich, an erster Stelle. Kali Werra hat hier aufgrund der hohen Anzahl von Nachwuchskickern und Mannschaften eine ganz hervorragende Ausgangssituation.
Welche allgemeinen Herausforderungen nimmst du für deine kommende Arbeit wahr?
Wie der Thüringer Fußball in der Entwicklung im Vergleich zu anderen Bundesländern steht, sieht man nur alleine an der Anzahl der vertretenen Profivereine in Deutschland. Da sind wir tatsächlich ein „Entwicklungsland“ und hinken den anderen Bundesländern Lichtjahre hinterher. Das sind alles die Dinge, welche wir selbst in der Hand haben und beeinflussen können.
Wobei wir auf Unterstützung angewiesen sind, ist die Entwicklung der Infrastruktur beispielsweise was die Plätze angeht. Stand heute sehe ich da einige Probleme auf uns zukommen beziehungsweise schon bestehen, gerade was die Trainingsplätze in den Wintermonaten betrifft. Hier ist nicht nur der Verein, sondern auch ganz wesentlich die Kommunalpolitik gefragt. Und was meinen Kenntnis- und Wissenstand dazu betrifft, ist das auch ein mehr als unzufriedenstellender Zustand.
Es ist nicht nur Aufgabe des Vereins Grundlagen dafür zu schaffen, dass Kinder und Jugendliche sowie Erwachsene Sport treiben. Das geht nur in Kooperation mit der öffentlichen Hand, sprich vornehmlich mit der Stadt Bad Salzungen.
Aber ich bin optimistisch und glaube daran, dass hier die Kommunalpolitik ihre Aufgaben erkennt und dann auch entsprechend wahrnimmt und umsetzt. Die Grundlagen müssen in geeignetem Maße gegeben sein. Ohne das geht es nicht.
Danke Tino für das Interview und viel Erfolg bei der Umsetzung deiner Tätigkeit!