Gastbeitrag von Wolfgang Weber
(Point Alpha Stiftung)
Mit seinem Namen sind Jahrzehnte deutscher Politik verbunden, vor allem aber gilt er als einer der entscheidenden Gestalter des deutschen Zusammenwachsens: Der frühere Ministerpräsident des Freistaates Thüringen und von Rheinland-Pfalz Prof. Dr. Bernhard Vogel ist am Montag im Alter von 92 Jahren verstorben.
Die Point Alpha Stiftung trauert um einen treuen Freund, Förderer und wohlwollenden Partner. Bei einer Rhönwanderung in 1995 kam er zum Point Alpha. Der glich einer Ruine. Ihm wurde klar, dass gehandelt werden muss.
„Der Ort ist ein Zeitzeugnis der Vergangenheit, welches weiterhin eine Zukunft braucht.“ Dank seiner Weitsicht war dies einer der Anstoßpunkte für das unvergleichliche Projekt am authentisch Geschichtsort.
„Dr. Bernhard Vogel hat sich über Jahrzehnte für die Einheit eingesetzt und dann an entscheidender Stelle das Zusammenwachsen der beiden deutschen Länder mit Leidenschaft und Verantwortungsbewusstsein gefördert und so auch einen wichtigen Beitrag zur europäischen Einheit geleistet.
Zudem bin ich ihm auch für sein Engagement für Point Alpha äußerst dankbar. Er war an wichtigen Weichenstellungen beteiligt, die Point Alpha zu einem heute bedeutenden Mahn-, Gedenk- und Begegnungsort haben werden lassen“, erklärt der Stiftungsratsvorsitzende Dr. Stefan Heck.
„Dr. Bernhard Vogel war auch als Redner und Diskutant ein gern gesehener und hoch geschätzter Gast bei vielen Veranstaltungen und auch dafür gebührt ihm zu Recht ein fester Platz in der Ehrengalerie der Point Alpha Stiftung“, würdigt der Stiftungsvorstand mit Benedikt Stock und Philipp Metzler in einem Nachruf.
Ohne Bernhard Vogel gäbe es die Gedenkstätte Point Alpha nicht. In Hessen war gleich nach dem Rückzug der amerikanischen Armee von ihrem wichtigsten Vorposten an der innerdeutschen Grenze zwischen Freiheit und Unfreiheit im Frühjahr 1990 die „Renaturierung“, auf dem Rasdorfer Berg verfügt worden.
Es gab keinerlei ernstzunehmende Initiativen das weltgeschichtlich herausragende Camp für die Nachwelt zu erhalten. Der Abriss drohte. Da gründete 1995 Berthold Dücker mit weiteren Mitstreitern aus Ost und West den Verein „Grenzmuseum Rhön Point Alpha e.V. in Geisa und den Verein „Mahn,- Gedenk- und Bildungsstätte Point Alpha“ e.V. in Rasdorf.
Sie suchten und fanden Unterstützung beim thüringischen Ministerpräsidenten. Kein leichtes Unterfangen gegen die Widerstände vor allem aus Hessen.
Vogel war es, der von Anfang an dafür plädierte, aus Point Alpha nicht ein Museum, sondern eine Gedenkstätte zu machen: „Ihr habt ein einzigartiges Alleinstellungsmerkmal und seid von der Bedeutung her eine Gedenkstätte.“
Vogel sorgte dafür, dass der Ort originalgetreu erhalten blieb und sogar um das „Haus auf der Grenze“ auf thüringischer Seite erweitert werden konnte.
Die Karriere des gebürtigen Göttingers ist außergewöhnlich, sein politischer Werdegang direkt mit der deutsch-deutschen Geschichte verwoben: Vogel war von 1976 bis 1988 Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und von 1992 bis 2003 Ministerpräsident des Freistaats Thüringen.
In seiner Erfurter Amtszeit, die von den großen Umbrüchen und Herausforderungen der „Nachwendezeit“ geprägt war. In seiner Partei zählte Vogel zu den profiliertesten Politikern, im politischen Diskurs und in der Gesellschaft hatte sein Wort stets Gewicht.
Es waren auch seine Wertschätzung für die Menschen und seine Fähigkeit zum Dialog, die ihn besonders machten.
Als langjähriger Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung hatte er zudem ein besonderes Augenmerk auf ein Engagement in den „jungen Ländern“, wie Vogel zu sagen pflegte, um durch die politische Bildung einen Beitrag zur Verankerung der Demokratie zu leisten.
Bernhard Vogel unterstützte darüber hinaus die Gründung des Point-Alpha-Preises und half tatkräftig mit, dass 2005 Michael Gorbatschow, George Bush sen. und Helmut Kohl als erste Preisträger in der Gedenkstätte Point Alpha waren.
Für seine Verdienste um die Einheit Deutschlands und Europas in Frieden und Freiheit wurde Vogel folgerichtig selbst durch das Kuratorium Deutsche Einheit in Zusammenarbeit mit der Point Alpha Stiftung im August 2021 mit dem Point-Alpha-Preis ausgezeichnet.
Demokratie, Frieden und Freiheit waren stets die Leitmotive seines politischen Handelns gewesen.
Point Alpha ist ihm für alle Zeiten zu größtem Dank verpflichtet und verneigt sich vor seiner beispiellosen Lebensleistung. Die Point Alpha Stiftung wird im stets ein ehrendes Andenken bewahren.