Gastbeitrag von Antje Neiße
Die Veranstaltung der Stadt Geisa und des Fördervereins Kunst, Kultur und Wissenschaft Geisa e.V. mit dem Fotozirkel Geisa am Freitag vergangener Woche fand einen überwältigend großen Zuspruch. Die Zuschauer wurden auf eine Reise in die Vergangenheit mitgenommen – ins das Geisaer Amt vor 30 Jahren.
Der Bildervortrag „30 Jahre Grenzöffnung im Geisaer Amt“ des Fotozirkels wurde zu einem wahren Großereignis. Denn mit einer so starken Resonanz hatten die Veranstalter nicht gerechnet. Das Kulturhaus Geisa bis zum letzten Platz gefüllt und beinahe 3 Stunden ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums. Es ging um Emotionen, nicht zu weit entfernten Ereignissen, sondern um das, was jeder Zuhörer auf seine eigene Art und Weise erlebt hat – vor 30 Jahren vor der eigenen Haustür.
Als Gastgeber begrüßten zu Beginn Bürgermeister Martin Henkel und die neue Vorsitzende des Fördervereins Doris Heim die Anwesenden und bedankten sich für die vielen Stunden des Sammelns, Ordnens und Aufarbeiten des Materials, welches von vielen Bewohnern des Geisaer Amtes und Umlandes den Weg nach Geismar zu Dieter Kiel und Andreas Weitz gefunden hatte. Aus der Fülle des Materials erstellten beide und viele andere Helfer einen kurzweiligen, anschaulichen Bildervortrag.
Dieser nahm die Besucher mit auf eine Reise in die Vergangenheit, 30 Jahre zurück. Zum Anfang der Wende, zum Ende der DDR, zu Veränderungen, die damals kaum einer abschätzen konnte und erwartet hatte. Geschichten über Einzelschicksale, wie das berührende und emotionale Interview mit Paul Trabert aus Walkes, sowie Videosequenzen mit Unbekannten zeigten eine Zeit des Umbruches.
Die ersten Bilder machten deutlich, dass vor 30 Jahren an Straßen und Wegen eine unüberwindliche Grenze stand, wo heute ganz selbstverständlich asphaltierte Straßen über nicht mehr sichtbare Ländergrenzen führen. Grenzöffnungen in den verschiedenen Ortschaften wurden gezeigt, zaghafte Schritte zu Fuß, mit dem Fahrrad oder eingereiht in einer Kolonne von Trabis und zwischendurch persönliche Kommentare und Gedanken der Beteiligten vor Ort.
So passierte es am Vortragsabend des Öfteren, dass sich scheinbar Unbekannte in den Videosequenzen zu erkennen gaben und nach 30 Jahren unter den Zuhörern saßen. Ein beeindruckendes Foto einer Großmutter, die mit ihrer Enkeltochter zaghaft vorsichtig durch ein Loch des Grenzzaunes ging, schilderte nach 30 Jahren im Saal ihre Gedanken, die ihr damals durch den Kopf gingen.
Ein Interview, das spontan an der Grenze entstand, brachte die beiden Beteiligten nach 30 Jahren im Saal des Kulturhauses wieder zusammen. Die Grenzöffnung bei Wenigentaft und Mansbach wurde in einem Video gezeigt, beeindruckend in ihrer herzlichen Art aller Täfter und Mansbacher. In seiner lockeren und teilweise plattschwätzenden Art konnte Dieter Kiel die Zuhörer begeistern.
Und auch, wenn alte Fotos bei uns manchmal ein schamhaftes Lächeln auslösen, so hat wohl jeder im Saal diese Stunden anders wahrgenommen, mit seinen persönlichen Erinnerungen, Gedanken, Gefühlen, Emotionen.
Eine Reise in die Vergangenheit, an die wir uns auch in Zukunft erinnern dürfen und müssen. Aus den positiven Emotionen, die alle erfüllten, Kraft zu schöpfen, für die eigentlich kleinen und manchmal unwichtigen Probleme des heutigen Alltages, auch im Zusammenleben der Menschen untereinander. Aber auch, um der Jugend die Besonderheit der Wiedervereinigung der beiden Staaten deutlich zu machen.
Lang anhaltender Applaus nach der knapp 3-stündigen Veranstaltung zeigte, welch enormen Eindruck der Abendvortrag beim Publikum hinterlassen hat. Weitere Veranstaltungen des Fördervereins zum Thema 30 Jahre Grenzöffnung finden in den nächsten Wochen statt.
So lädt der Förderverein am 2. Oktober um 19 Uhr herzlich ein zur Eröffnung der Fotoausstellung zum Thema „Rechts und links des Kolonnenweges. 30 Jahre danach“ in der ANNELIESE DESCHAUER GALERIE. Die Ausstellung wird dann bis zum 8. November 2019 dort zu sehen sein.