Gastbeitrag von Rüdiger Christ
Kaum ein Ort in der Thüringer Rhön war von der deutschen Teilung so hart betroffen wie Vacha. Nach über 3 Jahrzehnten deutscher Einheit findet man heute kaum noch Spuren der Teilung. Die bunte Stadt vor der Rhön, wie Vacha auch genannt wird, muss aber leider immer wieder als Veranstaltungsort extremer linker und rechter Gruppierungen von außerhalb herhalten.
Selbst den 3. Oktober, den Tag der Deutschen Einheit konnten die Vächer nicht in gebührender Weise begehen. Das belastet nicht nur die Bürger*innen der Stadt, es wird dem Andenken an die schwere Zeit als geschundene Grenzstadt nicht gerecht.
Der Rhöner Landtagsabgeordnete Martin Henkel (CDU) hat sich kürzlich über ein Konzept „Grenzspuren“ für Vacha informiert. Henkel meint dazu in einer Pressemitteilung:
„Die Rhön als Ganzes voranbringen – Konzept „Grenzspuren“ für Vacha vorgestellt
Vachas Bürgermeister Martin Müller und der beauftragte Landschaftsplaner Erik Hanf aus Kassel (aber in Vacha geboren) stellten gemeinsam die Planungsstudie „Grenzspuren“ vor. Es geht darum, das historische Eingangstor in die Stadt, also das Areal rund um die Werrabrücke optisch aufzuwerten und die jüngere Geschichte des Ortes, erlebbarer zu machen.
Denn wenn man es nicht weiß oder nicht genau hinsieht, so kann man die Spuren der über 40-jährigen deutschen Teilung hier kaum mehr wahrnehmen. Zum Glück werden manche sagen! Doch gibt man damit eine Möglichkeit aus der Hand, Geschichte, die uns alle betrifft, interessant und gestalterisch ansprechend sowie touristisch nutzbar in Szene zu setzen.
Ein Gedächtnispark soll, so der Plan, die vorhandenen Spuren wie Mauerrest und Wachturm sichtbarer machen. Mit gestalterischen Elementen wie Baumreihen aber auch mittels Stahlstelen könnte auf den früheren Mauerverlauf hingewiesen werden. Ein barrierefreier Weg soll sich entlang der Stelen hin und her schlängeln und den Besucher die einst unüberwindliche Grenze begreifbar machen.
Darüber hinaus ist ein Gedächtnisspaziergang mit dreizehn Stationen in- und außerhalb der Stadt geplant. Hier erfahren die Besucher weitere einschneidende oder bedrückende Besonderheiten als Grenzstadt in der DDR.
Martin Henkel, Vorsitzender des Rhönforum e.V. zeigte sich erfreut über die vorgestellten Pläne „Wir als Rhönforum wollen die Entwicklung unserer Region unter dem Motto „RHÖN- stark in THÜRINGEN“ voranbringen und die Aktivitäten der Städte und Gemeinden zu einem schlüssigen Gesamtkonzept zusammenführen.
Wir brauchen eine Investitionsoffensive für die Rhön, um die Region als Ganzes weiterzuentwickeln und für den Tourismus attraktiver zu gestalten.
“ Vacha, das Eingangstor zur Rhön, hat nun ein schlüssiges Konzept vorgelegt. Auch die anderen Rhöngemeinden arbeiten an interessanten Projekten. Das Ziel müsse darin bestehen, dass sich die Rhöngemeinden als starke Gemeinschaft betrachten, sich gegenseitig ergänzen und koordiniert an einem Strang ziehen, so Henkel weiter.
Mit dem Boom der E-Bikes werden zunehmend auch Mittelgebirge für neue Besuchergruppen interessant - also für Touristen, die mit elektrischer Hilfe nun weitere Strecken problemlos bewältigen können. Zahlreiche Orte in der länderübergreifenden Grenzregion mitten in Deutschland wie zum Beispiel Point Alpha oder die Werrabrücke von Vacha mit Flusssperren, Wachtürmen und dem Geteilten Haus können auf jeweils einzigartige Weise ihren Teil zur Geschichte der deutschen und europäischen Teilung erzählen.
„Denn eines muss künftig klarer und bekannter werden: Die Rhön ist kein Mittelgebirge wie jedes andere. Die Rhön ist die Region in Deutschland, wo Kalter Krieg und Eiserner Vorhang in wunderschöner Landschaft, sozusagen mit Erholungswert, erfahrbar und begreifbar werden“, äußerte Henkel abschließend“.