Gastbeitrag von Antje Neiße
„Wenn Du eine innere Stimme hörst, die sagt: ‚Du kannst nicht malen‘,
dann male auf jeden Fall, damit diese Stimme zum Schweigen gebracht wird.“
– Vincent van Gogh
Getreu diesem Spruch haben sich vor etwa 3 Jahren mit dem Beginn der Arbeit des Fördervereins Kunst, Kultur und Wissenschaft Geisa e.V. zwei Handvoll interessierte und neugierige Malerinnen in den Kurs Ölmalerei bei Erhard Röhr angemeldet.
Sicherlich hatte die eine oder andere bereits zu Hause im stillen Kämmerlein für sich gemalt, gezeichnet, experimentiert.
So startete auch Erhard Röhr, der zunächst seine Freude an der Ölmalerei in einem Malkurs mit dem Kopieren alter Meister vor 30 Jahren begann und sich als Autodidakt weiter an die Ölmalerei heranwagte.
Ölmalerei ist nun nicht unbedingt ein Unterrichtsfach in der Schule, die Materialien waren schwer zu finden und man braucht eine Menge Geduld und Zeit.
Doch beim Experimentieren fand er seinen Stil, machte Erfahrungen mit der Langlebigkeit der Farben, mit ihren Vorteilen gegenüber Aquarell oder Acrylfarben, aber auch mit Grenzen und weniger guten Materialien.
Mit diesem Wissen und seinen Erfahrungen wagte er sich an das Experiment des Lehrens – mit Erwachsenen, aber auch mit Kindern. Und auch hier sammelte er seine Erfahrungen und Eindrücke.
„Jedes Kind ist ein Künstler. Das Problem ist, Künstler zu bleiben, wenn man erwachsen wird.“ – Pablo Picasso
Die Arbeit mit Kindern unterscheidet sich gänzlich von der Arbeit mit Erwachsenen. Kinder brauchen in der heutigen Zeit schnelle und vorzeigbare Ergebnisse. Das ist in der Ölmalerei gar nicht so einfach umzusetzen.
Trotzdem waren die beiden Kinderkurse ein großer Erfolg, aber auch eine unheimlich anstrengende Arbeit für alle Beteiligten.
„Ideen sind nur Ausgangspunkte. Um zu wissen, was man zeichnen will, muss man zu zeichnen anfangen.“ – Pablo Picasso
Anfangen, Fotos, Bilder, Emotionen auf die Leinwand zu bringen, Proportionen zu beachten, Farben und Techniken auszuprobieren. Als der Anfang erst einmal gemacht wurde, fand jede der Teilnehmerinnen ihren eigenen Stil.
Hierbei stand Erhard mit Rat und Tat, einem Blick für Proportionen und Sujets zur Seite. Oft sehr stark beansprucht, meist springt er von Bild zu Bild… und hätte sich wohl selbst gerne kopiert, um Allen und Allem gerecht zu werden.
Aber auch das Feedback der Teilnehmerinnen machte die Gruppe zu einer eingeschworenen Gemeinschaft. Meist waren die Betrachterinnen begeisterter von den Bildern der anderen als die Malerin selbst.
Und manchmal brachte auch erst ein Gläschen Mal-Wein die Lockerheit, sich auf neue Techniken, Malweisen, Farbschichten und Experimente einzulassen.
„Denke nicht an das Erschaffen von Kunst, sondern mach es einfach. Lass alle anderen entscheiden, ob es gut oder schlecht ist, ob sie es lieben oder hassen. Während sie sich darüber entscheiden, erschaffe noch mehr Kunst.“ – Andy Warhol
In diesem Sinne konnten sich mehr als 70 Gäste zur Vernissage entscheiden, ob ihnen die Bilder gefallen oder nicht.
Den Dienstagsmalerinnen Gabi Freitag, Sylvia Reuter, Simone Rohm, Stefanie Schneider, Iris Willsau und Barbara Bott mit ihrem Kursleiter Erhard Röhr merkte man an diesem Abend jedenfalls an, dass sie auf alle Fälle einen Riesen-Spaß an der Malerei gefunden haben.
Musikalisch begleitet wurde die Vernissage durch Sängerin Judith Erb und Musiker Arno Volkmar, nicht nur in ihrer Heimatregion bekannt. Sie begleiteten den Abend gekonnt durch ihre Musik.
Doris Heim (Vorsitzende des Fördervereins Kunst, Kultur und Wissenschaft Geisa e.V.), die den Maler Erhard Röhr vor vielen Jahren auf einem Spaziergang am Point Alpha kennenlernte, bewunderte vor allem seine bisherigen drei Alpenüberquerungen.
Diese, aber auch die Ölmalerei zeugen von Durchhaltevermögen, Ausdauer und Zielstrebigkeit. Für Röhr selbst sind dies beides Ausgleich zu seiner beruflichen Arbeit.
Die Ausstellung ist bis 3. Dezember zu den Öffnungszeiten der ANNELIESE DESCHAUER Galerie Geisa zu besichtigen (Dienstag, Donnerstag, Freitag von 11 bis 15 Uhr, Führungen nach Vereinbarung über das Tourismusbüro Geisa auch außerhalb der Öffnungszeiten).