„Es ist in den letzten zwei Wochen kein Tag vergangen, an dem mich niemand zu dem Turm gefragt hat.“
Mit diesen Worten eröffnete Kaltenlengsfelds Ortsteilbürgermeister Nico Denner die öffentliche Sitzung des Ortsteilrates am Donnerstag, in der es um den geplanten Neubau eines 5G-Mobilfunkmastes bei Kaltenlengsfeld ging.
Denner berichtete, dass er, als die Anfrage zum Neubau eines Mobilfunkmastes in der Gemarkung Kaltenlengsfeld kam, sofort an die Umstände in Diedorf gedacht habe.
Der Ortsteilrat habe zunächst intern darüber gesprochen, auch mit dem Bürgermeister der Stadt Kaltennordheim Erik Thürmer.
Alle waren sich einig, dass diese Entscheidung nicht alleine getroffen werden darf und die Bürger informiert und mitgenommen werden sollen.
Nico Denner informierte, dass die Firma Vodafone eine Karte der Gemarkung Kaltenlengsfeld geschickt habe. In dieser sei ein roter Punkt zusehen, wo der Turm möglicherweise aufgestellt werden soll.
Im Nachgang dessen, wollte sich der Kaltenlensfelder Ortsteilrat und der Bürgermeister gemeinsam mit den 20 möglichen Grundstückseigentümern treffen, um die Sache zu besprechen. Leider waren damals nur drei von ihnen anwesend.
Erik Thürmer berichtete weiterhin, dass von den in Frage kommenden Grundstücken keines der Stadt Kaltennordheim gehöre. Alle seien in privater Hand und „da haben wir als Stadt relativ wenig Spielraum.“
Großer Unmut macht sich bei den Kaltenlengsfeldern besonders deswegen breit, weil es in der Umgebung bereits einen Funkturm gibt. Nicht weit von der Rhön Brise entfernt, steht schon ein Turm des Deutschlandfunkes.
Tobias Leister, Mitglied des Ortsteilrates, berichtet, dass die jetzigen Betreiber mögliche Bewerber mit an den Turm lassen müssen. Es gebe jedoch keine Pflicht gegenüber Vodafone, sich bei ihnen zu bewerben.
Erik Thürmer habe bereits mit dem zuständigen Planungsbüro gesprochen und die Situation in Kaltenlengsfeld geschildert. Eine Antwort auf die Frage, warum sich Vodafone nicht an den vorhandenen Funkturm anschließen könne, habe er allerdings nicht erhalten.
Vermutlich ist es für den Mobilfunkbetreiber auf lange Sicht gesehen schlichtweg teurer, monatliche Miete zu zahlen, als einen eigenen Turm zu bauen.
Ortsteilbürgermeister Nico Denner stand wegen des Neubaus auch schon in Kontakt mit dem Biosphärenreservat Rhön in Zella. Leider mussten sie ihm mitteilen, dass „rechtlich nichts dagegen zu machen ist, weil die Fläche vom Turm einfach zu klein ist.“
Erik Thürmer sagte weiterhin, dass „wir grundsätzlich nichts gegen Mobilfunk haben, aber die Betreiber stimmen sich nicht mit uns ab.“ Er möchte nicht, dass die Stadt Kaltennordheim irgendwann von Türmen umzingelt sei.
Franziska Vogt vom Reiterhof „StepsToMove“ berichtete, dass sie diesbezüglich schon mit der Initiative „5G-frei“ aus Eisenach Kontakt aufgenommen habe. Sie sei nicht der Meinung, dass man gar nichts dagegen tun könne.
„Wir werden dann permanent bestrahlt“, erzählte sie weiter. Zahlreiche Studien würden bestätigten, dass die Strahlung dem biologischen Leben schade und „kein Lebewesen unter derartiger Bestrahlung so weiterleben kann.“
Der Neubau des Funkturmes sollte ihrer Meinung nach „nicht einfach so durchgewunken werden - gerade hier im Biosphärenreservat.“ Die Rhön werbe für Tourismus, Natur, Vielfalt - durch weitere Bestrahlung werde alles kaputt gemacht.
Jagdpächter Udo Volkenand erwidert: „Die Strahlung hier gibt es schon seit ich denken kann. Mein ganzes Leben lang werde ich schon bestrahlt.“ 5G sei nicht aufzuhalten, weil „wir es für unsere Zukunft brauchen.“
Ein weiterer Teilnehmer fügt hinzu: „3G ist schon abgeschafft, 4G wird in spätestens 20 Jahren dran sein und dann haben wir hier gar nichts mehr.“
Weiterhin würden viele Wanderer und Touristen Apps nutzen, wo die Wanderwege eingetragen sind.
„Jeder von uns, der irgendwohin in den Urlaub fahren will, guckt als erstes, ob es dort WLAN und Internet gibt. Es ist nicht aufzuhalten, dass 5G auch nach Kaltenlengsfeld kommt.“
Ein anderer Zuhörer meldete sich zu Wort: „Dort oben haben wir erst die neue Bank aufgestellt und Kaltenlengsfeld ist stolz auf diesen Ausblick von da oben. Ich will nicht, dass da so ein hässlicher Turm daneben steht und ein paar hundert Meter weiter steht der nächste.“
All diese Dinge und weitere Denkanstöße konnten zur Ortsteilratssitzung nicht beantwortet werden.
Deshalb wird es am Mittwoch, den 23. März, um 19.00 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus in Kaltenlengsfeld eine weitere Veranstaltung zu diesem Thema geben.
Vor Ort werden dann Mitarbeiter von Vodafone, vom Bürgerdialog 5G und vom Bundesamt für Strahlenschutz sein, um den Bürgerinnen und Bürgern Rede und Antwort zu stehen.
Alle Interessierten sind hierzu recht herzlich eingeladen, Fragen zu stellen und sich seine eigene Meinung zu bilden.