Gastbeitrag von Richard Veltum
Der 99-jährige Josef Elter aus der Rhöngemeinde Bermbach berichtete an seinem Geburtstag aus seinem ereignisreichen Leben. Er wurde am 06. März 1923 in Bermbach während einer Hausgeburt im Elternhaus geboren.
Als junger Mann wurde er mit 18 Jahren für den Kriegsdienst eingezogen. Sein Lebensweg führte ihn zu Kriegszeiten fast durch die gesamte Welt bis nach Afrika und andere Länder bis hin nach Amerika in die Gefangenschaft.
Noch vor der Einberufung in den Zweiten Weltkrieg, wurde Josef in Geisa gemustert und wurde später in Meinigen in der Hauptkaserne in der Stadt ausgebildet (Grundausbildung) und konnte hier den Führerschein für Motorräder ablegen.
Josef Elter schwärmt heute noch von seinem damals übergebenen Motorrad mit Beiwagen vom Typ „Zündapp“, 750 BMW. Er war ein begeisterter Motorradfahrer.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde er für den Dienst von seinen Vorgesetzten in Meiningen für den Kriegseinsatz nach Afrika (Afrika-Korps) bestimmt. Das Deutsche Afrikakorps war ein Verband der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg, der von 1941 bis 1943 auf dem nordafrikanischen Kriegsschauplatz zum Einsatz kam.
Nun musste Josef gemeinsam mit seiner gesamten Kompanie und seiner schweren Ausrüstung und Bewaffnung über den großen Ozean bis nach Tunesien mit einem großen Kriegsschiff verschifft werden. Das geliebte Motorrad „Zündapp“ war natürlich mit dabei.
Auf der dreiwöchigen Überfahrt über den großen Ozean war es für die „Landratten“ aus Deutschland kein Vergnügen. Die Schiffsreise begann in Deutschland, führte u.a. nach Frankreich, Griechenland und das Kriegsschiff landete schließlich in Nordafrika. Die Soldaten gingen in Tunesien von Bord.
Die zahlreichen deutschen Soldaten waren während diesen gewagten Unternehmungen Unterdeck untergebracht. Alleine die Versorgung und hygienischen Bedingungen auf dem Kriegsschiff waren während der Überfahrt nicht immer optimal und brachten für die Soldaten eine Vielzahl persönliche Entbehrungen und Probleme mit sich.
Hier in Afrika in Tunesien wurden die deutschen Soldaten von den vor Ort stationierten Amerikanern in Gefangenschaft genommen. Allen deutschen Soldaten der Kompanie wurden die Waffen und mitgebrachten Ausrüstungsgegenstände abgenommen.
Alle deutschen Soldaten wurden in Tunesien von den Amerikanern als Kriegsgefangene erklärt. Bei der Gefangennahme wurden die Soldaten von amerikanischen Soldaten mit Gewehren bewacht und es wurde angedroht, bei Fluchtversuchen scharf auf die deutschen Gefangenen zu schießen.
Josef Elter erinnert sich, dass auch sein geliebtes Motorrad mit Beiwagen „Zündapp“ in Beschlag genommen wurde. Er musste sein Motorrad auf einen Abhang abstellen und das Fahrzeug wurde angestoßen. Es rollte den Abhang hinunter und war dann völlig zerstört.
Von hier aus wurden alle deutschen Kriegsgefangenen erneut auf ein Kriegsschiff der Amerikaner verfrachtet und mussten wieder Unterdeck unter unwürdigen Bedingungen kampieren.
Die Kriegsgefangenen mussten erneut eine Odyssee über sich ergehen lassen. Von Afrika ging es dann zurück nach Italien, Sizilien und dann erneut auf Übersee über den großen Ozean bis hin in das ferne Amerika.
Die zahlreichen deutschen Kriegsgefangenen mussten hier Unterdeck auf kalten Metallplatten dicht an dicht gedrängt nebeneinander auf dem kalten Schiffsboden, ohne schützende Unterlagen/Zudecken schlafen.
Nachts war es auf hoher See bitterkalt und am Tage wurde es in diesen wärmeren Regionen unerträglich heiß. Das Kriegsschiff mit den Gefangenen an Bord war wochenlang diesen extremen täglich wechselten Temperaturen ausgesetzt.
Die Überfahrt auf hoher See brachte eine Vielzahl gesundheitlicher Probleme für die Gefangenen mit sich. Die Versorgungs- und hygienischen Bedingungen waren für die Kriegsgefangenen schwer zu ertragen.
Josef Elter kann sich heute noch gut daran erinnern, als er vor den Toren Amerikas die große Freiheitsstatue von See aus in Augenschein nehmen konnte.
Die Gefangenen wurden nach ihrem Ankommen im Lager entlaust und bekamen Unterwäsche und Bekleidung. Es erfolgte in der Gefangenschaft auch eine längere vorsorgliche Quarantäne im Lager.
Im amerikanischen Bundesland Missouri wurden die deutschen Kriegsgefangenen in einem großen Holzbarackenlager, ausgestattet mit Feldbetten in einem Schlafsaal untergebracht.
Zusammen mit über 50 Kriegsgefangenen wurden die zahlreichen Nächte während der amerikanischen Gefangenschaft verbracht. Das Gefangenlager wurde von amerikanischen Soldaten mit Waffen bewacht und war sicherheitshalber im Außenbereich vollständig umzäunt.
In der Gefangenschaft wurde Josef Elter in der Lager-Wäscherei eingesetzt und bediente die Bügelmaschine. Es erfolgte während seiner Gefangenschaft auch der Arbeitseinsatz in Amerika in der Land-und Forstwirtschaft.
Hier im Feld und Wald musste Josef hart arbeiten und bekam zu seinen Arbeitseinsätzen im Außenbereich des Lagers, Verpflegungsbeutel mit auf den Weg.
In Erinnerung ist dem Kriegsgefangenen Josef Elter geblieben, dass die „Weißen“ Amerikaner die deutschen Kriegsgefangenen nicht immer freundlich behandelten. Demgegenüber wurden die deutschen Gefangenen von „Schwarzen“ Amerikanern freundlicher, ja sogar emphatischer behandelt.
Zu dieser Zeit war der Rassismus in Amerika sehr ausgeprägt, diese negativen Verhaltensweisen bekamen die Kriegsgefangenen natürlich auch mit.
Die Gefangenen bekamen für ihre tägliche Arbeit in der Gefangenschaft umgerechnet ca. 80 Pfennig, also 10 Pfennig die Stunde. Hiervon konnten sie sich Artikel des persönlichen Bedarfs im Lager kaufen.
Erwähnenswert ist hierbei, dass Josef sich kurz vor dem Ende der Gefangenschaft in Amerika zwei goldfarbene Eheringe kaufte. Einen davon trägt er heute noch als Erinnerung an seiner rechten Hand.
Nach vier Jahren Gefangenschaft in Amerika hoffte Josef nun auf seine Rückkehr in die geliebte Rhöner Heimat Bermbach. Aber diese Hoffnung sollte sich für ihn, den Kriegsgefangenen, nicht erfüllen.
Die weitere Gefangenschaft führte ihn erneut auf Übersee - unter anderem nach Holland, Antwerpen bis hin nach England. Seine Odyssee als Kriegsgefangener hatte bis dahin immer noch kein Ende.
In England musste er nochmals lange anderthalb Jahre in englischer Kriegsgefangenschaft verbringen. Briefe in die Heimat waren in der Gefangenschaft in Amerika und auch in England oftmals wochenlang unterwegs. Briefsendungen kamen mitunter nicht bzw. erst verspätet an.
Dies betrafen Postsendungen von Josef nach Hause oder auch Briefe von seinen Eltern aus der Rhöner Heimat, Bermbach.
Nach über fünf Jahren Gefangenschaft reiste er als Entlassener gemeinsam mit andern Kriegsgefangene von England nach Deutschland.
Nun war Josef inzwischen 25 Jahre und es war das Jahr 1948. In Hermsdorf angekommen, musste er erneut in Quarantäne und konnte dann endlich mit der Deutschen Reichsbahn zurück in seine geliebte Rhöner-Heimat fahren.
Nach mehreren Bahn-Umstiegen in Deutschland kam er in Vacha abends um 23.30 Uhr an. Diesen Termin hat der entlassene Kriegsgefangene Josef Elter noch gut in seiner Erinnerung.
Er ist dann von Vacha bis nach Bermbach zu Fuß nach Hause gelaufen. Hier in der Heimat wurde er von seinem Vater Ludwig und Mutter Emma und Verwandten freudig begrüßt und in die Arme genommen.
Josef Elter hat dann 1952 seine Ehefrau Gisela geheiratet. In der Ehe wurden die Söhne Georg und Klemens und die Tochter Christa geboren. Seine Ehefrau Gisela ist bereits 2011 verstorben. Josef Elter hat 7 Enkel und 6 Urenkel.
Nach dem Krieg hat Josef Elter in der Ziegelei Wenigentaft als Ziegelbrenner und zuletzt im Kalibetrieb Unterbreizbach Übertage als Postenmann gearbeitet. Seit 83 Jahren ist er Mitglied der Gewerkschaft. Ebenso ist er Mitglied der CDU in Bermbach.
Über sein ereignisreiches Leben hat er seine Memoiren in einem Tagebuch aufgeschrieben. Seine persönlichen Erinnerungen, sowie historischen Ereignisse hat er für sich und insbesondere für seine Familienangehörigen und Enkel und Urenkel verfasst.
Josef Elter liest täglich mit seinen 99 Jahren die Tagespresse und löst auch zusätzlich noch Kreuzworträtzel.
Er verurteilt grundsätzlich Kriege jeglicher Art und weiß, dass immer die einfachen Leute und das Volk die Geschädigten sind. Josef Elter hat in der Kriegszeit, persönliche Erfahrungen von Tod, Verwundung, Flucht und Vertreibung bis hin zum Verlust von Heimat und Freiheit erfahren.
Josef Elter hat die Hoffnung in seinem Leben nie aufgegeben und hatte immer großes Gottvertrauen. Dieses Vertrauen hat ihn durch die Zeit seiner langen Gefangenschaft gebracht.
Zu seinem 99. Geburtstag hat der Jubilar zahlreiche Grüße und Glückwünsche erhalten. Peter Fuge von der Kali-Gewerkschaft Ortsgruppe Geisa IGBCE überbrachte ein Dankeschön für die 83-jährige Mitgliedschaft in der Gewerkschaft.
Die ehemalige Buttlarer Bürgermeisterin Rosa Maria Kind gratulierte im Namen des CDU-Ortsverbands ebenso recht herzlich.
Josef Elter bedankt sich bei seiner Familie und Enkel sowie Urenkel für alle eingegangenen Glückwünsche. Ein besonderer Dank gebührt seiner Familie zu Hause, Sohn Klemens und Schwiegertochter Rita. Hier wird er nach seinen Worten hervorragend betreut und versorgt.