War Luther ein guter Hirte? – Open-Air-Gottesdienst am Lutherdenkmal

Gastbeitrag von Julia Otto

Unter dem Motto „Der Herr ist mein guter Hirte“ haben die Kirchgemeinden Bad Liebenstein, Steinbach, Schweina und Möhra des Kirchenkreises Bad Salzungen-Dermbach mit einem ökumenischen Freiluftgottesdienst den Tag der Arbeit gefeiert – der auch als Hirtensonntag bezeichnet wird.

Startpunkt war eine geführte Lutherwanderung, die in der Lutherkirche in Möhra mit einem Wandersegen von Pfarrer Rudolf Mader ihren Anfang nahm.

Pfarrer Rudolf Mader aus Möhra

Nach einem Zwischenstopp mit Verköstigung im Altensteiner Park endete die Wanderung an Luthers Entführungsstelle im Glasbachgrund.

Bei herrlichem Sonnenschein reichten die bereitgestellten Sitzgelegenheiten neben dem bekannten Lutherdenkmal kaum aus. Manche konnten noch hier oder dort einen Sitzplatz ergattern, während andere dem Gottesdienst auf Picknickdecken oder stehend beiwohnten.

Gottesdienstbesucher

Darunter auch geflüchtete Ukrainer:innen, die in den Kirchgemeinden eine Unterkunft gefunden haben. In einem Container, der als Lutherbox umgestaltet wurde, konnten Besucher sich auf die Spuren Luthers begeben, um mehr über den Reformator zu erfahren.

Auf abwechslungsreiche Art brachten Pfarrer:in Peter Nietzer (Bad Liebenstein), Rudolf Mader (Möhra), Wibke Endter (Steinbach) und Norbert Endter (Schweina) den Gottesdienstteilnehmer:innen die biblische Geschichte von Johannes 21 näher.

In seiner Predigt stellte Pfarrer Peter Nietzer einen Zusammenhang zwischen Luther, der 1521 selbst auf der Flucht war und dessen Bedeutung zu den Gedanken und der Gefühlswelt rund um den Ukrainekrieg her.

Pfarrer Peter Nietzer aus Bad Liebenstein

Ob Martin Luther auf all seinen Wegen gute Hirten an seiner Seite hatte? „Auf den ersten Blick an jeder Station auf seinem Weg“, so Peter Nietzer.

Denn er hatte es, obwohl er schutzlos ausgeliefert war, dank vieler Weggefährten bis in den Glasbachgrund geschafft, wo heute das bekannteste Lutherdenkmal im Wartburgkreis an ihn und seine vorgetäuschte Entführung auf die Wartburg erinnert.

Dank der Obhut des Burghauptmannes übersetzte Luther das Neue Testament ins Deutsche und veränderte somit die Welt. Dieses Ereignis jährt sich im September diesen Jahres zum 500. Mal.

Der Pfarrer zeichnete ein Bild von Martin Luther als den „guten Hirten“, der mit einem Tintenfass den Teufel vertrieben hat, aber auch beispielsweise mit „seinen antisemitischen Ausfällen“ zum Teufel für andere werden konnte.

Am Ende sei Martin Luther ein Mensch „wie du ich“ gewesen. Damit spannte Peter Nietzer den Bogen in die heutige Zeit. „Auch wir öffnen unsere Herzen und Türen für andere“, so der Pfarrer.

Lutherdenkmal

Dabei stellte er aber auch die Frage „wie lange wir noch durchhalten“ und „ob wir das unterschiedslos für alle geflüchteten Menschen unterschiedlicher Nationalitäten machen würden?“

Mit Liedern wie „Wir wollen alle fröhlich sein“ und „Wie lieblich ist der Maien“ sorgten 11 Bläserinnen und Bläser aus dem Posaunenchor Schweina rund um das Lutherdenkmal für eine festliche Stimmung.

Posaunenchor Schweina

Die Technik stellte Uwe Barsties aus Schweina zur Verfügung. Im Anschluss konnten sich die Gottesdienstbesucher dank vieler fleißiger Helfer Kaffee und selbst gebackenen Kuchen munden lassen und die Atmosphäre genießen.

Pfarrerin Wibke Endter bedankte sich insbesondere bei dem Gemeindekirchenrat aus Steinbach, die mit viel Aufwand diesen besonderen Open-Air-Gottesdienst jedes Jahr vorbereiten und somit sicherstellen.

Pfarrerin Wibke Endter aus Steinbach

Die Kollekte des Gottesdienstes in Höhe von rund 250 Euro ist bestimmt für die Flüchtlinge aus der Ukraine im „Altensteiner Oberland“.

Pfarrer Norbert Endter aus Schweina