Berufung seit 25 Jahren – Pfarrer Helmut Tonndorf in Schwallungen verabschiedet

Gastbeitrag von Julia Otto

Der Abschiedsgottesdienst fühlte sich fast an wie Weihnachten: die Kirche war voll. Von nah und fern waren viele gekommen um dabei zu sein, wenn Pfarrer Helmut Tonndorf nach genau einem Vierteljahrhundert als Pfarrer im Kirchspiel mit den Orten Schwallungen, Niederschmalkalden, Möckers und Zillbach in den Ruhestand verabschiedet wird.

„Es ist ja fast so voll wie an anderen Sonntagen“, scherzte Tonndorf. Auch die Partnergemeinde der Heilandskirche aus Stuttgart war angereist, um den Pfarrer persönlich zu verabschieden.

Der Kirchenchor aus Barchfeld, der bereits zu Tonndorfs Einführung vor 25 Jahren gesungen hatte, wirkten musikalisch unter Leitung von Hartmut Meinhardt im Festgottesdienst mit.

Zu Beginn des Gottesdienstes wurde Aaron Barth aus Schwallungen getauft. Ein Symbol für Pfarrer Tonndorf: „Mit der Taufe zeigen wir, in dieser Gemeinde geht es weiter.“ Und er ergänzte: „Auch wenn die Pfarrer kommen und gehen“.

Im feierlichen Gottesdienst wirkten einige Brüder des Augustinuskonvents mit, in den Helmut Tonndorf auch künftig seine liturgische Leidenschaft als Prior einbringen möchte.

Ein letztes Mal teilte er als noch Gemeindepfarrer das Heilige Abendmahl aus, welches fester Bestandteil in jedem seiner Gottesdienste war.

In nachdenklichen Worten formulierte der angehende Pensionär in Anlehnung an die Apostelgeschichte sein theologisches Vermächtnis: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“.

Die Krise dieser Zeit – so unterschiedlich sie auch verstanden wird – sei gleichzeitig eine Möglichkeit umzukehren. „Es gibt einen Weg, in die Liebe Gottes hineinzuwachsen“, so Helmut Tonndorf.

Diesen Samen habe er in den vergangenen Jahrzehnten ausgestreut. Nun müsse er weiter aufgehen. Zugleich zeigte sich der Pfarrer zuversichtlich: Er wird auch weiter aufgehen.

„Wenn die Menschen am Wort Gottes und an den Sakramenten festhalten, so wird Gott nicht seine Hand von diesen Gemeinden abziehen“, versichert der Pfarrer. Im Anschluss dankte er seiner Frau Susanne, die ihn all die Jahre gestärkt hat.

Am Ende des Gottesdienstes wurde Helmut Tonndorf von Superintendent Christoph Ernst und seinem 1. Stellvertreter Alfred Spekker von seinem Dienst als Gemeindepfarrer entpflichtet.

„Als Oberpfarrer hast du im Kirchenkreis Konvente geleitet. Ich habe dich kennengelernt als einen Menschen mit theologischem Profil, mit dem man auch inhaltlich streiten kann“, blickte Alfred Spekker zurück und dankte Helmut Tonndorf für den gemeinsamen Dienst im Kirchenkreis.

Gemeinsam mit Superintendent Christoph Ernst segnete er Tonndorf für seinen neuen Lebensabschnitt.

Nach der Entpflichtung ergriff zunächst Michael-Benedikt Prinz von Sachsen-Weimar-Eisenach das Wort und dankte mit einem beeindruckenden Grußwort dem scheidenden Pfarrer für sein engagiertes und treues Wirken während seiner Amtszeit.

„Ihr Beruf war Berufung in mehrfacher Hinsicht“, so Michael-Benedikt Prinz von Sachsen-Weimar-Eisenach. „Aus dieser können Sie sich nicht selbst entpflichten.“

Gleichzeitig sprach er seinen Respekt aus: „Sie haben stets erfolgreich Trennendes zusammengeführt und das Zusammengehörige betont.“ Auch wenn dies manchmal „wehgetan hat“.

Mit seinen „zukunftsweisenden Werten“ unter anderem auch in der Deutsch-Israelischen Versöhnungsarbeit habe Tonndorf „vielen Menschen Hoffnung gegeben“.

„Das kann es nicht gewesen sein“, so der Prinz von Sachsen-Weimar-Eisenach. Denn Tonndorf habe nicht nur einen „Schlusspunkt gesetzt, sondern gleichzeitig neue Perspektiven eröffnet“.

Er freue sich noch auf viele Begegnungen und „theologische Diskussionsrunden“ mit ihm. Er dankte den Pfarrer aber auch ganz persönlich: „Sie haben meine Tochter auf der Wartburg konfirmiert und meine Mutter auf ihrem letzten Gang begleitet. Das bleibt unvergessen“, ergänzt Michael-Benedikt Prinz von Sachsen-Weimar-Eisenach.

Ein zweites Grußwort kam von Bürgermeister Jan Heineck (CDU) aus Schwallungen, der die vielfältigen gemeinsamen Aufgaben von Stadt und Kirche unterstrich und sich für die stets gute Zusammenarbeit bedankte: „Sie haben es in den letzten 25 Jahren geschafft, in einem nicht immer leichten Umfeld eine feste Gemeinde zu formen.“

Zur Erinnerung überreichte der Bürgermeister einen Felsen-Birnenbaum.

Wie stark der Pfarrer mit seiner Gemeinde verbunden war, zeigten weitere Grußworte und auch Geschenke, die von Gemeindepädagogin Ellen Neues, den Christenlehrekindern, der ehemaligen Chorleiterin, Sabine Pfannstiel und des Gemeindekirchenrates, Catrin Abe-Ezell aus Schwallungen, überreicht wurden.

„Heute geht eine Ära in unseren Kirchgemeinden zu Ende. Aus vier Gemeinden hast du ein funktionierendes Kirchspiel gemacht“, so Catrin Abe-Ezell.

Ihr Dank galt aber auch Ehefrau Susanne Tonndorf, die sich stets mit kreativen Ideen in die Gemeindearbeit eingebracht habe. Zum Abschied gab es auch für sie einen bunten Blumenstrauß: „Danke, dass du Helmut immer den Rücken freigehalten hast, damit er für uns da sein konnte!“

An die Grußworte und die persönliche Verabschiedung an der Kirchentür schloss sich ein festlicher Empfang im Bürgerhaus in Schwallungen an, vorbereitet von vielen fleißigen Helfer*innen.

So ging an diesem Tag nicht nur eine Ära zu Ende, sondern es wurde dank der aus nah und fern angereisten Gäste auch ein Tag des fröhlichen Wiedersehens.

Helmut Tonndorf bleibt auch nach dem Abschied aus aktiven Pfarrdienst seiner Heimat treu und will sich u.a. für das kulturelle Programm im Kirchenkeller in Zillbach weiter engagieren.

In dem kleinen Ort haben seine Frau Susanne und er vor einigen Jahren ein Haus gekauft und saniert.

Die Pfarrstelle ist bereits zur Wiederbesetzung ausgeschrieben, auch wenn es angesichts der Personalsituation in der Landeskirche nicht leicht sein wird, schnell einen Nachfolger zu finden. Bis dahin hat Pfarrerin Stephanie Reinhardt aus Roßdorf die Vakanzvertretung übernommen.