Gastbeitrag von Richard Veltum
In einer Dokumentation über die Gedenkstätte Point Alpha zeigte Filmemacher Dirk Schneider Schicksale aus der Zeit des kalten Krieges. Die anschließende Diskussion zur Premiere offenbart, wie wichtig das Thema Erinnerung ist – und wie streitbar es sein kann.
Ein MDR-Film dokumentiert jetzt die Geschichte des ehemaligen US-Stützpunktes an der innerdeutschen Grenze. Bis 1989 war Point Alpha Deutschlands „Hotspot“ im Kalten Krieg.
Stiftungsvorstand Berthold Jost begrüßte zunächst die zahlreichen Gäste zur Filmpremiere auf Pont Alpha. Er begrüßte die Ehrengäste und Diskussionsteilnehmer zu einem Podiumsgespräch, den Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke), Bundesbeauftragten für Stasiunterlagen, Roland Jahn, Bundesregierung-Ostbeauftragten MdB Christian Hirte (CDU), Point Alpha Berthold Dücker, Gymnasium Vacha Beate Dittmar und den Moderator der Veranstaltung Stefan Nölke.
Der aus der MDR-Reihe „Der Osten – entdecke, wo du lebst“ fragt: Welche Geschichte verbirgt sich hinter Point Alpha? Was erzählt dieser Ort vor allem jungen Menschen in Ost und West heute?
Dargestellt wird auch die Geschichte von Berthold Dücker, der im jugendlichen Alter von 16 Jahren 1964 in den Westen über die Grenze unter Lebensgefahr (Minen) geflüchtet ist.
Auch die Schicksale der weiteren Protagonisten sind berührend, darunter Marie-Luise Tröbs geb. Wagner, sie wurde zur damaligen DDR-Zeit aus ihrer Heimatstadt Geisa mit ihrer Familie zwangsausgesiedelt und vertrieben. Man hat uns behandelt, wie Verbrecher, so die Zeitzeugin Marie-Luise.
Eine weitere Zeitzeugin berichtete über die Vertreibung und Zerstörung ihres elterlichen Bauernhofs an der Grenze (500-Meter Schutzstreifen) und die Unterbringung in der Nachbargemeinde Spahl in einem älteren Gehöft. Unter Tränen berichtete die Oma ihre demütigenden Erlebnisse ihren Enkeln gegenüber vor der Kamera. Der alte Bauernhof wurde vollständig abgerissen und dem Erdboden gleich gemacht
Ein Grenzsoldat aus dem Erzgebirge, dieser war in der Rhön stationiert beging schließlich 19-jährig Selbstmord. Offenbar hatte er das Dasein als Teil des Grenzregimes und den Tod eines DDR-Flüchtlings an der Grenze, den er mitansehen musste, nicht mehr länger ertragen können.
In der anschließenden Diskussion wurden eine Vielzahl von Themen und Problemen angesprochen, wobei sich die Besucher rege beteiligten.
Der knapp 45 Minuten lange Dokumentarfilm über Point Alpha mit einem gekonnten Brückenschlag von der bedrückenden Vergangenheit hin zur Gegenwart. Er zeigt, wie wichtig es ist, sich mit der Geschichte bewusst auseinander zu setzen, so der Filmemacher Dirk Schneider. Point Alpha ist als Mahn- und Gedenkstätte hierfür der historische Erinnerungsort.