Gastbeitrag von Katrin Knüpfer
Im Zuge der Gradierwerk-Sanierung wird im Oktober mit der Ausbau des ersten Verneblungsbrunnens geplant.
Hierfür wird eigens die Fachwerk-Rückwand des Inhalationsraumes geöffnet. Der Brunnen wird zerlegt und über ein Podest nach außen befördert.
Nach der Trocknung beginnt die Restaurierung.
Brunnenbausatz ist Unikat
Mittlerweile sorgt der Brunnen über hundert Jahre für wohltuenden Salz-Nebel in der Brunnen-Inhalation der Westwand. Doch im Laufe der Zeit hat die starke Sole-Einwirkung seiner Substanz sehr geschadet.
Der Sockel brach mehrfach. Sole-Leitungen und die Keramik litten.
Als er damals gefertigt wurde, hatte man den Brunnenbausatz genau an die Gegebenheiten vor Ort und an seine besondere Nutzungsart angepasst. Anders war es mit den Gestaltungselementen.
Dem Auge Schönes zu bieten, war damals Trend.
Es sollte zur ganzheitlichen Gesundung beitragen. Deshalb gab es wahrscheinlich deutschlandweit mehrere optische Zwillinge. Bekannt ist ein Brunnen in Berlin.
Die Nutzung als Sole-Verneblungsbrunnen ist jedoch einmalig.
Wie wird vorgegangen?
Die Öffnung des Fachwerkes der Gradierwerk-Rückwand übernimmt eine einheimische Zimmerei. Wenn der Brunnen von seiner Verkrustung befreit ist, wird er in seine einzelnen Keramik-Teile zerlegt.
Über ein Podest, ähnlich einer Rampe, werden die Brunnenteile dann nach außen befördert und zur Trocknung eingelagert.
„Innere Werte“
Um die Funktionsweise in Gänze nachzuvollziehen, muss ins Innere des Brunnens geschaut werden. Da der Brunnen fast 120 Jahre alt ist, gibt es von ihm keine Baupläne mehr.
Erst nach seiner Öffnung wird zudem sichtbar, welche Schäden an den Sole-Leitungen vorhanden sind. Die einzelnen Brunnenteile werden vorerst zur Trocknung eingelagert.
Danach ist erst erkennbar, was von dem alten Brunnen noch verwertbar ist. Ziel ist es, möglichst viel der historischen Substanz zu erhalten.
Noch zirka fünf Wochen kann man den alten Brunnen beim Rundgang im Gradierwerk bewundern. Die umfangreiche Sanierung des gesamten Gradierwerksensembles startet voraussichtlich im Oktober 2020 und wird vermutlich 1,5 Jahr dauern.