Information der Stadt Geisa
Zahlreiche Radfahrer machten am vergangenen Wochenende Zwischenstopp im Hof der Familie Wassermann im Geisaer Ortsteil Reinhards.
Im Rahmen der „EuropaRad“-Tage fand für drei Tage die Radtour 2+4+Europa mit Startpunkt und Endpunkt in diesem Jahr in Fulda statt. Hintergrund der Veranstaltung ist es, gemeinsam mit dem Rad europäische Länder zu bereisen und einen europaweiten Austausch zu pflegen.
Die europäische Partnerschaftstour stand diesmal ganz unter dem Zeichen der 30-jährigen Wiedervereinigung. Da bot es sich an, in Reinhards, dem westlichsten Ort der ehemaligen DDR einen Zwischenstopp einzulegen, um sich dort über das einstige Leben an der innerdeutschen Grenze direkt in der 500-Meter Sperrzone zu informieren.
Dazu machten sich die etwa 40 Radfahrer unter der Führung von Bernd Schäfer morgens von Hilders auf und kamen am Vormittag im Hof der Familie Wassermann in Reinhards an. Dort nutzen sie ausgiebig die Zeit zur Rast und zur Besichtigung des alten Rhöner Fachwerkhofes, der heute neben der Landwirtschaft auch Ferienwohnungen für Gäste bietet.
Begrüßt wurden sie von Geisas Bürgermeisterin Manuela Henkel und Hofbesitzer Edmund Wassermann.
„Die Reinhardser und die Menschen des Geisaer Landes haben an und mit dieser Grenze gelebt und sie hat uns geprägt“, so Manuela Henkel.
Die Wiedervereinigung habe Freiheit und Demokratie und Wohlstand gebracht, die mittlerweile nicht mehr als selbstverständlich anzusehen sind.
„Es ist gut, wenn sich Menschen wie sie auf den Weg machen, um sich europaweit auszutauschen und damit den europäischen Gedanken an der Basis leben“, so die Bürgermeisterin.
Hofbesitzer Edmund Wassermann berichtete als Zeitzeuge von der Entwicklung seines Ortes in den letzten Jahrzehnten.
„Früher hatten wir bis zu 30 Kinder in Reinhards“, kann er sich noch erinnern. 1952 wurde mit dem Bau der Grenze begonnen und Reinhards befand sich durch seine grenznahe Lage nun in der 500-Meter-Sperrzone. „Hier kam niemand von draußen ohne spezielle Genehmigung rein“, so Edmund Wassermann.
Die Schleifung von Höfen, Grenzflüchtlinge, Repressalien und Bespitzelungen standen auf der Tagesordnung. Eine Bauerlaubnis gab es für den Ort auch nicht und so zogen viele junge Leute weg. Mittlerweile hat Reinhards nur noch 30 Einwohner, Kinder gibt es kaum noch.
„Man wollte unser Dorf von der Landkarte ausradieren“, ist sich Edmund Wassermann sicher. Wie froh war man in Reinhards, als dann endlich die Wende kam. „Mein Vater sagte schon die ganze Zeit, da ist was im Busch“, weiß der heute 63-Jährige noch.
Heute, 30 Jahre nach der Wiedervereinigung, kommen zahlreiche Gäste aus Deutschland und darüber hinaus auf seinen Hof, um Urlaub zu machen, Ruhe und Natur zu genießen.
Als Mitglied des Europäischen Parlaments betonte Michael Gahler (CDU) die Wichtigkeit solcher Aktionen wie der „EuropaRad“-Tage.
„Menschen, die der Radsport verbindet, treffen sich, kommen in Austausch und lernen die unterschiedlichen Kulturen kennen und lernen voneinander“, sagte der Politiker. „Das ist gelebtes Europa.“
Wie gelebte länderübergreifende Freundschaft auch aussehen kann berichtete Regina Goldbach. Sie ist Vorsitzende des Freundeskreises Italien aus Hofbieber. Dort pflegt man seit Jahren eine intensive Gemeindepartnerschaft zwischen Hofbieber und Unione Montana Acquacheta.
„Unser Ziel ist es dazu beizutragen, das Verständnis der Menschen verschiedener Nationen füreinander zu stärken“, so Regina Goldbach. Dazu werden regelmäßige Begegnungen und Projekte organisiert.
„Durch Aufenthalte in der Partnerregion wird es möglich, die Lebensart des jeweiligen Landes zu erkunden und freundschaftliche Kontakte zu knüpfen“, ist sich die Vorsitzende sicher.
Auch die „EuropaRad“-Tage tragen ihrer Meinung nach zu einem besseren Verständnis unter den europäischen Ländern bei. Nach gemeinsamen Gesprächen und einer Erfrischung wurden dann wieder die „Packesel“ startklar gemacht und es ging weiter in Richtung Tann, wo man die Gelegenheit zum weiteren Austausch bei einem gemeinsamen Mittagessen nutzte.