Gastbeitrag von Andrea Dominik
Tiefenort ist Bad Salzungens größter Ortsteil mit den meisten Einwohnern.
Während andere Ortsteile mit dem Programm zur Dorfentwicklung und –erneuerung aufgewertet werden können, wird Tiefenort aufgrund seiner Größe in das Stadtentwicklungskonzept von Bad Salzungen aufgenommen.
Dafür hat die Stadtverwaltung die Erfurter Stadtplanerin Ines Klinke mit der Aufgabe betreut, das ISEK für den Ortsteil herauszuarbeiten. Es wurde am 30. August interessierten Anwohnern in der Krayenberghalle vorgestellt.
„Schon seit Anfang der 90er Jahre arbeitet die Stadt Bad Salzungen mit einem Stadtentwicklungskonzept“, erläuterte Bürgermeister Klaus Bohl zu Beginn der Bürgerversammlung.
„Es hat uns äußerst geholfen, vorwärts zu kommen. Ansonsten wären wir heute nicht mehr Kurstadt. Wir haben bereits viel geleistet und möchten auch für Tiefenort noch ganz viel leisten.“
Als Grundlage des Konzeptes wurde im vergangenen Jahr eine Bürgerumfrage durchgeführt. Darin konnten die Anwohner ihren Ortsteil nach verschiedenen Kriterien bewerten. Als Ergebnis zeigte der Stadtplanerin die Stärken und Schwächen des Ortes auf.
Positiv wurde bewertet, dass es wenig Leerstände und Baulücken gibt. Alles, was die Anwohner zum Leben benötigen, ist im Ortskern vorhanden, wie Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte, Kita und Schulen. Es gibt noch viele historische Hofanlagen mitten im Ort.
Zudem verfügt Tiefenort über eine große Vereinsvielfalt, welche es so in vielen anderen Orten nicht mehr gibt. Die Arbeitslosenquote ist gering, jedoch pendeln zahlreiche Anwohner in andere Orte zur Arbeit.
Negative Aspekte sind die teils sehr sanierungsbedürftigen Leerstände im Zentrum, darunter zahlreiche kommunalen Gebäude.
Der prognostizierte Bevölkerungsrückgang wird vom Thüringer Landesamt für Statistik auf 17 Prozent geschätzt. Das heißt, die Anwohnerzahl sinkt. Und obwohl alles gut fußläufig in Tiefenort erreichbar ist, wird häufig das Auto genutzt.
Ines Klinke merkte auch an, dass der historische Marktplatz aufgrund seiner Ausstattung nicht als Markt wahrgenommen und genutzt wird.
Maßnahmenplan für die nächsten 15 Jahre
Die Mängel und Schwächen von Tiefenort konzentrieren sich auf den Ortskern. Er ist deshalb der Schwerpunkt des Maßnahmenplans, welchen die Stadtplanerin erarbeitet und vorgestellt hat.
In Tiefenort soll ein soziales Zentrum entstehen mit einem begrünten Festplatz und Parkmöglichkeiten. Verschiedene Wege werden saniert und barrierefrei angelegt. Der Ehrenhain soll sich in eine Parkanlage mit Spielplatz wandeln.
Die alte und marode Turnhalle in der Drakestraße muss abgerissen werden. Hier ist ein Gefahrenschutzzentrum für Rettungsdienste angedacht, für das noch ein Träger gesucht wird.
Für die ehemalige „Rote Schule“ soll ebenfalls ein Träger gesucht werden. Geplant ist, das Gebäude zu einer Serviceeinrichtung für Senioren zu entwickeln.
Das alte Rathaus ist als sogenanntes Gegenwartshaus geplant, ein Treffpunkt für die Vereine. Denn die reichhaltige Vereinskultur soll erhalten und unterstützt werden.
Die leerstehenden Häuser im Erdfallgebiet werden abgerissen. Das Erdfallgebiet beschäftigt die Stadtverwaltung bereits seit einigen Jahren. 2020 wurde ein Abrisskonzept erarbeitet. Die geplanten Kosten von über 1 Million Euro wären nicht finanzierbar. Deshalb wird ein neues Konzept erarbeitet.
Der Maßnahmenplan erstreckt sich über 15 Jahre. In diesem Zeitraum können auch die Tiefenorter für ihre privaten Sanierungsvorhaben Förderung beantragen.
Von den Besuchern der Veranstaltung wurden Bedenken geäußert, weil die Stadt Bad Salzungen bei Gebäude- und Grundstücksverkäufen ein Vorkaufsrecht nutzen kann. Nach Angaben des Bürgermeisters ist dies jedoch nur eine Steuerungsmöglichkeit und wird äußerst selten in Anspruch genommen.
Es gab durchweg positive Rückmeldungen von den Anwesenden über die Pläne für ihren Heimatort. Jetzt geht es daran, die Maßnahmen detailliert zu planen.
„Wir tragen nicht nur sehr schöne Ideen und Träume vor, wir möchten sie auch umsetzen“, erklärte der Bürgermeister.
Am 05. Oktober soll das Konzept im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt werden, am 20. Oktober im Stadtrat. Danach können die Anträge auf Fördermittel bei der Städtebauförderung starten.
Wenn alles planmäßig verläuft, wird im Dezember dieses Jahres die Satzung über das Maßnahmengebiet in Tiefenort beschlossen.