Handgemacht Markt in Tann – Klein, fein & voller Überraschungen 3.8.22

Gastbeitrag von Sandra Limpert

Wäre er nicht aus Metall gegossen, würde der General mitwippen zu den Oldie-Klängen aus sechs Jahrzehnten. Jeden ersten Mittwoch im Monat sorgt Alleinunterhalter Otto Adelmann während der Feierabendmärkte der Stadt Tann mit seiner Live-Musik für Stimmung unter den einheimischen und auswärtigen Besuchern auf dem Marktplatz rund um das Denkmal von Ludwig von der Tann.

Die Besucher kommen nicht nur wegen des wechselnden gastronomischen Angebots und der handgefertigten Unikate, sondern auch, um in das Wohlfühl-Ambiente von „Handgemacht in Tann“ einzutauchen.

Das Städtchen rückt zusammen – zum einen die Gäste an den Tischen, um sich besser unterhalten zu können, und zum anderen die Gastronomen und anderen Gewerbetreibenden, die sonst über Tann und seine zehn Stadtteile verstreut sind.

Sogar das Eiscafé Lucia, obwohl nur zwei Minuten vom Ort des Geschehens entfernt, bewirtschaftet einen Stand auf dem Marktplatz, sodass sich Leckermäuler den Weg durch das Stadttor sparen können.

Kerstin Burkard ist mit ihrem Enkel aus Uttrichshausen angereist und füttert den Kleinen mit Eiscreme. Ruckzuck entdeckt dieser den historischen Stadtbrunnen zum Plantschen.

Das Paar mit den Fahrrädern ist am Morgen in Hofbieber zu einer größeren Tour aufgebrochen und möchte sich nun auf dem Markt für die weitere Heimfahrt stärken. Der Mann hält Ausschau nach Bratwurst. Die ist am Stand der Metzgerei Zobel erhältlich, und zwar mit Pfiff als Wildbratwurst im Laugendreieck.

Dass diese Kreation genauso lecker schmeckt wie sie aussieht, bestätigen nickend zwei Jungs, während sie genüsslich in den mächtigen „Bratwurst-Burger“ hineinbeißen.

Ein traditionelles Rhöner Gericht serviert die Gaststätte Schröder vom Theobaldshof. Ihre Nästerhödes mit Porreebröh kommen so gut an, dass noch vor Ende des Markts alle über hundert fleischgefüllten Kartoffelklöße verkauft sind.

Dank Gulaschsuppe braucht dennoch niemand auf Abendessen verzichten. Nur gut, dass für das Denkmal des Generals einst französische Geschütze und nicht die Schrödersche Gulaschkanone eingeschmolzen worden waren.

„So viele kreative Menschen in Tann!“, staunt eine Besucherin aus Wendershausen, die vor dem Stand mit Kerzen, Tassen und Karten Halt macht. Tatsächlich werden die zehn Holzhütten, deren Herstellung mit Mitteln des hessischen Wirtschaftsministeriums gefördert wurde, ausschließlich an Tanner Gewerbetreibende vergeben.

Der Tassenspruch „Ich habe gekocht. Es gibt Kaffee“ bringt zwar zum Schmunzeln, aber die Kundin entscheidet sich am Ende doch für eine Geburtstagskerze. Zur Auswahl stehen Kerzen für sämtliche Anlässe; und eine mit der Aufschrift „Die beste Zeit ist jetzt“ wirkt wie für diesen schönen Sommerabend gemacht.

Katrin Jakob kauft am Stand mit Drahtkunst eine große Blume mit farbigem Glitzerstein. „Ein Geschenk für meinen Bruder anlässlich seines Einzugs ins neue Haus“, freut sich die Güntherserin über den Erwerb.

„Das gibt es in keinem Supermarkt“, lobt eine andere Dame das „Handgemacht“-Sortiment. Schöne Geschenke finden sich ebenso bei „Melanies Blumen“ oder am Stand der Tanner Diakonie. Letztere teilt sich eine Bude mit dem Tanner Imkerverein.

Familie Kirchner-Willing kooperiert mit dem Fischzuchtbetrieb Dänner aus Wendershausen und verkauft neben ihrem Backhausbrot dessen geräucherte Forellenspezialitäten.

Da die Zahl der Holzbuden auf zehn begrenzt ist, wechseln Aussteller und Gastronomen von Monat zu Monat. „So wird immer wieder Neues geboten und jeder Interessierte aus Tann erhält die Möglichkeit sich zu präsentieren“, erläutert Sabine Grob, die bereits zum dritten Mal mit ihren Drahtobjekten auf dem Markt vertreten ist und hier neben netten Gesprächen vor allem die „tolle Live-Musik“ schätzt.

Als Plattform für Tanner Betriebe dient zudem ab 18.00 Uhr eine kleine Bühne. Im Juni zeigte Markus Mihm verschiedene Bratwurst-Rezepturen, diesmal können sich Freiwillige kostenlos von Friseurin Marion Fuß und ihrem Team frisieren lassen.

Ein Dutzend Mädels aus drei Generationen wagt sich auf die Bühne und kommt mit professionell geflochtenen oder hochgesteckten Haaren wieder herab.

Auch zuvor schon haben die „Blickpunkt“-Chefin und ihre Mitarbeiterinnen alle Hände voll zu tun, denn zum einen hat der Salon samt Café und Boutique geöffnet und zum anderen bieten sie in einer der Buden Kaffee, Häppchen und selbstgebackenen Kuchen an.

Marion Fuß bleibt trotz „Markt-Triathlon“ entspannt und genießt die „Straßenfest-Atmosphäre“, wie sie formuliert.

„Ich bin begeistert“, sagt Gerda Swift. Die Amerikanerin stammt aus Wendershausen und befindet sich mit ihrem Mann Roger auf Verwandtenbesuch in ihrer alten Heimat. Nach dem Einkauf von Brot aus dem Holzbackofen der Familie Kirchner-Willing, Honig und Wurst haben sich die beiden mit Bekannten einen Platz mit Blick auf das Elf-Apostel-Haus gesichert.

Die Gäste mit der wahrscheinlich weitesten Anfahrt äußern sich erfreut, dass sie vor ihrem Rückflug noch einmal Gelegenheit zum Besuch des nächsten Feierabendmarktes haben werden. Dieser findet am Mittwoch, 3. August, ab 15 Uhr statt.

„Der Markt ist klein und fein. Wir kommen wieder“, nehmen sich Karl-Ludwig und Dorothea Kaessmann aus Dermbach vor, während sie auf einer Bank vor dem Denkmal Eis genießen.

Von den dann anwesenden Ausstellern lassen sie sich überraschen, aber ganz sicher wird General Ludwig wieder mit von der Partie sein.