Gastbeitrag von Nadja Moalem
In Melperts in der Gemeinde Ehrenberg steht der Hof von Winfried Schiffhauer. Der 53 Jahre alte Bio-Landwirt ist Weidewart der 63 Hektar großen Melpertser Hute, einem Schatzkästchen der Rhöner Artenvielfalt.
Mit Leidenschaft und großem Verantwortungsbewusstsein betreibt er einen Milchviehbetrieb mit 55 Tieren, in dem er jede Kuh beim Namen kennt.
Seine Erfahrung und seine Einstellung zum behutsamen Wirtschaften machen ihn zu einem wichtigen Partner für das LIFE-Projekt „Rhöner Bergwiesen“.
Als Winfried Schiffhauer 1994 den Hof von seinen Eltern übernommen hat, war sein Weg keinesfalls vorgezeichnet. Der gelernte Schreiner hatte eine realistische Vorstellung von der Zukunft. Entweder er würde als Landwirt Erfolg haben und gut davon leben können oder er würde den Betrieb aufgeben und in seinen alten Beruf zurückkehren.
Dass er viele richtige Entscheidungen getroffen hat, zeigt sich daran, dass er nicht nur bis heute durchgehalten hat, sondern offenbar rundum zufrieden ist: Neben der Arbeit auf dem rentablen Hof bleibt immer noch genug Zeit für seine Familie und sein Hobby, das Posaune- und Trompete Spielen.
Unterstützung hat er schon seit einigen Jahren von seinem Sohn Martin, der Ökologische Agrarwissenschaften in Kassel studiert hat und gerade seinen Master macht. Der 23-Jährige kümmert sich um die Bürotätigkeiten des elterlichen Hofs, aber er packt auch begeistert im
Stall mit an und bringt jede Menge frische Ideen in den Betrieb ein.
So hat er zum Beispiel herausgefunden, dass Gülle durch die Beimischung von Mineralien und Mikroorganismen deutlich weniger stinkt als üblich.
Neben den Naturschutzmaßnahmen, die für einen Biobetrieb vorgeschrieben sind wie beispielsweise artgerechte Tierhaltung, das Wirtschaften im Kreislauf und der Verzicht auf synthetische Dünger und Pestizide, setzt sich Winfried Schiffhauer auch für die Förderung der Artenvielfalt auf den von ihm bewirtschafteten Bergwiesen und Weiden rund um Melperts ein.
So ist er nicht nur offizieller Kooperationsbetrieb „Rhöner Bergwiesen“, sondern auch wichtiger Ansprechpartner für das LIFE-Projekt, wenn es darum geht, Mahdzeitpunkte auf Bergmähwiesen zu verschieben oder Beweidungsprogramme im Sinne von Wiesenbrütern anzupassen.
Als Weidewart hat er einen engen Draht zu den anderen Bewirtschaftern der Melpertser Hute. „Das LIFE-Projekt war der Rettungsanker“, lobt Schiffhauer die Entbuschungsarbeiten, die 2020 mit LIFE-Mitteln umgesetzt wurden.
„Sie haben die Hute vor dem totalen Zuwachsen bewahrt und sie so erst wieder als Weide nutzbar gemacht.“ Dies wirke sich positiv auf
die Artenvielfalt aus.
„Auf den offeneren Weideflächen können sich gefährdete Orchideenarten wie Manns- und Fuchsknabenkraut wieder besser entfalten. Auch der Lebensraum für unsere Zielvogelarten Neuntöter, Baumpieper und Wiesenpieper ist dadurch größer geworden“, sagt LIFE-Projektmanager Elmar Herget.
„Wir vom LIFE-Projekt sind sehr froh, dass die Weidegemeinschaft Melperts um Weidewart Schiffhauer die aufwändige Bewirtschaftung der topographisch schwierigen Weidefläche und letztlich damit den Erhalt der ökologisch wertvollen Hute sicherstellt.“
Die Landschaft in gutem Zustand für nachfolgende Generationen zu erhalten, ist Winfried Schiffhauers Credo.
Mit der Lage im UNESCO-Biosphärenreservat und einer Witterung, die sich für Ackerbau nicht eigne, seien für die Landwirtinnen und Landwirte der Hohen Rhön eine nachhaltige Landwirtschaft und eine enge Zusammenarbeit mit dem Naturschutz die einzige Alternative, um Unsicherheiten wie Klimawandel und andere globale Krisen abzufedern.
Daher sei langfristig die Landschaftspflege auch als Einkommensquelle interessant.
„Man muss als Landwirt auch noch Zeit für sich selbst haben und mit dem zufrieden sein, was man hat. Ich muss nicht jeden Halm ernten und den maximalen Ertrag rausholen“, ist Schiffhauers Tipp an andere Landwirtinnen und Landwirte.
Für ihn ging die Rechnung auf: Der Betrieb steht heute auf soliden wirtschaftlichen Beinen. Eine gute Ausgangsbasis für Martin, der den Hof später einmal übernehmen wird.