Gastbeitrag von Julia Otto
Wenn zwischen Predigt, Glaubensbekenntnis und musikalischen Beiträgen Vögel zwitschern, Blätter rauschen und Sonnenstrahlen durch die Baumkrone der beeindruckenden Sommerlinde – im Kirchenschiff der Klosterruine – auf die Gemeinde fällt, dann war es wahrlich ein besonderer Gottesdienst.
Bei bestem Wetter kamen zahlreiche Besucher am vergangenen Sonntag zu einem Kirchenkreis-übergreifenden Open-Air-Gottesdienst in und um die – in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erbaute Mönchssiedlung – heute Klosterruine Mariengart Völkershausen.
„Wir sind völlig überwältigt und haben nicht mit dieser Resonanz gerechnet“, erzählt Kirchenälteste und Organisatorin Renate Enders aus Völkershausen.
Bevor jedoch die Gäste die Klosterruine betraten, wurden ihre Hände mit Desinfektionsmittel besprüht und die Teilnehmer in einer Liste erfasst sowie auf die Hygieneregeln vor Ort aufmerksam gemacht.
Die gastgebende Gemeinde Völkershausen hat in wenigen Wochen die historischen Kirchenbänke aus der St.-Annen-Kirche – die bei dem Gebirgsschlag 1989 in Völkershausen ihr Ende fand -, mit viel Aufwand für diesen Tag aufbereitet.
Mit dem Läuten der Glocke, die sich im Altarraum der Ruine befindet, wurde der Gottesdienst von Bernd Wiese aus Wölferbütt eingeleitet.
Mit dem Ruf seines Enkels in die Menge „Opa, du hast gut geläutet“, der viel Heiterkeit unter den Besuchern hervorrief, begann der Posaunenchor aus Völkershausen mit der Intrada von Wolfgang Brödel. Anschließend begrüßte Kirchenälteste Renate Enders die Besucher und berichtete von dem Dornröschenschlaf der Klosterruine, die seit den 80er-Jahren kaum noch genutzt wurde.
„Dies soll sich aber ändern. Zusammen mit Ortsteilbürgermeister Holger Göpfert aus Wölferbütt wollen wir diesen ursprünglichen keltischen Platz für die Zukunft erhalten und den Kirchgemeinden sowie der Öffentlichkeit bei Gottesdiensten und Konzerten zur Verfügung stellen“, erklärte Renate Enders.
Während ihrer Ansprache lud die ehemalige Lehrerin alle Interessierten zu einer spannenden Führung durch die Klosterruine nach dem Gottesdienst ein.
Mit den Worten „Das hätte ich nicht für möglich gehalten! Hätte mir im Februar jemand gesagt was in diesem Jahr passieren wird – ich hätte es nicht geglaubt. Ein winziges Virus legt die Welt lahm. […]. Von einem Tag auf dem anderen war alles anders. Ist alles anders. Und ich frage mich wie lange noch?“, begrüßte Pfarrerin Franziska Freiberg aus Dorndorf, die zusammen mit Klinikseelsorgerin Diana Engel aus Bad Salzungen im Gottesdienst eine Dialogpredigt hielt, die Besucher.
„Wer hätte gedacht, dass die Menschen, die doch meinten, das Leben und den Tod kontrollieren zu können, von einem kleinen Virus aus der Bahn gerissen werden?“, so Freiberg.
Ist es vielleicht an der Zeit umzukehren, Abstand zu gewinnen, an das Gute zu glauben und unseren Halt wieder neu im Evangelium zu finden.
„Und voller Liebe will ich bleiben für die Menschen, die auf der Suche sind. Für die, die einen anderen brauchen. Voller Liebe will ich glauben, dass das Unmögliche, das Gott verspricht, doch noch wahr werden kann. Nicht irgendwann, sondern hier und jetzt, durch dich und durch mich“, appelliert Franziska Freiberg an die Besucher.
Ein musikalisches Highlight war der Posaunenchor aus Völkershausen, der während und nach dem Gottesdienst unter Leitung von Klaus Enders den Abend mitgestaltete.
Nach dem Gottesdienst verweilten viele Besucher bei einer Führung durch die Klosterruine oder genossen bei erfrischenden Getränken und kleinen Gaumenfreuden den Sonnenuntergang in dieser beeindruckenden Atmosphäre.