Gastbeitrag von Anna-Lena Bieneck
Nichts prägt das Landschaftsbild im UNESCO-Biosphärenreservats Rhön so sehr wie das Grünland.
Die vielen Weiden und Bergwiesen geben der Landschaft den Eindruck der Offenheit und Weite. Extensiv genutztes Grünland in den Hoch- und Mittellagen ist besonders reich an Blütenpflanzen, Schmetterlingen und bodenbrütenden Vögeln. Auf Rhöner Wiesen und Weiden gedeihen Pflanzen, die man woanders kaum noch findet.
Im Rahmen des LIFE-Projekts „Hessische Rhön“ ist nun eine Bestimmungshilfe für diese Pflanzen entwickelt worden. Der Fächer „Pflanzen des Grünlandes in der Rhön“ beschreibt 78 typische Arten.
Die typischen Grünlandarten sind dabei nach Blütenfarben sortiert. So beginnt der Fächer mit dem Spitzwegerich, deren Blüten eine bräunliche Farbe annehmen, auf der letzten Seite wird die Wiesen-Schafgabe (weiß) beschrieben.
Jeder Eintrag enthält Infos zur Blütezeit und dem Standort – Glatthaferwiese, Bergwiese, Halbtrockenrasen, Feuchtwiese, Borstgrasrasen oder feuchte Säume – sowie eine detaillierte Beschreibung von Pflanze, Blatt und Blüte.
Die bevorzugten Standortbedingungen sind anhand einer Farbskala dargestellt, aus der sich Infos zu Feuchtigkeit, pH-Wert des Bodens, Nährstoffversorgung und Nutzungsverträglichkeit ablesen lassen.
Auch die Schutz- und Gefährdungskategorien (Rote Liste Hessen) sind angegeben, zudem sind Kennarten des HALM-Programms (Hessisches Programm für Agrarumwelt- und Landschaftspflege-Maßnahmen) markiert.
Zusätzlich werden für jede Pflanze weitere wissenswerte Details genannt – zum Beispiel, ob die Art problematisch für die Landwirtschaft oder die Biotoperhaltung ist, oder ob die Pflanze essbar ist.
So erfährt man etwa über den Kleinen Wiesenknopf, dass er nicht nur eine Charakterpflanze des Halbtrockenrasens ist, sondern dass das Heilkraut gern für Grüne Soße verwendet wird. Und das Gewöhnliche Zittergras wird als „heute seltener Qualitätsanzeiger in artenreichen Wiesen und Magerrasen, düngeempfindlich, wertgebend“ beschrieben.
Störarten wie die Herbst-Zeitlose, die sich aufgrund ihres Gifts auch für Silage nicht eignen, sind entsprechend gekennzeichnet.
„Die Bestimmungshilfe richtet sich sowohl an Landwirtinnen und Landwirte als auch an Naturführerinnen und Naturführer und kann zudem in den Biologieunterricht eingebunden werden“, sagt Ulla Heckert vom LIFE-Projekt „Hessische Rhön“.
Das LIFE-Team hat den Pflanzenfächer gemeinsam mit dem Planungsbüro „PlanWerk“ aus Nidda erarbeitet, auch der bekannte Botaniker Uwe Barth aus Tann war beteiligt.