Gastbeitrag von Andrea Dominik
Das 8. Internationale Bildhauersymposium ist zu Ende. Eine Woche lang haben fünf Künstler am Burgsee ihre Werke vor Publikum erstellt. Der Bad Salzunger Kunstpreis geht nach Italien.
Eine beeindruckende Woche ist vorbei. Fünf Tage lang haben fünf Künstler vor dem Bundesforstamt am Burgsee Skulpturen aus Holz erschaffen. Vom ersten Schnitt in den unbehandelten Baumstamm bis zum letzten Schliff am fertigen Kunstwerk konnten interessierte Besucher dabei sein, den Bildhauern über die Schulter schauen und mit ihnen ins Gespräch kommen.
Auch die Finissage, das Ende des Symposiums am 12. September, wurde mit der Öffentlichkeit gefeiert. Vorab kam die Jury zusammen, um die fertigen Werke in Augenschein zu nehmen. Nachdem die Künstler ihre jeweilige Intension und die Herangehensweise zum Entstehen der Skulpturen darstellten, hatte die Jury die Qual der Wahl.
So verschiedenen die einzelnen Künstler sind, so verschieden sind auch ihre Interpretationen des diesjährigen Symposium-Themas „Transluzenz“. Der Begriff bedeutet Lichtdurchlässigkeit und sollte mit dem Kern der Kurstadt - dem Salz - in Verbindung gebracht werden.
Die tschechische Künstlerin Marketa Varadiova erstellte eine Art Holzschiff mit eingefassten Glaskristallen.
Sie hatte sich vom Salzmolekül inspirieren lassen und griff die Struktur in der Form der Skulptur auf.
Die deutsche Bildhauerin Franziska Uhl stellt die Tatsache, dass Salz lebensnotwendig für den Körper ist, in den Vordergrund.
Deshalb erschuf Sie einen Frauentorso und lasierte ihn in schimmernden Pastelltönen, ähnlich der Farbe des Salzes.
Der syrische Künstler Ibrahim Alawad, welcher am Abschlusstag seinen 60. Geburtstag feierte, kreierte eine eigene Salz-Legende. Alawad erschuf eine hölzerne Salzgöttin, welche Salz an die Menschen spendet.
Seine Motivation liegt darin, dass Salz als das älteste Handelsgut gilt und in vielen Kulturen verwendet wird, um einander willkommen zu heißen.
Der gebürtige Eisenacher Hardy Raub machte die Transluzenz mit Hilfe von Altglasscheiben erlebbar. Er setzte sie in seine geradlinige Holzskulptur ein, deren Form an der Struktur des Salzes erinnert.
Sobald Licht durch die gestapelten Glasscheiben fällt, gibt es je nach Tageszeit unterschiedliche Lichtspiele und Stimmungen. Dies gefiel Raub selbst so gut, dass er eine zweite Skulptur für seine eigene Ausstellung schaffen möchte.
Die Idee von Hardy Raub kam auch bei den Besuchern gut an, was die Jury kurzerhand veranlasste, das Werk mit dem Publikumspreis zu ehren.
Der Sieger des 8. Internationalen Bildhauersymposiums ist Maurizio Perron aus Italien.
Sein Werk greift die Struktur des Salzes auf andere Weise auf – außen glattgeschliffen, innen kleinteilig wie beim Abschlagen von Kristallen im Bergwerk. Dazu vergleicht Perron die Einkerbungen mit Lebenswegen.
Die Menschen kommen aus unterschiedlichen Orten, treffen Entscheidungen und gehen verschiedener Wege. Doch zu einem bestimmten Zeitpunkt kreuzen sich diese. Zusätzlich spiegelt die Skulptur für Perron das menschliche Wesen - äußerlich glatt und geschliffen, hat es oft einen rauen Kern.
Diese Interpretation von Transluzenz zusammen mit der handwerklichen Umsetzung und dem Spiel von Licht und Schatten überzeugte letztlich.
Die Jury bestand in diesem Jahr aus Bürgermeister Klaus Bohl, Bildhauer und Initiator Matthias Rug, Architekt Dr. Daniel Rimbach sowie Kathleen Heß, zuständig für den Bereich Kultur in der Stadtverwaltung. Susann Eberlein vertrat Ute Weilbach von der Tageszeitung „Freies Wort“.
„Dieses Jahr fiel uns die Entscheidung besonders schwer,“ erläuterte Bohl. „Jedes Werk hat eine hohe Qualität und seinen ganz eigenständigen Charakter. Es war eine Herausforderung, aber wir sind einstimmig zu unserem Urteil gekommen.“
Im Anschluss übergab Bohl den diesjährigen Bad Salzunger Kunstpreis, welcher mit 300 Euro dotiert ist, an den Sieger Maurizio Perron.
Das 8. Internationale Bildhauersymposium wurde von der Stadt Bad Salzungen mit Unterstützung der Asklepios Kliniken, der Wartburg Sparkasse, der Thüringer Energie AG, Licht und Kraft Radtke GmbH sowie der Rebo Consult Ingenieurgesellschaft mbH ausgerichtet.
Zwei der entstandenen Kunstwerke werden bei Sponsoren aufgestellt. Die übrigen sollen am neu gestalteten Burgseeufer sowie im
Rathenaupark für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.