Gastbeitrag von Christopher Eichler
Seit 1. Januar 2012 ist das Jobcenter im Landkreis Schmalkalden-Meiningen kommunal und sichert an den beiden Standorten Schmalkalden und Meiningen mit seiner täglichen Arbeit unter dem Dach des Landratsamtes den Lebensunterhalt vieler Menschen aus dem Landkreis.
Das Kommunale Jobcenter zeigte sich seit seiner Gründung als flexible und anpassungsfähige Einrichtung.
Ob Gesetzesänderungen, Verschiebungen in den Bedarfen des regionalen Arbeitsmarktes, der Flüchtlingszuzug im Jahr 2015/ 2016 oder die Auswirkungen der Corona-Pandemie – die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jobcenters begegneten all diesen Herausforderungen souverän und verloren dabei das Wesentliche nie aus den Augen: für die Menschen im Landkreis da zu sein.
„Seit unserer Gründung konnten wir rund 12.521 Menschen im Landkreis Schmalkalden-Meiningen in den Arbeitsmarkt integrieren und damit soziale und gesamtgesellschaftliche Teilhabe stärken“, erklärt Steffi Ebert, Leiterin des Kommunalen Jobcenters und führt weiter aus:
„Wir haben zur effektiven Zusammenarbeit mit den Firmen in unser Region einen eigenen Arbeitgeberservice, der Arbeitgeber bei der Akquise geeigneter Arbeitnehmer unterstützt, zu Fördermöglichkeiten berät und als direkter Ansprechpartner vor Ort zur Verfügung steht.“
Überhaupt sei es wichtig, so Ebert, dass ein Jobcenter nicht einfach nur eine Behörde sei, sondern ein Gesicht und eine Stimme habe. Und genau dafür stehen die 91 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der kommunalen Einrichtung.
„Persönlicher Kontakt, direkte Beratung ist uns wichtig“, führt Steffi Ebert aus.
Ein ganz besonderes Augenmerk legt das Kommunale Jobcenter in seiner Arbeit auf die jüngsten Leistungsempfänger, die Kinder.
Es ist eines der Kernanliegen, insbesondere die Kinder im Hilfesystem des SGB II möglichst frühzeitig zu erreichen und ihnen gezielte Unterstützung anzubieten, damit sie später in der Lage sind, die Chancen des Ausbildungsmarktes aktiv zu nutzen.
Die Gründung einer Jugendberufsagentur im Jahr 2019 war im Zuge dieser formulierten Zielstellung nur konsequent.
Die Jugendberufsagentur, das ist ein Zusammenschluss des Jobcenters im Landkreis Schmalkalden-Meiningen, der örtlichen Agentur für Arbeit, des Fachbereiches Soziales, Jugend, Gesundheit sowie des Staatlichen Schulamtes mit dem erklärten Ziel, junge Menschen auf ihrem Weg in das Berufsleben zielgerichtet und individuell zu unterstützen.
Aktuell läuft das Modellprojekt „Lernstandorte“ mit zwei Pilotschulen im Landkreis an, um im Bedarfsfall schon ab der ersten Klasse über das Bildungs- und Teilhabepaket anzusetzen und im Lernprozess unterstützen zu können.
Auch Landrätin Peggy Greiser ist stolz auf die Arbeit des Kommunalen Jobcenters und führt aus: „Das Jobcenter ist eine bedeutende Institution in unserem Landkreis. Es unterstützt mit seiner täglichen Arbeit und seinen Ideen Menschen in schwierigen Lebenslagen, hilft dort, wo Hilfe gebraucht wird und sichert den sozialen Frieden.“
Und die Arbeit zeigt Erfolge. Vor zehn Jahren unterstützte das Kommunale Jobcenter noch rund 7.126 Menschen, die Hilfe aus der Grundsicherung des SGB II erhielten. Aktuell sichert das Kommunale Jobcenter im Landkreis Schmalkalden-Meiningen den Lebensunterhalt und den Wohnraum von deutlich weniger hilfebedürftigen Menschen (rund 4.053 Personen).
In diesem Zusammenhang würdigt die Landrätin auch noch einmal die erfolgreiche Arbeit der langjährigen Leiterin des Kommunalen Jobcenters, Undine Herlan, die 2012 den Übergang zur kommunalen Einrichtung begleitete und bis 2017 zuständige Fachbereichsleiterin war.
Dass ein Jobcenter jedoch nicht nur dafür da ist, Menschen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung auf dem sogenannten allgemeinen Arbeitsmarkt zu integrieren, trat insbesondere in den letzten Jahren immer stärker hervor und führte schließlich auch gesetzgeberisch zu neuen Impulsen.
Das Teilhabechancengesetz, welches seit 1. Januar 2019 in Kraft ist, schuf neue Ansätze und Perspektiven für das Kommunale Jobcenter, die Leistungsempfänger und nicht zuletzt auch die Unternehmen in der Region.
Insgesamt konnte mit diesem Förderinstrument bislang 52 Personen eine dauerhafte gesellschaftliche und berufliche Teilhabe ermöglicht werden.
Insbesondere langzeitarbeitslose Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen keine direkte Anbindung an den regulären Arbeitsmarkt mehr finden können, profitieren von dieser Förderung.
Die Mitarbeiterinnen und die Mitarbeiter des Kommunalen Jobcenters setzen dort an, wo sie gebraucht werden:
- bei der Sicherung des Lebensunterhaltes
- Bildung und Teilhabe, beruflicher Qualifizierung
- Unterstützung alleinerziehender Elternteile
- Chancengleichheit am Arbeitsmarkt
- Coaching für Familien in schwierigen Lebensumständen
- Lohnkostenzuschüssen
- Unterstützung für Menschen mit Migrationshintergrund
- Hilfen für Menschen mit Behinderungen
- Personen mit Rehabilitationsbedarfen
Auch der Zugang zur Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung, die im selben Jahr wie das Kommunale Jobcenter ihre Arbeit unter dem Dach des Landratsamtes aufgenommen hat, kann durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angestoßen und begleitet werden.
Die Kolleginnen der Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung sitzen im Haus nur ein paar Türen weiter, der „kurze Weg“, wenn ein Leistungsempfänger Hilfe bei der Bewältigung seiner Schuldensituation benötigt, ist also durchaus wortwörtlich zu verstehen.
Überhaupt arbeitet man innerhalb des Landratsamtes eng mit den anderen Sozialleistungsträgern zusammen.
Ob Wohngeldstelle, Fachdienst Soziales und Teilhabe, Jugendamt oder der Fachdienst Ausländer- und Personenstandswesen – die interne Vernetzung zwischen den verschiedenen Rechtsgebieten bildet einen wichtigen Baustein für schnelle und passgenaue Hilfen für die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis.
Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit findet darüber hinaus auch mit der örtlichen Agentur für Arbeit statt.
Insbesondere die Unterstützung junger Menschen unter 25 sowie von Rehabilitandinnen und Rehabilitanden erfolgt im steten Austausch und in einem gemeinsamen Verständnis von individueller Hilfestellung.
„Unser Kommunales Jobcenter zeichnet sich sowohl durch eine hohe Qualität als auch Flexibilität in der Aufgabenerledigung aus. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bringen sich aktiv in die Gestaltung dienstleistungsorientierter Arbeitsprozesse ein und leisten hier jeden Tag sehr gute Arbeit“, so Fachbereichsleiterin Steffi Ebert.
Zum Jubiläum geht der Blick jedoch nicht nur zurück, sondern auch in die Zukunft. Welche neuen Aufgaben und Herausforderungen werden auf ein Jobcenter der Zukunft zukommen?
Was bekannt ist: Es wird ein neues Gesetz geben – ein Bürgergeld soll kommen und das allseits bekannte „Fordern und Fördern“ der vergangenen Jahrzehnte soll neu formuliert werden.
Digitale Angebote werden zunehmend in den Fokus rücken und damit einhergehend die Notwendigkeit zum Ausbau alternativer (virtueller) Beratungsformate.
Die fortschreitende Digitalisierung wird darüber hinaus nachhaltige Auswirkungen auf die Arbeitswelt haben und potentielle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen angemessen darauf vorbereitet werden.
Steffi Ebert ist sich jedoch sicher, dass bei allen anstehenden Änderungen Langzeitarbeitslose, junge Menschen unter 25 Jahren, Frauen und Alleinerziehende auch weiterhin zentrale Arbeitsschwerpunkte der Zukunft bleiben werden.
„Wir werden unsere Arbeit auch in Zukunft jeden Tag daran ausrichten und messen, wie gut wir die Menschen in unserem Landkreis erreichen und ihnen die notwendigen Hilfen zukommen lassen können“, so Steffi Ebert.
„Dabei sind uns finanzielle Hilfen zur Sicherung des Lebensunterhaltes genauso wichtig wie Beratung und das Unterbreiten passgenauer Unterstützungsangebote aus dem Portfolio des SGB II.“